Den Film habe ich zwar schon mehrmals gesehen, aber ich staune immer über die Detailgenauigkeit. Ob Notizrolle an der Tür, Wandklappbett, Club Cola, Abschnittsbevollmächtigter, die Puhdys oder Multifunktionstisch, da fühlt man sich fast wieder wie ein junger FDJodler (damalige Humbugbezeichnung). Wenn jemand allerdings bei einem Dealer nach Tangerine Dream fragt, muss er schön blöd sein, denn die gab es auch als AMIGA-Ausgabe, wie ebenfalls ausgewählte andere "West-Musik". Wirklich wegschmeißen vor Lachen könnte ich mich aber stets über den Typen mit dem Nylonbeutel. "Sagen Sie, reden Sie mit Ihrem Nylonbeutel?"
Nein, dass ich das noch miterleben durfte! Seit Jahren nehme ich mir vor, einmal Einsicht in meine Stasiakten zu beantragen, aber will ich wirklich wissen, was die da in ihre Nylonbeutel gesprochen haben? Das erscheint mir einfach viel zu lächerlich.
Heute habe ich es endlich in Angriff genommen, ein Gardinenbrett vor meinem Hängeboden zu befestigen und mit einem Vorhang zu bestücken. Und durch einen spontanen Geistesblitz bin ich sogar um das Nähen herum gekommen. Als ich nämlich den gekauften Vorhangstoff aus dem Schrank nehmen wollte, fiel mir zufällig gleichzeitig ein Pashima-Schal in die Hand, den ich einmal geschenkt bekommen habe. Dieser Schal, aus Kaschmir und Seide, mit orientlischen Motiven und in den genau passenden roten Farbtönen, sollte eigentlich gut in den Flur passen, dachte ich mir, zumal ich sonst nichts anderes mit ihm anzufangen weiß. Wenn ich ihn um den Hals trage, sieht er wegen des Musters, der Farben und der Breite wie ein Teppich aus, den ich mir herumgeschlungen habe, und als Tischläufer wirkt er auch etwas merkwürdig. Deshalb lag er die ganze Zeit nur im Schrank rum, obwohl mir Farbe und Muster eigentlich gut gefallen. Nach Augenmaß geurteilt, hatte ich den Verdacht, dass er nicht groß genug wäre, doch mein Augenmaß scheint schlecht zu sein und Probieren geht über Studieren - er passt perfekt in Länge und Breite. Ich musste nur in der Höhe ein kleines Stückchen umschlagen und normalerweise hätte er vielleicht etwas länger sein können, um mehr Faltenfall zu haben, aber dadurch, dass das Ornament mittig ist, würden zuviel Falten eher stören, da man das Muster nicht mehr sieht. Außerdem stören mich nicht mal die Fransen an den Seiten. Erst dachte ich, das sieht bestimmt äußerst seltsam aus, wenn da an den Seiten senkrecht Fransen herunterhängen, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Im Gegenteil, dadurch sieht es weniger nach einem normalen Vorhang aus, sondern mehr wie ein aufgehängter Teppich und das passt irgendwie gut zu meiner indischen Tänzerin und dem indischen Elefanten in meinem Flur. Ich finde, es sieht richtig gut aus, hat mir außerdem das Nähen erspart und dem ungenutzten Schal doch noch einen glänzenden Auftritt gegeben. Hach, ich liebe Geistesblitze. Die dürften mich gerne viel öfter beehren.
Ich liege irgendwo aufgebahrt, mit dem Gesicht nach unten. Irgendeine Stimme gebietet mir zu beten. Bin ich denn in einer Kirche? Tatsächlich, ich sehe vor mir ein großes offenes Kirchenfenster mit dekorativem Rundbogen. Also beginne ich zu beten.
Etwas später im Verlagshaus meiner Mutter. Ich befinde mich im Büro des Typografen. Eine große Krähe von den Grenzanlagen fliegt zum Fenster herein und bleibt auf einem der Fensterflügel sitzen.
Ich habe noch viel mehr geträumt, kann mich jedoch nur an diese beiden Bruchstücke erinnern, sowie daran, dass ich im Traum sehr viel in Englisch gesagt und gedacht habe. Einen englischen Satz wollte ich mir eigentlich merken, aber nach dem Aufwachen war er wieder weg. Ich weiß auch gar nicht, ob er wirklich einen Sinn ergeben hätte, obwohl ich ihm im Traum viel Bedeutung zumaß.
Wenn man Ruhe sucht, findet man sie niemals.
(Christine von Schweden)