Alien
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Mittwoch, 18. Juli 2007

Inzwischen

bin ich mir sicher, dass die Mücken eine Invasion gegen mich planen. Was ich dieses Jahr in meiner Wohnung erlebe, habe ich während meines gesamten Lebens noch nicht erlebt und ich meine das ernst. Schaue ich an die Decke, sehe ich dort ganze Heerscharen, obwohl ich zwei Vorhänge vor dem Fenster zu hängen habe. Ich frage mich, wie die trotzdem immer noch ins Zimmer finden. Wahrscheinlich schicken sie Scouts vor.
Es nervt mich unendlich, jeden Abend erst mal eine Stunde lang auf die Jagd zu gehen. Ich könnte mir schönere Hobbies vorstellen, mal ganz abgesehen von den frisch gemalerten weißen Wänden, die langsam mit Leichen gepflastert sind und so ein elegantes blutrot-gestreiftes Muster bekommen. Aber wenn ich es nicht tue, sind die Aussichten ziemlich groß, dass ich den nächsten Morgen nicht mehr erlebe.
Am schönsten ist es, wenn ich mir dauernd sagen lassen muss, dass Mücken doch gar nicht bis in den vierten Stock kommen. Denkste! Bei mir machen sie wahrscheinlich eine Ausnahme und schleppen sich mit letzter Kraft bis durch mein Fenster.


Interessant ist, was man über Mücken als Tierboten findet:
"Fallen Mücken regelrecht über dich her, schau gut hin, ob du in deinem Umfeld von jemandem in deiner Gutmütigkeit ausgenutzt wirst." (aus "Tierboten" von Angela Kämper)
Wenn ich es mir genau überlege, hatte ich diese Mückenscharen erst seit ich wusste, dass ich in die andere Gruppe komme. Sollte ich zu gutmütig sein?

...

Silberspinnennetz (am weiten Himmel),
wolkiges Silberblau,
fängst die Sonne und hältst sie fest
im Federlarvenkokon.
Dort am Horizont (im fernen Rund)
lauert die Achtbeinige,
der große Schatten,
webt und sammelt das glutende Rot,
läßt tausend Tautropfen funkeln.

Herr N. ist unpässlich

und war deshalb heute nicht im Büro. Das fand ich ziemlich blöd, denn inzwischen habe ich so viel über ihn gehört und so viel gute Ratschläge bekommen, wie ich mit ihm umzugehen habe, dass ich es kaum noch erwarten kann, den Mann kennenzulernen, der wie die Faust aufs Auge zu mir passen soll. Eine Kollegin meinte aber, dass es wahrscheinlich ganz gut war, dass er nicht im Büro gewesen ist, weil ich so ganz in Ruhe meinen Umzug machen und mich einrichten konnte. Ich habe Kollege M. gefragt, was passiert, wenn ich so richtig Unordnung in das Zimmer bringe, und er meinte, dass ich das lieber nicht machen sollte. Das habe ich dann auch nicht getan, sondern statt dessen den Schreibtisch besonders ordentlich geputzt und angeordnet. Denn so über-ordentlich finde ich seinen gar nicht. Das kann ich besser. Allerdings sieht das Zimmer wirklich wie Knast oder Klinik aus. Von meiner alten Gruppe habe ich zum Abschied einen Hibiscus geschenkt bekommen, den habe ich sofort auf meinem neuen Schreibtisch gestellt. Beim Umzug lief, wie sollte es anders sein, mal wieder alles mögliche schief. Erst gab es beim Hausmeister keinen Schlüssel mehr für das Zimmer, als dieses Problem endlich gelöst war, funktionierte der andere Drucker nicht, die Rollen vom Stuhl sind kaputt, der Schlosser ist aber erst ab nächste Woche wieder da (ich verstehe gar nicht, wie der vorige Kollege auf dem Stuhl sitzen konnte) und es gibt keinen Schrank für persönliche Sachen. Der Hr. N. hat anscheinend keine und für meine muss erst ein Schränkchen bestellt werden. Ich hoffe, dass das die Gruppenleiterin auch wirklich schnell macht, weil ich keine Lust habe, meine Teebeutel, Essensvorräte und Tassen zwischen die Akten zu quetschen, wie es der Kollege vor mir getan hat.
Zum Abschluß des Tages unterhielt ich mich mit einer Kollegin aus der neuen Gruppe, die auch schon mit ihm zusammengesessen hat. Sie meinte, dass sie seine unverschämte Art gar nicht das Schlimmste fand, weil er jemand ist, der ziemlich schnell kuscht, wenn man dagegen hält. Sondern schlimmer findet sie, dass er manchmal stinkt. Als ich fragte, wonach er denn riecht, sagte sie, dass man das gar nicht so genau sagen könne - irgendwie alt.
Wie gesagt, bei so vielen Meinungen und Ratschlägen, wie ich sie bekommen habe, bin ich auf diesen Kerl langsam zum Zerreißen gespannt. Kollege M. meinte, dass er heute zu Hause wahrscheinlich immer mit dem Kopf auf den Tisch haut, weil er es nicht geschafft hat, ein Einzelzimmer zu bekommen. *gg*