muß ich noch auf meine Überraschung. Meine Mutter machte mich schon vorher neugierig, weil sie meinte, sie ist gespannt, wenn die anderen kommen, ob es geklappt hat mit dem, was sie sich für mich ausgedacht haben. Dann kamen die anderen und sagten mir, daß es leider nicht geklappt hätte und sie mein Geschenk erst in vier Wochen abholen können. Jetzt bin ich natürlich erst recht gespannt wie ein Flitzebogen. Nachmittags war die Witwe des Freundes meines Vaters zum Kaffee. Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber sie wirkte auf mich wie ein Häufchen Elend. Und es ist fast mitleiderregend, wie ihr Hochmut und ihre Dünkel, mit denen sich beide früher gerne umgaben, nur noch wie eine starre Maske wirken, hinter der eine stumme Verzweiflung deutlich sichtbar wird. Meine Mutter kann es nicht verstehen, daß ihr nach so vielen Jahren noch immer die Tränen kommen, wenn über ihren verstorbenen Mann gesprochen wird und nennt es Wehleidigkeit. Das wundert mich überhaupt nicht, daß sie es nicht versteht. Das ist meine Mutter.
daß es keine häßlichen Blumensträuße gibt, weil frische Blüten nichts wirklich entstellen kann, aber der Blumenstrauß, den ich heute von meinen Kollegen erhielt, ist wohl das ulkigste Ding, das ich je gesehen habe. Die Blumen waren sämtlichst in so ein lampenschirmartiges Gebilde aus orangefarbenen Fasern gebettet, so daß von ihnen kaum noch etwas zu sehen war und einem zuerst nur das orange Nest auffiel. Ich habe jetzt in der Mittagspause kurzentschlossen diesen Lampenschirm abmontiert. Als Hut wäre er im übrigen auch gut zu verwenden.
Ich habe gerade innerhalb von zwei Tagen Robert Schneiders "Schlafes Bruder" gelesen. Ich weiß nicht, warum ich es gerade jetzt ausgebuddelt habe, es stand eigentlich nicht wirklich auf meiner Leseliste, aber aus unerfindlichen Gründen kam mir dieses Buch in den letzten Tagen wiederholt in meine Gedanken. Und seit ich es gelesen habe, ahne ich warum. Vielleicht haben Bücher ja auch so etwas wie einen Herzschlag, den wir genau in dem Moment spüren können, wenn er unserem eigenen ähnlich ist.
Der ganze Roman erscheint mir wie eine äußerst offensichtliche Parabel auf die Lehren Buddhismus. Er spielt jedoch in einem Dorf, das keinen Buddhismus kennt und in welchem Gott deshalb als gleichgültiges, geschundenes und nabelloses Kind erscheint. Nicht das ist jedoch der o.g. Grund, es ist nur sehr bemerkenswert.
"Eine jede Hoffnung ist ohne Sinn. Kein Mensch verfalle auf die Idee, auf die Erfüllung seiner Träume zu sinnen. Vielmehr soll er den Irrsinn des Hoffens begreifen. Hat er ihn begriffen, darf er hoffen. Wenn er dann noch träumen kann, hat sein Leben Sinn."