Ein stiller Geist ist hilfreich, aber er genügt nicht für eine tiefe Transformation. Nach buddhistischer Überzeugung erhellt die analytische Meditation den Kontext des Selbst und der Welt im Großen....
...Nach buddhistischer Auffassung kann der Geist genutzt werden, um die Entwicklung einer soliden spirituellen Praxis zu unterstützen. Es genügt nicht, sich auf einen Glauben oder eine Lehre zu verlassen. Eine Diskussion über die letztendliche Natur der Wirklichkeit kann zwar als Spekulation abgetan werden, aber sie ist dennoch wichtig, um einen Erkenntnisrahmen zu schaffen. Wenn es gilt, das Absolute zu erkennen, muss es in einem Kontext ausgedrückt werden, denn sonst wird es bedeutungslos. Man kann nicht über etwas reden, wenn es nicht ausgedrückt werden kann.
(aus "Buddhistische Astrologie" von Jhampa Shaneman)
Das passt gut zu den
Gedanken, die ich mir darüber mache, Dinge auszudrücken, die eigentlich unaussprechlich und unbeschreiblich sind. Sobald man versucht, sie in Worte zu fassen, verlieren sie ihre Macht, sind vielleicht bestenfalls bildlich nachvollziehbar, aber ansonsten dröge.
Ich glaube, dass es eine der wichtigsten, aber vielleicht nicht so erkannten Aufgaben der Religionen ist, und zwar aller Religionen, einen gewissen Kontext mit festgelegten Begrifflichkeiten zu bieten, um sich über die Unaussprechlichkeiten des menschlichen Bewußtseins austauschen zu können. Insofern sind sie von einiger Bedeutung, wenn es darum geht, Begriffe in Bildern und Allegorien zu vereinheitlichen. Das Problem dabei ist nur, dass sich diese Bilder im Laufe der Zeit verselbstständigen, ein Eigenleben entwickeln und sich im Bewußtsein vieler Menschen von ihrer eigentlichen Botschaft abspalten. Es wundert dann auch nicht mehr, dass dieses Eigenleben von Nichtgläubigen als Humbug angesehen wird, da die Bilder und Begriffe nur noch ein hohle Schale sind, deren Sinn auf den ersten Blick nicht mehr auszumachen ist, allerdings nicht nur von den Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Gläubigen, die diese Bilder, Begriffe und Allegorien als eigene, auf die einfache materielle Sichtweise der Welt "hinabgezogene" Botschaft nehmen, ohne diese zu hinterfragen.
Man kann also wohl davon ausgehen, dass es so gut wie unmöglich ist, das unsichtbare Geistleben der Welt auf Dauer in einen einheitlichen begrifflichen Kontext zu bringen, in welchem jeder genau das in einem Wort oder Bild versteht, als das es ein anderer gebraucht, da dabei die jeweilige innere Dimension des Erlebens außer acht gelassen wird, aus der heraus die Bilder und Allegorien entstanden sind, die dieses Erleben aber nicht greif- und fühlbar für jeden und über tausende von Jahren hinweg transportieren können. Oder, um es kurz und undiffernziert zu sagen, jeder versteht, was er verstehen will, und jeder sieht, was er sehen will, egal wie sehr sich eine Religion bemüht oder auch nicht. Deshalb ist es die einfachere "Notlösung" mancher Religionen, an einen imaginären Glauben zu appellieren, dessen Macht nicht unterschätzt werden darf, während z.B. der Buddhismus zu einem eigenen Erkenntnisweg ermutigt, auch wenn dieser in den einzelnen Strömungen mehr oder weniger orthodox aufgezeigt wird.
Auf das Schreiben übertragen bedeutet das wohl, dass es völlig unmöglich ist, eine ganz bestimmte eigene emotionale und geistige Wahrnehmung so darzustellen, dass absolut jeder, der das liest, genau diese Empfindung erkennt oder erlebt. Stattdessen sollte man mehr nach einem Rahmen und hilfreichen "Außenbedingungen" suchen, der ein eigenes Erleben des Lesers, egal welcher Art, fördert (was vielleicht sogar besser gelingt, wenn man mehr unterschwelliges offen läßt). Wenn das tatsächlich so ist, dann ist Schreiben aber alles andere als eine egozentrische Ausdrucksart des Kreativ- und Mitteilungssüchtelnden, sondern wäre eine zutiefst emphatische, dienstbare und mit Verzicht verbundene Angelegenheit, da es nicht mehr sich selbst und das eigene Erleben in den Mittelpunkt stellt, sondern das des Lesenden.
Das ist jedoch nur graue Theorie und ob man wirklich beides so voneinander trennen kann, bezweifle ich. Wahrscheinlich ist auch hier, wie überall, der Mittelweg der klügste.