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Montag, 28. Oktober 2013

Wintervorräte

Holz und Herzen

Wintervorräte

Sturm-Tag

Irgendetwas muß in der Luft liegen. Dieser Tag war alles andere als normal und ich bin völlig fertig. Alles begann damit, daß ich mir unabsichtlich zwei Arzttermine auf einen Tag legen ließ. Da aber der eine Termin vormittags und der zweite nachmittags lag, dachte ich, das müßte zu schaffen sein. Dazu kommt, daß ich heute anscheinend aussah, als hätte ich Gesprächsbedarf, jedenfalls wurde ich extrem häufig angesprochen.

Am Morgen weckte mich der Fernseher eine Stunde früher als eingestellt, da er sich nicht automatisch umgestellt hatte. Was soll's, sagte ich mir, habe ich halt etwas mehr Zeit und kann früher los gehen. Leider nutzte mir das nicht, denn ich wartete genau diese Zeitspanne auf den Bus, der nicht kam. Endlich im Bus sprach mich meine Sitznachbarin, eine ältere Dame, mit einer Frage an, schien aber weniger auf eine Antwort als auf eine Unterhaltung erpicht zu sein. Dann stieg plötzlich meine ehemalige Mitpatientin ein, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, sondern nur noch höre, da wir regelmäßig telefonieren. Ich zupfte sie am Ärmel und sie erkannte mich erst nicht. Ich stelle in letzter Zeit häufiger fest, daß man mich nicht erkennt, dabei finde ich nicht, daß ich mich großartig verändert habe. Ich habe weder viel zugelegt noch abgenommen, nur der Pony ist neu. Aber so ein Pony scheint direkt dieselbe Wirkung zu haben wie bei Männern ein Bart. Man könnte glatt Undercover arbeiten.

Als ich von der Straßenbahn zur Arztpraxis hetzte, da ich mich inzwischen ziemlich beeilen mußte, sprach mich ein Mann an und fragte, ob ich Feuer hätte, schien aber ebenfalls eher an einer Unterhaltung interessiert. Immerhin schaffte ich es auf die Minute genau in der Arztpraxis zu sein. Dort erklärte ich der Arztschwester, daß ich in spätestens drei Stunden wieder weg müsse und sie meinte, ich solle, wenn ich noch nicht aufgerufen worden wäre, eine halbe Stunde vorher zur Anmeldung kommen, aber es seien ja genug Stunden Zeit. Da ich noch nie in Marzahn im Gesundheitszentrum war, hatte ich nur grob überschlagen, wieviel Zeit ich bis dorthin bräuchte, und war relativ großzügig, da man beim ersten Mal manchmal das Gebäude oder den Eingang suchen muß. Wie erwartet und befürchtet hatte sich bis zu einer dreiviertel Stunde vor der anvisierten Abflugzeit nichts getan und ich begab mich nun in den Flur. Zum Glück sah mich die Ärztin und ich kam schließlich noch rechtzeitig dran.

Allerdings sollte ich danach ins Labor. Ich wartete und wartete, - zwischendurch erzählte mir eine unbekannte Patientin von ihrer neuen Katze -, es war bereits fünf Minuten über der Zeit, als ich hereingerufen wurde und ganze fünf Röhrchen mit Blut gefüllt werden sollten. Es dauerte und dauerte. Wie ein Wirbelwind raste ich schließlich nach draußen und rannte fast blutleer ohne die abgezapften fünf Röhrchen Blut erst zur Straßenbahn und später zur S-Bahn, weil ich nicht auf die nächsten Bahnen warten wollte. Tatsächlich schaffte ich es, fünf Minuten nach dem vereinbarten Termin bei der Anmeldung zu sein und konnte im Wartezimmer meinen Adrenalinspiegel nur dürftig wieder senken. Ich mußte nicht sehr lange warten und die Arztschwester beim MRT erklärte mir wortwörtlich, da wir hier auf der Allee der Kosmonauten seien, bekäme ich jetzt auch einen Helm auf den Kopf. So lag ich in meinem Space Shuttle, es klopfte, hämmerte und blinkte, ohne daß ich mich rühren durfte.

Danach auf dem Weg durch halb Berlin nach Hause noch schnell beim Supermarkt vorbei und irgendwann nach 18 Uhr war ich zu Hause. Ich hatte den ganzen Tag hindurch von früh bis abends nichts gegessen, obwohl etwas eingepackt, aber beim Rennen nach Bussen und Bahnen ist Essen einfach hinderlich. Natürlich freute ich mich jetzt sofort meinen Kühlschrank zu plündern, aber noch bevor ich die Taschen ausgepackt und die Hände gewaschen hatte, hörte ich es schon laut krachen und scheppern auf dem Balkon. Der Orkan wütete und ich hatte alle Hände voll zu tun, alles was nicht niet- und nagelfest ist, in Sicherheit zu bringen. Auf der Straße war mir der Sturm gar nicht so stark erschienen, doch auf der Wetterseite unter dem Dach ist jeder Wind heftiger. So heftig wie diesmal hatte ich ihn allerdings lange nicht erlebt. Und wie heute geht es, fürchte ich, noch mindestens die nächsten zwei Wochen weiter, na gut, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber immer noch zu viel. Gleich morgen früh ist erneut Zumba fällig, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das nach diesem Tag überhaupt schaffe. Der Geist ist ja willig, schließlich macht es Spaß, aber das Fleisch, nun ja...braucht einfach viel Erholung. Fünf Tage hintereinander würde ich so etwas nicht durchstehen.