Alien
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Dienstag, 10. November 2009

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Als ich damals in Venedig war, hatte ich wohl kein Gemälde gefunden, das mich sehr bewegt hätte; aber diesmal gab es zwei, die mich Tag für Tag zum Dogenpalast lockten und mich stundenlang dort festhielten. Eines davon war Tintorettos drei Morgen großes Gemälde im Saal des Großen Rates...
...Ich bin täglich dort hingegangen und nicht müde geworden, dieses großartige Bild zu betrachten. Wie ich angedeutet habe, ist seine Bewegtheit beinahe unvorstellbar stark, die Gestalten singen, hosiannaen, und viele blasen Trompete. So lebhaft drückt dieses Bild Lärm aus, daß Beschauer, die sich hineinvertiefen, fast immer anfangen, ihre Kommentare einander in die Ohren zu schreien und aus gekrümmten Händen Schalltrichter zu machen, weil sie fürchten, sie wären sonst nicht zu hören. Oft sieht man, wie ein Tourist, dem verräterische Tränen die Wangen hinabrinnen, die Hände trichterförmig an das Ohr seiner Frau legt und hindurchbrüllt: "Oh, dort zu sein zu ewigem Frieden!"

(aus "Bummel durch Europa" von und mit Mark Twain)

Tintoretto im Dogenpalast

(Ich finde ja, das die Bilder Tintorettos bis auf wenige Ausnahmen alle ziemlich "laut" sind, selbst wenn man sie nur am Bildschirm betrachtet.)

Die unglaubliche Rätselhaftigkeit des Seins

Ich betreute einmal einen Klienten, der hatte blonde, halblange und echte Engelslocken, blaue Augen und hieß mit Nachnamen Seraphin. Wenn ich nach der Arbeit in der Kaufhalle einkaufte und er draußen mit anderen Trinkern herumlungerte, baggerte er mich immer an und wollte meine Taschen tragen. Mit fünfunddreißig Jahren hatte er sich endgültig über den Jordan getrunken. Würde ich seine Person in einem Roman beschreiben, würde jeder denken, ich hätte mir das ausgedacht, oder schlimmer, ich hätte von denen abgekupfert, die dieses "Klischee" bereits vor mir verwendeten.