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Zweistündige Irrfahrt

Die Männer haben auch heute auf meine dicke Brust gestarrt, fiel mir auf. Da scheint schon eine Körbchengröße mehr zu reichen. Und ein Mariechenkäfer mochte mich und klebte die ganze Zeit irgendwo an mir dran. Leider bin ich völlig sinnlos früh um 6 Uhr aufgestanden, da ich einen MRT-Termin um 9 Uhr in Charlottenburg hatte, aber dort bin ich nie angekommen. Ich dachte mir nämlich, mit der S-Bahn wäre ich schneller als mit dem Bus, von welchem ich ja auch noch durch halb Charlottenburg hätte laufen müssen, nur herrschte bei der S-Bahn das Chaos. Von dem Schienenersatzverkehr wußte ich nichts und erfuhr ich erstmal auch nichts, da in der S-Bahn keine Durchsage erfolgte, so daß ich mit der Ringbahn hübsch wieder zurückfuhr. Dann erneut in die andere Richtung und alles in knüppeldickenvollen Waggons mitten im Berufsverkehr. Schließlich in den Bus, wo ich festgestellt habe, daß schnoddrige Busfahrerinnen wohl eine besondere Spezialität von Charlottenburg sind, denn woanders erlebe ich sowas nicht. Als sie mal scharf bremste meinte sie: "Entschuldigung! Alles in Ordnung? Hat sich irgendjemand verletzt?" und etwas später setzte sie hinzu: "Tja, so is das. Ick habe ja eigentlich schon mein eigenes Gleisbett beantragt, aber keins jekriegt. Jetz muß ick weiter am Straßenverkehr teilnehmen." Und an der Endhaltestelle dann: "Und schön vorsichtig beim Aussteigen. Nicht daß sich doch noch jemand die Nase verbiegt!" Von dort dann wieder die nächste S-Bahn suchen und warten, warten, warten. Leider erfolgten hier falsche Durchsagen, was ich aber erst nach zwanzig Minuten mitbekam. Und viele andere waren so verzweifelt wie ich, schienen aber zu denken, ich wüßte, wie es weiter und wo es lang geht, weshalb ich alle Nase lang von Leuten gefragt wurde. Irgendwann in den Massen und in der prallen Sonne habe ich aufgegeben, weil ich bald kurz vorm Hitzschlag stand und der Termin eh schon lange vorbei war. Ich bin also um 6 Uhr aufgestanden und drei Stunden im Berufsverkehr und in der Hitze durch Berlin gegondelt und das für nichts. Und von dem wenigen Schlaf und der Herumfahrerei bin ich jetzt völlig fertig. Gleich als ich zu Hause war, fiel ich auf das Bett und sackte augenblicklich weg, aber sofort klingelte das Telefon. Zu Mittagsschlaf bin ich also ebenfalls nicht gekommen.
Ich finde ja, es ist schon eine ziemliche Zumutung, daß von jemandem nach einer großen OP und mit Schmerzen verlangt wird, bei Hitze und Berufsverkehr durch ganz Berlin zu fahren. Patient sein war früher auch mal anders. Heutzutage muß man als Patient richtig Leistung bringen, nix mit Ausruhen. Einen Tag nach der OP wird man aus dem Bett geschmissen und soll Gymnastik machen, egal ob und welche Schmerzmittel man bekommt, und eine Woche nach der OP hat man bitteschön wieder rundum zu funktionieren. Ganz schön krank das alles, aber es ist ratsam, tatsächlich schnell wieder zu funktionieren, denn ansonsten besteht die Gefahr, daß man so mit hilfreichen Drogen aufgepäppelt wird, daß man abgeht wie ein atomisierter Duracell-Hase. Das böse Erwachen folgt dann aber schnell, wie ich ja an meiner Zimmergenossin sehen konnte. Gibt es eigentlich schon einen Ratgeber "Überleben im Krankenhaus"?
g a g a - Fr, 18:42

uff... da draußen herumgeistern ist ja schon anstrengend, wenn man nicht frisch operiert ist. Bei solchen Temperaturen sollte es hitzefrei für sämtliche Untersuchungen und Arzttermine geben. Auch wenn dort immer alles klimatisiert ist, aber der Weg dahin ist es ja nicht, wenn man nicht gerade überall mit dem klimatisierten Taxi hinfährt. Aber wenigstens eine lustige Busfahrerin. Wieder Stoff für einen Blogeintrag gesammelt. Ruh dich schön aus, morgen ist es schon wieder erträglicher, laut Wetterfrosch.

Also

daß es dort immer klimatisiert ist, stimmt ja so außerdem nicht.
Wenigstens wird es jetzt draußen schon etwas kühler.
g a g a - Fr, 22:36

ich hätte erwartet, dass man kranken und operierten Menschen ideal klimatisierte Räume bietet, also Räume, bei denen das Klima nicht weniger optimiert ist, als für eine beliebige bepinselte Leinwand in einem Museum. Im Jahre 2015. Das sollte man vielleicht vorher checken, bevor man sich im Sommer in Behandlung begibt. Ich bin erschüttert. Muss ich jetzt auch noch Gesundheitsministerin werden?

Man sieht,

du verkehrst nicht oft in diesem Milieu. Aber ich denke, wenn es in Krankenhäusern keine Klimaanlagen gibt, hat das durchaus auch wichtige Gründe, da Klimaanlagen ja Bakterienschleudern sind. ;o)
g a g a - Fr, 23:38

Dann muss man halt Vorkehrungen treffen wie ich in meiner Dachstube: nachts durchlüften und tagsüber hermetisch alles verschließen und abdunkeln!
Sammelmappe (Gast) - Sa, 03:39

Ich wäre sehr dringend dafür, dass dieser Ratgeber schleunigst erscheint.

Es ist wirklich so unvorstellbar, was kranken Menschen zugemutet wird.

Ich könnte Tipps eine ganze Menge

inzwischen beisteuern.

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