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Mittwoch, 10. Februar 2010

Kritische Verwechslung

Als ich alleine an der Bushaltestelle stand, müde und erschöpft von vier Stunden Arbeit [kein Ironiemodus, das war ich wirklich], sprach mich erst einmal eine ältere Frau an und fragte, ob der Bus gleich käme. Ich antwortete, daß er gerade weg sei, doch sie schien sich mit der Antwort nicht zufrieden zu geben und starrte mich merkwürdig lange an, als hätte sie nicht ganz verstanden. Als ich schließlich eine verwirrte Miene machte, meinte sie, sie überlege, ob sie mich irgendwoher kenne. Mir meinesteils kam sie nicht bekannt vor, aber sie rief dann doch noch zu mir rüber: "Vom Amt, nicht wahr?" Zerknirscht nickte ich, denn so viel Amtsprominenz ist mir eher unangenehm. Sie verschwand im Wartehäuschen, von der anderen Seite näherte sich ein älteres Säufer-Ehepaar, und während ich nach dem Bus schaute, hörte ich hinter mir den Mann folgende Worte sagen: "Schau dir die mal an, die sieht aus wie ein Mann. Die langen Haare! Ein richtiger Penner. So ein Schwuler!" Da ich die einzige Person in deren Sichweite war, schaute ich mich entgeistert um. Nu ist aber gut! - dachte ich, da ich glaubte, ich sei gemeint. Fast hätte ich etwas gesagt, als ich bemerkte, wie der Mann auf das Plakat hinter mir zeigte. Auf dem Plakat das Porträt eine jungen Mannes mit langen Haaren und komischer Frisur. Nun ja, schließlich wurde ich schon oft genug "junger Mann" genannt, da wird man empfindlich. Als einen schwulen jungen Mann hat mich allerdings noch niemand bezeichnet.

Inzwischen weiß ich auch wieder, was mir die ganze Zeit zu Hause gefehlt hat, nämlich die Sprüche von meinem Büro-Mitinsassen Herrn N. Unsere Teamleiterin saß heute in ihrem Zimmer vor einer Rotlichtlampe und der Kommentar von Herrn N. dazu: "Mal schauen, was sie sich jetzt wieder ausdenkt, wenn ihr Hirn mit Rotlicht gebraten wird! Wahrscheinlich braucht sie das, um ihre Gehirnfunktion anzuregen."

Abends mit meinem Kumpel telefoniert. Der hat jetzt tatsächlich seine Wohnung aufgegeben und ist zu seiner neuen Freundin gezogen. Hätte ich nicht gedacht, zumal er, was seine Bude betrifft, ein wenig Ähnlichkeit mit meinem Bruder hatte, welcher nach zehn oder mehr Jahren noch immer nicht zu seiner Freundin ziehen, sondern eine eigene Wohnung behalten will. Manchmal frage ich mich, was für einen Knacks wir beide in unserer Familie mit 50 jährigem Ehekrieg wohl bekommen haben.