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Donnerstag, 26. November 2009

Ausflug zum Jüdischen Friedhof

Nachdem ich heute endlich dem Kopfgefängnis entwichen bin und dieser wieder frei ist, nutzte ich das für einen kleinen Ausflug zum Jüdischen Friedhof. Vor dem Tor um 14 Uhr dachte ich bei mir, länger als zwei Stunden habe ich sowieso nicht vor, auf dem Friedhof zu bleiben, zumal er im Winter um 16 Uhr schließt. Ich schlenderte hierhin, schlenderte dorthin, anfangs schaute ich noch ständig auf die Uhr, aber jedesmal zeigte sie mehr als anderthalb Stunden an, so daß ich irgendwann aufhörte auf die Uhr zu schauen und immer tiefer in das Gelände vordrang - der Friedhof ist wirklich groß - , mit dem Gedanken, ich hätte ja sooo viel Zeit. Ich fotografierte und fotografierte und fotografierte. Dabei stellte ich fest, daß meine Kamera anscheinend einen kleinen Schaden genommen hat, als ich sie letztens fallen ließ. Sie stellt nur noch scharf, wenn sie gerade lustig ist. Irgendwie habe ich aber keine Lust, mir eine neue zu kaufen, selbst wenn sie, in Technologiezeitaltern gerechnet, mindestens der Bronzezeit zugehört, denn sie hat mir im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirklich gute Dienste geleistet. Schließlich, ganz genau am anderen Ende des Friedhofs, dort wo schon der Mont Klamott zu sehen ist, hatte ich zwar immer noch das Gefühl, als sei es erst eine halbe Stunde später, blickte aber zufällig in einer spontanen Eingebung trotzdem auf die Uhr und erstarrte fast zu Stein, als sie 8 Minuten vor 16 Uhr anzeigte! Ach herrjeh! Die Zeit, um mich zu fragen, wo die anderthalb Stunden geblieben waren, hatte ich nicht mehr, obwohl ich gerade in diesem Moment gerne darüber räsoniert hätte. Stattdessen legte ich mein schnellstes Tempo vor, aus Pietätsgründen natürlich ohne zu rennen (seltsam, daß ich sogar lieber auf dem Friedhof übernachtet hätte als zu rennen), um wieder genau an die andere Seite des Geländes zum Ausgang zu gelangen. Das war nicht zu schaffen, klar, aber als ich einige Minuten nach 16 Uhr am Ausgangstor ankam, befand sich dort außer mir auch ein Mann, der sich gerade die Hände wusch und mich mit den Worten begrüßte: "Ah, ich bin also nicht der einzige Verspätete!" Ich klinkte am Tor - abgeschlossen. Na gut, dachte ich, ich bin zwar eingeschlossen, aber nicht allein. Doch im gleichen Moment eilte schon der Friedhofswärter mit seiner jüdischen Kippa auf dem Kopf von der Straße herbei, um uns aufzuschließen. Wahrscheinlich ist er bereits gewöhnt, daß fünf Minuten nach 16 oder 17 Uhr, je nachdem ob Sommer oder Winter, verspätete Touristen an den Gitterstäben rütteln. Ich war ziemlich froh, muß ich sagen, denn für das Abenteuer, eine Friedhofsmauer zu überwinden, fühle ich mich dann doch etwas zu alt. Von der Friedhofsseite wäre es wegen der Grabmäler vielleicht sogar relativ einfach, aber die andere Seite ist hoch und gelandet wäre ich wohl in irgendeinem Schrebergarten der Kleingartenkolonie.

Zucker und Sultan:

Jüdischer Friedhof | Zucker

Jüdischer Friedhof | Sultan

Finanzsenator Nußbaum unterstützt die Kommunalisierung der S-Bahn

Das ist sehr rührig von dem Herrn Nußbaum, allerdings, als ich das las, dachte ich im ersten Moment - ich lebe in einem Witz. In einer gemeinen Satire. Und merke es nur ab und zu mal, wenn das wahre Ausmaß des menschlichen Versagens sich als Unglaublichkeit der vierten Dimension an unserem begrenzten Horizont zeigt. Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als die Privatisierung der S-Bahn begann. Gewarnt wurde allerorten. Die Berliner Landesregierung - 1995 mit SPD -Beteiligung! - hat den Verkauf der S-Bahn an die Bahn AG zu verantworten - vor allem aber die geplante Privatisierung der S-Bahn. Staatliches Eigentum wurde verscherbelt und anscheinen völlig sinnlos, denn dem Haushaltsloch hat es kaum geholfen. Inzwischen haben die S-Bahn-Manager wahrscheinlich nicht nur die Züge heruntergewirtschaftet. Um an den Bahnvorstand satte Gewinne abliefern zu können, wurde massiv bei der Wartung gespart und entsprechende Reparaturwerkstätten abgebaut. Man fand sogar heraus, dass S-Bahn-Mitarbeiter regelrecht zur Fälschung von Wartungsprotokollen erpresst worden sind. Und jetzt stelle man sich das Szenario vor, dass die Landesregierung die S-Bahn für viel Geld wieder aufkauft. Es erinnert mich an die Geschichten aus dem fiktiven Ort Schilda und seinen Schildbürgern (wie übrigens vieles in Politik und Wirtschaft). Als S-Bahn-Kunde wäre das vielleicht sogar eine gute Nachricht, aber als Steuerzahler würde ich mich fragen, was für eine Sch....politik unterstütze und finanziere ich da eigentlich? Mal Hüh und mal Hott und egal wie, stets dieselbe Leier, dass kein Geld in den Kassen sei und man Sparen müsse (wobei es aber für eine Kanzler-U-Bahn und weiteren Schnickschnack immer noch lässig reicht). Leider kann man sich als Steuerzahler nicht aussuchen, wenn oder was man mit seinem Geld unterstützt, aber ehrlich, wäre der Staat eine Firma und ich Aktionär, ich würde für ein Unternehmen, das so handelt, nicht einen Cent zahlen.