Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Montag, 20. November 2017

Jahresendoptionen

Gestern dachte ich darüber nach, wie ich den Rest diesen Jahres über die Runden bringe und beschloß, nur noch zu schlafen, zu essen, mich zu Hause zu vergraben und Katzenvideos zu schauen (was ich eh schon seit Wochen tue). Bis zum Jahresende könnte ich dann mit dem Youtube-Katzenarchiv durch sein. Es ist seltsam und vielleicht auch gar kein Zufall, daß ich ausgerechnet jetzt so exzessiv auf Katzen gepolt bin, nachdem durch bestimmte Ereignisse alte Kindheitsverletzungen und die damit verbundenen Gefühle wieder hochgeholt wurden. Damals entwickelte ich eine starke Affinität zu Katzen und ließ mich von sämtlichen streunenden Katzen der Umgebung trösten. Katzen sind eben wie ein Wärmepflaster für die Seele. Bereuen tue ich eigentlich nur, daß ich viel zu sehr auf meine Eltern und ihre merkwürdigen Ansichten hörte. Daß ich die Katzen nicht in der Wohnung behalten durfte, sondern sie zuerst nur besuchsweise kamen, ok, da sind Eltern blöderweise am längeren Hebel. Aber die erste Katze, die trotzdem regelmäßig bei uns übernachtete, durfte außerdem nicht bei mir im Bett schlafen. Es dauerte nicht lange, und sie hatte sich ein neues schönes Heim woanders ausgesucht. Noch heute denke ich, daß sie nur deshalb jemand anderem zugelaufen ist, weil sie nicht in meinem Bett schlafen durfte. Und sie war ein richtiger Glücksfall von Katze - nicht nur getigert, sondern auch noch sehr stubenrein, sauber, gesittet und dabei verspielt und zutraulich. Aber so sind sie, die Katzen - untreue Tomaten, wenn sie nicht genug hofiert werden und ihren Willen bekommen. Sogar Männer halten da länger durch, wenn sie nicht in mein Bettchen dürfen, aber Katzen sind sofort weg. Doch ich muß zugeben, daß sie es richtig gemacht hat und wahrscheinlich noch ein langes, glückliches Leben hatte.

Die nächste streunende Katze, die danach das Privileg hatte, mich trösten zu dürfen, war leider nicht so schlau und verließ sich ganz auf mich, was ihr dann doch nur ein eher hartes Leben und tragisches Ende als Straßenkatze einbrachte. Zwar hatten meine Eltern eingesehen, daß den Katzen mein Bett zu verbieten weder für mich noch für die Katzen erfreulich ist, aber ihr Hauptaufenthalt waren immer noch Hof und Straße, während sie abends zusammengerollt an meinem Kopf schlief. Das hatte zur Folge, daß sie drei Würfe von Jungen zur Welt brachte, die aber nie lange überlebten, da unser Hausmeister auf Zack war. Einen der Würfe bekam sie sogar auf unserem Sessel im Wohnzimmer, was natürlich so von meinen Eltern nicht vorgesehen gewesen war. Aber es war Sonntagmorgen, meine Eltern schliefen lange und die Katze saß bereits vor der Tür und mauzte. Also ließ ich sie rein, wußte aber nicht, daß sie bereits wußte, daß sie ihre Babys auf unserem Sessel bekommen würde. Es ging dann auch alles sehr schnell. Flutsch, flutsch, flutsch und schon waren drei kleine Knäuel da. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht gewußt, was bei Katzen zu tun ist, wenn sie Babys bekommen, deshalb tat ich instinktiv das richtige: ich saß dabei und schaute zu. Wenn ich jetzt manchmal Videos von Katzengeburten auf Youtube sehe, in denen die Katzen betatscht, herumgetragen oder gar mit Kleenex an den schlüpfenden Jungen gezogen und diese mit Kleenex gesäubert werden, frage ich mich, ob Menschen tatsächlich so schwachköpfig sind, daß sie nicht bemerken, daß die Katze nicht wegen der Geburt so aufgebracht ist, sondern weil sie währenddessen belästigt und gequält wird. Katzen schaffen das in der Regel ganz alleine. Und wenn sie doch einmal in Schwierigkeiten sind, schaffen sie es sogar, von sich aus Hilfe bei Menschen zu suchen, wie hier geschehen: https://youtu.be/KLDQx2yMkmk.
Alles war also ganz easy, die Probleme begannen eigentlich erst, als meine Eltern aufstanden und ins Wohnzimmer kamen. Glücklicherweise lag ein Kissen auf dem Sessel, so daß nur das Kissen weg mußte und nicht der ganze Sessel. Die Katzenbabys bekamen dann einen trockenen Unterschlupf auf dem Hof, wo sie allerdings bald vom Marder geholt wurden (behauptete zumindest der Hausmeister).

Beim dritten Wurf war es dann wohl so, daß sämtliche Katzen samt Mutter abgeholt werden sollten. Und anscheinend hatte man mir das auch vorher gesagt. Ich selbst erinnere mich komischerweise nicht mehr, aber meine Mutter erzählt, daß ich stundenlang am Fenster stand und mir die Tränen liefen, so daß sie bei sich dachte, wenn sie mir jetzt nicht eine Katze läßt, dann verzeihe ich es ihr niemals im Leben. Also gab sie in einem schwachen Moment nach und mir die Erlaubnis, eines der Kätzchen zu holen, was ich sofort flugs wie eine Rakete tat. So kam es, daß ich einem der Kätzchen vermutlich das Leben rettete. Doch auch wenn ich es mit der Flasche großzog, war ich kein guter Mutterersatz. Man merkte irgendwie schon, daß das Kätzchen viel zu früh seine Mutter und seine Familie verloren hatte, denn es war Zeit seines (dann noch sehr langen) Lebens sehr ängstlich und schreckhaft. Außerdem würde ich heute vieles anders machen und auf keinen Fall mehr auf die merkwürdigen "Erziehungstipps" meiner Eltern hören.

Fast hätte es noch eine vierte Katze gegeben, als ich schon eine eigene Wohnung hatte. Diese hatte ich nur kurz auf dem Hof angesprochen (tatsächlich nur gesprochen, nicht mal gestreichelt) und schon lief sie mir fünf Treppen bis zu meiner Wohnungstür nach. Ich hatte allerdings keine Lust, wieder die Verantwortung für eine Katze zu übernehmen, weshalb ich ihr nur sagte: "Tut mir leid, das geht nicht!" Und die Katze drehte sofort um, als hätte sie verstanden. Ich weiß nicht, ob ich so hart geblieben wäre, wenn sie vor der Wohnungstür Terror veranstaltet hätte.

So generell denke ich, wenn mir all diese Katzen wieder einfallen, daß Berlin sich nicht über eine Rattenplage wundern müßte. würde man den Straßenkatzen etwas mehr Respekt zollen und sie nicht wie Ungeziefer bekämpfen.

Mir ist außerdem noch eine weitere Option eingefallen, wie ich dieses blöde Jahr zu Ende bringen könnte. Ich könnte nur noch schlafen, essen, mich zu Hause vergraben und einen neuen Roman schreiben. Aber da wird wohl eher nichts draus. Zuviel Katzenvideos...