Bei
Mart bin ich zuerst auf das Phänomen des Urban Knitting gestoßen. Und ich muß sagen, in meinen Augen ist es viel schöner und kuschliger als jedes Graffiti. Auch diesen
Bus mit Strickkleid finde ich richtig cool. Wenn ich Stricken als Tätigkeit nicht so hassen würde, ich glaube, dann würde ich sofort anfangen, die nächste frierende Ampel zu bestricken.
kann ich abhaken. Meiner Zahnärztin kam mein Gesicht bekannt vor, aber anscheinend erinnerte sie sich nicht mehr an das Goldinlay, mit dem sie mich vor Jahren belagerte. Meine Akte war wohl schon entsorgt und ich werde ihrer Erinnerung sicher nicht auf die Sprünge helfen. Dafür konnte ich sie anders überraschen, denn als sie hörte, daß ich neun Jahre bei keinem Zahnarzt war, erwartete sie scheinbar ein Ruinenfeld und war dann verblüfft, als sie nur einen kariösen Zahn fand, nämlich den, den ich selbst erst im Dezember entdeckte, nachdem mir ein Stückchen davon abbrach, und wegen welchem ich mir wieder einen Termin besorgt habe. "Also dafür, daß Sie so lange nicht da waren, sieht das wirklich gut aus." meinte sie und ich erklärte, daß ich eher gekommen wäre, wenn ich vorher was gefunden hätte. Natürlich hielt sie mir einen Vortrag, daß man doch regelmäßig....wegen Zahnstein....und überhaupt. Alles richtig - wenn sie mich nicht dauernd mit dem Goldinlay genervt hätte, obwohl ich ihr gesagt habe, daß ich keines will..... Daß ich nun doch wieder zu ihr gehe, liegt einfach daran, daß ich ihre Arbeit wirklich zu schätzen weiß. Alles, was sie bisher bei mir gemacht hat, sitzt bombensicher. Ich habe noch nie irgendwas verloren und sie gehört auch nicht zu den Zahnärzten, die ständig sinnlos irgendwo rumbohren. Also hoffe ich mal, daß das Goldinlay ihrem Gedächtnis vollständig entschwunden ist und ihr jetzt bessere Sachen einfallen. Der kariöse Zahn konnte noch problemlos plombiert werden, witzigerweiser äußerte sie, sie daß es kariesaktive und kariesinaktive Zeiten gäbe. Das kommt mir ebenfalls so vor, nur daß ich immer den Eindruck habe, daß diese kariesaktiven Zeiten kollektiven Charakter haben, denn als ich im Dezember wieder in eine kariesaktive Phase eingetreten bin, berichteten seltsamerweise zeitgleich um mich herum ständig Leute, daß ihnen plötzlich irgendein Zahn Probleme macht.
Jetzt kann mich seelisch und moralisch auf die morgige Beerdigung vorbereiten und vor allem sollte ich nicht vergessen, ein frisches Taschentuch einzustecken. Dieses werde ich bestimmt brauchen und das von heute sieht nach der Zahnbehandlung etwas blutig aus. Das kommt auf der Beerdigung wahrscheinlich nicht so gut.
einfach nur grauenhaft wird diese Woche. Heute muß ich zum Zahnarzt und morgen zur Beerdigung. An den Donnerstag möchte ich auch nicht denken. Falls die Zahnärztin auf die Idee kommt, ohne Betäubung rumbohren zu wollen, dann stehe ich auf und gehe wieder, so viel steht fest. Die Beerdigung wird zwar nicht groß, da die Bekannten und Verwandten in Papas Alter ebenfalls schon alle gebrechlich sind, außerdem ist die Kapelle ziemlich winzig, aber trotzdem, ihn unter die Erde zu bringen wird noch einmal das Schlimmste. Ich glaube und ich hoffe auch, daß diese Woche die fürchterlichste des ganzen Jahres wird. Hoffen deshalb, weil man ja immer denkt, es kann nicht schlimmer kommen und sich dann wundert, daß man sich so irren konnte. Ich mein, ich könnte in zwei Monaten auch in einen der angedrohten Terroranschläge verwickelt werden oder in fünf Monaten geht die Welt unter. Schlimmer geht immer. Mir ist schlecht. Mir ist einfach nur schlecht. Am liebsten würde ich mich schlafen legen und erst übernächste Woche wieder aufwachen.