Die Verkalkung
macht Fortschritte. Heute früh für einen Arzttermin aufgestanden, fertig gemacht und kurz vorm Losgehen noch einmal auf den Terminzettel geschaut: Der Termin ist erst nächsten Donnerstag. Na gut. Hat ein bißchen was von unverhofftem Hitzefrei. Und ist mir ganz recht, weil es mir eh nicht so gut geht. Hab Migräne, bin irgendwie total geschafft und fertig, und im Bauch grummelt es auch ein bißchen. Interessant, wie einen die Krankheit zum Mann macht. Während man früher einfach nur leicht unpäßlich war, liegt man heute schon bei kleinsten Symptomen im Sterben. Ich hasse das! Montags hatte ich ebenfalls wieder Termin bei der Ps.onkologin: Sie war völlig aus dem Häuschen über meine "fantastischen Fortschritte", die ich in den letzten Monaten alleine gemacht habe und gratulierte mir dazu. Ich sei auf dem Weg, erwachsen zu werden und mehr Verantwortung für mich zu übernehmen. Nun habe ich zwar selbst gemerkt, daß ich mich verändere, durchaus recht heftig sogar, allerdings hatte ich von den wirklichen Ausmaßen anscheinend doch noch keine Ahnung und da ist auch immer der leise Zweifel, ob es tatsächlich eine dauerhafte Sache ist, oder jetzt nur eine bessere Phase. Fasziniert war sie weiterhin davon, daß ich meine alten Klamotten teilweise nicht mehr ertragen kann, weil ich mich dann wie früher fühle. Sie meint, die Innere-Kind-Sitzung sei der Auslöser für diese Veränderungen, ich bin mir da nicht so sicher. Zwar kann ich es nicht ausschließen, daß es doch unbewußt irgendetwas bewirkt hat, aber ich denke, der wirkliche Grund für die Veränderung ist meine Entschlossenheit, mir mein Leben 2.0 nicht mehr von irgendwem oder irgendetwas vermiesen zu lassen, zumindest nicht dauerhaft, und mich nicht mehr von anderen richtig runterziehen zu lassen. Es sei normal, daß es Leute gibt, die mit dieser Veränderung nicht klar kommen und nicht wollen, daß ich mich verändere, meinte die PO. Die würden dann halt gehen und dafür neue kommen. Zur Sprache kam dabei auch die Sache mit diesem anonymen Schreiber auf Twoday.net und Twitter. Als ich alles erklärte, schlug sie vor Entsetzen die Hände vors Gesicht und raufte sich die Haare. Sowas hätte sie auch noch nicht gehört. Ja, war klar, das hatte ich mir schon gedacht, daß nur ich es schaffe, mich in solch seltsame Situationen zu manövrieren. Sie meinte, daß jemand, der ein Helfer-Syndrom hat, selbstsüchtig handelt und sich innerlich nicht klar von seinem "Suchtmittel" abgrenzen kann, weshalb er auch gerne übergriffig wird und seine Launen am anderen abläßt, ganz besonders wenn er merkt, daß der andere nicht so hilflos ist, wie er das gerne hätte. Ich solle das Mobbing und die fiesen Spiele einfach als Lektion betrachten, künftig nicht mehr so naiv zu sein, zu glauben, daß man von anderen, die einen anscheinend mögen, auch wirklich gut behandelt und geachtet wird, und mich innerlich so schützen, daß mich solche Übergriffe nicht mehr völlig aus den Socken hauen können. Ich hätte sowas alles nicht nötig und könne das jetzt auch überhaupt nicht gebrauchen. Stattdessen sollte ich mich auf die Menschen konzentrieren, die mich gut behandeln, es gut mit mir meinen, und die Dinge, die mir gut tun. Sie fand, daß das Internet ganz neue Facetten in psychologische Probleme bringt, Dinge, mit denen ihr Berufsstand sicher noch häufiger konfrontiert werden wird. Ja, sage ich, da braucht man wohl als Psychologe einige Nachschulungen.
zuckerwattewolkenmond - Do, 12:07