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Freitag, 14. Dezember 2007

Artefakte

Im WDR lief heute eine Dokumentation über den Keller des ägyptischen Museums in Kairo. Dort lagern noch völlig unentdeckt, vergessen und unregistriert tausende von Artefakten, die noch kein Mensch gesehen hat und deren Herkunft zum Teil auch nicht mehr rekonstruierbar ist. Zum Beispiel gibt es dort noch 2000 ungeöffnete Kisten, 600 Sarkophage und 170 bereits neu entdeckte Mumien und es werden ständig neue gefunden. So kommt es, daß ein Museum selbst zur Ausgrabungsstätte von Artefakten wird, die eigentlich schon längst gefunden wurden. Ein Filmteam erhielt erstmals Zutritt zu den unterirdischen Gewölben und den in ihnen verborgenen Schätzen. Ich würde ja ebenfalls mal gerne da unten im Keller stöbern, wobei mich weniger die Mumien interessieren, als vielmehr die ungeöffneten Kisten. Wer weiß, was für Reliefs, Statuen und andere Kunst- und Alltagsgegenstände dort noch schlummern.

Aber da wir gerade bei Artefakten sind - heute war ich mal wieder in der Stadt unterwegs und wenn ich so an diesen überlebensgroßen, drei Metern hohen Arbeiterstandbildern vorbeikomme, die man da und dort noch antreffen kann, kommen mir immer so ulkige Gedanken, wie zum Beispiel, daß diese in ca. 5000 Jahren, nach der nächsten Eiszeit, von unseren Nachfahren aus der Endmoräne gebuddelt werden. Unter den Geschichtsforschern heißt es dann entweder, daß im 20. Jahrhundert Riesen auf der Erde wandelten oder aber, daß in einer bestimmten Periode der Geschichte vor allem ein sehr beliebter Gott der Handwerkskunst angebetet wurde, der stets mit Werkzeugen in der Hand dargestellt wird. Doch auch unsere Wandmalereien dürften ihnen zu denken geben. Sie werden sich sicher fragen, wer dieser gewisse Sky Walkers, dessen Namenszug überall an den Dachfirsten erscheint, wohl war - wahrscheinlich ein mächtiger Herrscher, und ob sie dann noch wissen, was der Hammer und die Sichel symbolisieren? Vielleicht interpretieren sie das als Fruchtbarkeitssymbol, wobei die Rundung der Sichel das weibliche Gefäß und der Hammer den Phallus darstellt. Aber schließlich müssen sie sich ja auch in 5000 Jahren noch über irgendwas den Kopf zerbrechen.

Herr N. kann wirklich

extrem nerven. Gestern war mir die Nachmittagssprechstunde über ziemlich warm und leider hab ich das auch öfters gesagt, weshalb sich Herr N . bemüßigt fühlte, als Heizungsregulationsbeauftragter an den Heizungen rumzuschrauben, obwohl ich die auf meiner Seite schon längst runtergedreht hatte. Daß mir zu warm ist, kann ab und zu vorkommen, aber genauso oft, daß mir zu kalt ist - das wechselt sozusagen von einer Minute zur anderen, weshalb ich beim Heizungsregulieren auch eher und erfolgreich spontan bin. Herr N. nahm also mein Erhitzungsproblem mit aller Konzentration in Angriff und erinnerte mich daran, daß ich die Heizung nach dem Gehen wieder auf "2" stellen solle, damit es am nächsten Morgen nicht ganz ausgekühlt ist. Das fand ich auch o.k. und hätte ich sowieso gemacht, weil sie bei uns eh immer am Morgen heizen und ich der Meinung bin, lieber morgens ein bißchen zu warm, denn auskühlen geht noch, aber geheizt wird im Laufe des Tages nicht mehr viel. Allerdings schraubte Herr N. weiter an den Heizungen rum, prüfte mit fachmännischer Genauigkeit die Handwärme aller Rohre und revidierte dann sein Urteil - ich brauche nach dem Gehen die Heizung doch nicht auf "2" zu stellen, sondern könne sie abgedreht lassen. Was er dazu zu sagen hat, war mir eigentlich egal, da ich die Heizung auf meiner Seite halt immer gerade so drehe, wie ich es brauche und über Nacht nie ganz abgedreht lasse, gerade weil eben immer am Morgen geheizt wird. Im übrigen würde es mir auch nicht einfallen, mich drei Stunden am Tag mit dem Heizungsthermostat zu befassen, weshalb ich seinem Heizungsgerede gar nicht mehr zuhörte, sondern mich auf die Arbeit konzentrierte.
Heute Morgen komme ich ins Büro, er prüfte mal wieder genauestens die Heizungen, und meint zu mir in einem "Wie konnten Sie nur"- Tonfall, ich hätte ja doch die Heizung auf "2" gedreht und nicht abgestellt gelassen. Hallo? Schließlich war ICH es, dem zu warm gewesen ist! Und er kann mir schon zutrauen, daß ich weiß, was ich mache und wie ich auch als Frau die Heizung zu regulieren habe, damit mir weder zu warm noch zu kalt ist. Leicht aufgebracht machte ich mir einen Spaß daraus zu behaupten - aber ER hätte doch gesagt, ich solle die Heizung auf "2" stellen. Das sollte noch scherzhaft sein, so nach dem Motto "ich mache immer, was der Chef sagt", aber er begann doch tatsächlich mit mir zu diskutieren, wann er das gesagt hätte und dann was anderes gesagt hätte. Boah, ich habe gemerkt, wie ich beim Diskutieren etwas lauter wurde, weil mich diese Erbsenzählerei total abnervte, und seltsam, vielleicht habe ich mir das nur eingebildet, aber ich hatte den Eindruck, etwas wie Angst in seinen Augen aufflackern zu sehen, was ich mir aber bei ihm gar nicht vorstellen kann. Außerdem halte ich mich nicht gerade für besonders furchterregend, selbst wenn ich wütend bin, vielleicht lag es einfach daran, daß ich stand und größer bin als er. (Im übrigen war ich froh, die Heizung nicht abgestellt gelassen zu haben, denn es war wieder sehr viel kälter als gestern.)
Bin ich dankbar, daß ich sowas nicht zu Hause habe. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte einen Mann, der stundenlang am Tag an den Heizungen rumdreht, ständig hinter Fernseher und Schränke krepelt, um täglich alle Stecker aus den Steckdosen zu ziehen und wieder einzustecken (das macht er bei sich zu Hause, hat er mal erzählt, wegen Blitzschlag) und dreimal oder öfters am Tag zum Briefkasten rennt - ich würde WAHNSINNIG werden. Da lob ich mir doch meine elektronischen Thermostate. Die drehen zwar auch ständig an der Heizung, aber machen dabei keinen Wind und nörgeln nicht rum, wenn man ihr vorgesehenes Programm ignoriert.