Skyfall
Heute morgen bin ich erst einmal aus dem Bett gefallen, schnell zur Arztpraxis gefahren und holte mir dort meine Spritze ab. Interessanterweiser erreichte mich noch an der U-Bahn ein zufälliger Wink mit dem Zaunpfahl, als ich einen angeschlagenen Zettel mit dem Spruch: "Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab." von Marc Aurel las. Diese Erinnerung kam genau zur richtigen Zeit, denn manchmal vergesse ich, gesund zu denken. Und damit meine ich auch 'gesund' und nicht 'positiv'. Diesem zwanghaften Augenverschließen kann ich nichts abgewinnen. Wenn Vertrauen auf vielerlei Ebenen enttäuscht wurde, ist es schwieriger zu vertrauen, und dennoch ist es hin und wieder ratsam. Danach hatte ich zwei Stunden freie Zeit. Da die Arztpraxis gleich neben einem Einkaufscenter mit Bio-Abteilung liegt, frischte ich dort meine Vorräte an Dinkel-Spaghetti, Vollrohrzucker, Kartoffeln und anderem auf und schleppte alles nach Hause. Hier verschlang ich eilig ein halbes Frühstück, bevor es wieder in die Arztpraxis ging. Die Untersuchung kam mir endlos lang vor, viel länger als beim ersten Mal. Ich glaube, ich habe da bestimmt eine dreiviertel Stunde gelegen und versucht, mich nicht zu rühren. Die junge Assisstenzärztin war sehr nett und sagte mir auch gleich nach der Untersuchung, daß nichts Auffälliges zu finden sei. So konnte ich mich beruhigt ins Kino begeben und die Nachmittagsvorstellung von "Skyfall" sehen. An die Tagesvorstellungen in der Woche kann man sich wirklich gewöhnen, weil, egal wohin man geht, die Kinos so schön leer sind. Nachdem mich die letzten zwei Bondfilme nur angeödet hatten, war ich aufgrund der Betitelung "bester Bond seit langem" doch neugierig. Und eines kann man sagen - anders ist der Film ganz gewiß, schon deshalb, weil diesmal eindeutig das supersexy Haupt-Bondgirl Judi Dench ist. Allerdings mit einer grandiosen Pechsträhne. Da ist der Film nahe am Leben, denn wenn einen das Pech erst am Wickel hat, wird man es nicht mehr so schnell los und es passiert garantiert nicht nur eine dumme Sache. An Stunts und netten Feuerchen wurde nicht gespart, wenn auch zur Abwechslung altehrwürdige schottische Herrensitze dran glauben mußten, was mir persönlich ja in der Seele weh tut. Und den alten Aston Martin haben sie wieder ausgebuddelt. Das alles, einschließlich der Londoner Unterwelt, gibt dem Film, in dem man erstmals etwas von der Kindheit Bonds erfährt, eine sehr nostalgische Note. Aber noch etwas anderes ist erstmalig: Daniel Craig als Bond wird diesmal von Ralph Fiennes völlig an die Wand gespielt. Zwar tritt Fiennes als höherer Vorgesetzter nur in wenigen Szenen auf, hat aber zum einen sehr viel mehr Charisma und zum anderen ist er auch in diesen wenigen Szenen ein wirklich toller Schauspieler. Alleine wie er die Körperhaltung eines alternden Sesselpupsers einnimmt, bevor sich herausstellt, daß er doch noch nicht so altes Eisen ist, ist zum Niederknien. Außerdem ist er kein Säufer, sondern ganz Gentleman. Und sein wir mal ehrlich - wer will schon Bond als Säufer sehen? Wenn ich Säufer sehen will, dann gehe ich zur nächsten Ecke oder ins Büro. Da sehe ich überall welche. Aber wo sieht man heutzutage noch Gentlemen? Eben! Doch das ist nur meine bescheidene Meinung.
zuckerwattewolkenmond - Di, 19:54