Seit meiner Kindheit schon hege ich eine Vorliebe für geschmorte Paprika. Die gefüllten Paprika von meiner Mutter gehörten immer zu meinen Lieblingsgerichten. Inzwischen habe ich selbst einige Male gefüllte Paprika zubereitet und finde, die schmecken fast noch besser als bei meiner Mutter. Und ich habe NIE, wirklich noch NIE, erlebt, daß dieses Gericht irgendwo anders ebenfalls geschmeckt hätte, deshalb esse ich es nirgendwo mehr außer zu Hause. Doch das Füllen und Schmoren ist ziemlich aufwendig. Wenn man nur den Geschmack haben will, kann man auch super einen Gemüsegulasch machen. Dazu brate ich geschnittene Wiener oder Tofuwürfel leicht in etwas Öl an, gebe Paprika- und Tomatenviertel hinzu und lasse alles kurz angaren. Danach wird mit Wasser aufgegossen, Tomatenmark hinzugegeben und alles nach Geschmack gewürzt. Ich nehme dazu Salz, Oregano, eine winzige Prise Chili (scharf darf es nicht werden) und immer auch etwas Vollrohrzucker. Das unterstreicht den fruchtigen Geschmack der Tomaten. Man läßt alles schmoren, bis ein sämiger Gulasch entstanden ist. Am besten schmeckt es, wenn sich teilweise beginnt, die Außenhaut von der Paprika zu lösen. Dazu Kartoffeln oder Reis. Das ist soooo lecker! Ein Traum, der mich immer wieder begeistert.
Was ich auch sehr gerne esse sind Brötchen mit Leinöl und Zucker. Mit dem pulvrigen, teuren Vollrohrzucker sind sie sogar noch besser, weil zum einen dieser Zucker einen leicht karamelligen Geschmack hat und zum anderen nicht so leicht wieder vom Brötchen herunterkrümelt wie der gewöhnliche Kristallzucker. Leider schmeckt aber das Leinöl, welches man zu kaufen bekommt, nie so, wie ich das frische Leinöl aus dem Dorf meiner Großeltern in Erinnerung habe, welches von den im Spreewald üblichen weiten Leinfeldern umwogt wurde. Deshalb sollte man, wenn man in dieser Gegend ist, unbedingt bei der Straupitzer Mühle haltmachen und sich einen Vorrat frischgepresstes Leinöl einfüllen lassen. Das war die Rubrik Haushaltstipps.
Ich weiß, daß es einige wenige Leser gibt, die fast jeden Eintrag meines Blogs lesen und immer schon auf den nächsten warten. Irgendwie ist es ein seltsames, aber auch gutes Gefühl, wenn das eigene Leben für andere so interessant ist. Und da macht man gerne den Unterhalter, aber natürlich schreibe ich nicht nur, um zu unterhalten, sondern auch für mich selbst. Doch manchmal wird die Tatsache, Leser zu haben, auch zu einem verpflichtenden Selbstläufer, wegen dem man fälschlicherweise meint, in den Einträgen immer noch humorvoller, poetischer, brisanter und intelligenter sein zu müssen. Vermutlich ist das nicht so, denn ich selbst stelle gerade fest, was für ein Vegnügen es ist, wenn man endlich etwas aus dem Leben dieser bisher nur aus Namen bestehenden Leser erfährt, von denen man vorher gar nichts oder wenig wußte. Es ist wahrscheinlich einfach ein menschliches Bedürfnis, am Leben anderer teilzuhaben, vielleicht weil es in jeder Hinsicht beruhigt. Ist es ähnlich dem eigenen, beruhigt es, weil man merkt, daß das eigene noch normal ist, ist es dramatisch, beruhigt das, weil man sieht, wovon man bisher verschont geblieben ist, ist es schöner, regt es dazu an, sich neue Ziele zu setzen und in Angriff zu nehmen. Das Leben anderer ist also eine Art Orientierungspunkt, an welchem man erkennen kann, wo man selbst steht und wohin man will. Und es relativiert so manches, wenn man offensichtlich nicht der Einzige ist, der ein bestimmtes Problem hat. Das macht wohl das Bloggen allgemein so faszinierend, unabhängig von speziellen Themenblogs. Um so mehr begrüße ich es, wenn Leser selbst zu Bloggern werden und an ihrem Leben teilhaben lassen. Schließlich brauche ich ebenfalls Bloglesefutter als Leuchttürme und will damit versorgt werden. Im Moment sorge ich mich mehr um mein Unterhaltungspotential für die Psychoonkologin, bei der ich wieder Termin habe. Ich fühle mich dabei wie ein Entertainer, der sein Programm durchgeht und sich fragt, was er in der Show bringen sollte und was nicht. Stoff für das Unterhaltungsprogramm gäbe es genug. Und das, obwohl es beim letzten Mal bereits wie ein Wasserfall aus mir herausgesprudelt ist. Ich habe mich beim Reden selbst beobachtet und dachte innerlich immer, upps, jetzt hast du das gesagt und upps, jetzt hast du jenes gesagt, Dinge, die ich nicht einmal meiner Familie erzählen würde. Daß ich bei ihr so gesprächig werde, liegt wahrscheinlich daran, daß sie gut zuhören kann und auch die richtigen Reaktionen zeigt, im Gegensatz zu der ersten Psychoonkologin aus der Klinik, die einem mit ihrem Schulterzucken und lapidaren "Was soll sein?" sofort das Gefühl gab, das Problem sei es gar nicht wert, darüber zu reden. Nun habe ich ihr also bereits eine ganze Reihe der Katastrophen der letzten Jahre berichtet und schon damit hatte sie mehr als genug zu tun. Das, was an Problemen nach außen sichtbar und erklärbar ist, ist ja oft nur die Spitze des Eisbergs. Und ich hätte noch viel mehr im Angebot, das mich belastet und zur Zeit Thema ist. Doch es gibt Dinge, über die möchte man einfach nicht reden, weil sie so, ja im Grunde komisch sind und einen trotzdem in stürmische Tiefen mitnehmen. Und ich glaube, wenn ich ihr wirklich alles und jedem Zusammenhang berichten würde, dann würden ihr nur noch die Ohren schlackern, vielleicht wäre sie sogar überfordert. Innerlich stelle ich mir immer vor, wie ich reagieren würde, wenn mir jemand meine ganze Geschichte der letzten Jahre erzählen würde. Ich denke, ich würde nur die Hälfte davon glauben und wäre irgendwann so geschockt, daß ich gar nichts mehr davon würde hören wollen. Wie gut, daß es Blogs gibt, die strapazierfähiger sind und sich nicht wehren können, aber selbst hier kommen einige Ereignisse nur andeutungsweise zur Sprache.