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Das Farnkraut

Die Spirale galt lange als Gücks- und Heilsymbol, und so wurden die Farnwedel, besonders wenn sie noch zu einer Spirale aufgewickelt waren, bei vielen Festen verwendet. P. Cyrill von Crasinski weist in seinem Buch »Die geistige Erde« auf einen alten Farnwedelbrauch hin, der sich etwas umgewandelt bis in unsere Zeit erhalten hat. Die quäkenden, sich blitzschnell aufrollenden Papierschlangen, die zur Zeit des Karnevals so viele Kinder in Entzücken versetzen, sind stilisierte Farnkrautspiralen. Während der Saturnalien, den altrömischen Festen mit Umzügen, ähnlich den heutigen 'Karnevalsumzügen, hat man sich mit Farnkrautwedeln beworfen. Dies galt als glücksbringend. Aus den Farnsamen beziehungsweise Sporen, die man sich gegenseitig übergestreut hat und die Liebe und Kinderreichtum bringen sollten, sind unsere Papierkonfetti geworden. Dieser Farnkrautsame (wir wissen, daß es eigentlich Sporen sind) wurde auch Blüte der Liebenden genannt und galt das ganze Mittelalter hindurch bis weit in unsere Zeit hinein als kräftiges Liebeszaubermittel. Jedes Kind wußte, daß Farnkrautsamen ihren Besitzer glücklich und reich machen, daß er kraft ihrer Wirkung die Tiere verstehen und Schätze finden kann. Der heute gebräuchliche lateinische Name des Farnkrautes bezieht sich noch immer auf diese alte Sage - Filix = glücklich, mas = Männchen. Er gewinnt Herrschaft über Erde und Wasser und wird sogar, wenn er will, unsichtbar.

Wie die Samen, so hat man auch die Farnwedel als Zaubermittel aus dem Walde geholt. Sie wurden in die Ställe gehängt, um die Tiere vor Krankheit zu schützen. Sie sollten fruchtbar machen, und Frauen, die gerne ein Kind wollten, hingen sich die Farnwedel in die Schlafstube. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß der weibliche Schleim in der Scheide zur Zeit des Eisprungs unter dem Mikroskop betrachtet genau die Form von Farnwedeln aufweist.
Auch die Wurzel des Farns galt als starkes Mittel, um alles Böse abzuwenden. Man hat sich aus den Wurzeln kleine Hände geschnitzt oder das Johannishändchen, das einer Kinderfaust ähnliche Herzstück der Wurzel, herausgenommen und es als Amulett um den Hals getragen. Es sollte stark machen und vor Krankheit schützen. Aber die Farnwurzel konnte auch gefährlich werden. Manche Farnwurzeln entwickelten sich zu sogenannten Irrwurzeln. Wenn ein Mensch auf sie tritt, soll er sich im Wald verirren und nicht mehr zurückfinden. Noch lange hat sich der Ausspruch »Bist wohl auf eine Irrwurz getreten« erhalten, den man zu jemandem sagte, der sich verirrt hatte.
Zum Schluß möchte ich Hildegard von Bingen über das Farnkraut reden lassen, die in diesem Absatz aus ihrem Buch »Naturkunde« das Wissen über das Farnkraut in ihrer Zeit zusammenfaßt:

»Der Farn ist warm und trocken und hat auch ein mittleres Maß an Saft. Der Teufel flieht die Pflanze, und sie hat gewisse Kräfte, die an die der Sonne gemahnen, weil sie wie die Sonne das Dunkel erhellt. Sie vertreibt so Trugbilder, fantasias, und deswegen lieben sie die bösen Geister nicht. An dem Platze, an dem sie wächst, übt der Teufel sein Gaukelspiel selten aus, und das Haus, an dem der Teufel ist, meidet und verabscheut sie. Blitz, Donner und Hagel fallen dort selten ein, und auf dem Acker, auf dem sie wächst, hagelt es selten. Wer den Farn bei sich trägt, ist sicher vor den Nachstellungen des Teufels und vor bösen Anschlägen auf Leib und Leben. Wie den Menschen Sinn für das Gute und das Böse innewohnt, so sind auch gute und schlechte Kräuter für ihn gewachsen...«
Hildegard von Bingen, Naturkunde, Otto Müller Verlag, Salzburg.

...Legt man die Regale im Keller mit Farnkraut aus, so hält sich gelagertes Obst und Gemüse viel länger, da das Farnkraut sehr stark fäulniswidrig ist. In Farnkrautblätter eingewickelter Käse und Quark hält sich ebenfalls länger frisch. Leider sind die konservierenden Kräfte des Farnkrautes fast ganz in Vergessenheit geraten, wir könnten auf viele giftige Behandlungsmethoden verzichten, wüßten wir noch mehr, über diese Kräfte des Farnkrauts und anderer Pflanzen. Ausführlich berichtet darüber Dr. Müller in seinem 1874 erschienenen Kräuterbuch:
»Bei unserer letzten Anwesenheit in London machten ,wir häufig die Bemerkung, daß das zum Verkauf ausgestellte Obst, besonders das werthvollere, in Farrenkraut verpackt war. Wir schenkten anfangs diesem Umstande keine besondere Aufmerksamkeit, weil wir der Meinung waren; daß das Farrenkraut lediglich aus Mangel an Weinblättern zu diesem Zwecke verwendet werde; bis uns ein Freund, der berühmte Botaniker L. darauf aufmerksam machte, daß das Farrenkraut die Eigenschaft besitzt, die damit umgebenden Stoffe, thierische wie vegetabile, längere Zeit frisch zu erhalten und von Verderben zu bewahren. Auf der Insel Mon verpacke man deshalb auch die Heringe, welche frisch versendet werden, in Farrenkraut. Ein von uns angestellter Versuch, das Farrenkraut zur Aufbewahrung von Kartoffeln zu benutzen, hat sich vollständig erprobt. In einer Grube wurde die Hälfte der dort aufgeschichteten Kartoffeln mit Stroh, die andere mit Farrenkraut umgeben. Im Frühjahr waren die ersteren größtenteils verfault, während sich die letzteren vollkommen gut erhalten hatten. «

(aus "Medizin der Erde")

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