Das Grauen hielt uns auch heute in Atem. Meiner Knoblauchzehe setzte Herr N. noch ein Kruzifix hinzu. Immerhin half es soweit, daß wir trotzdem den ganzen Tag herzhaft lachten. Als die alte Hexe mal kurz durch unseren Raum fegte, sagte Herr N. hinterher, ihr Arsch darf reinkommen, aber das Gesicht soll draußen bleiben. Das Gesicht wird wohl noch eine ganze Weile waffenscheinpflichtig bleiben, da wir erfahren haben, daß unser dritthöchster Chef für einige Wochen, während diese im Krankenhaus ist, in das Zimmer unserer zweithöchsten Chefin zieht, der unmittelbaren Vorgesetzten unserer Teamleiterin. Diese ist dadurch in höchster Aufregung und traut sich am Montag, zu ihrem Geburtstag nicht, ein Frühstück zu machen, sondern hat dieses in die Mittagszeit verlegt. Außerdem schaute sie abends noch einmal ins Zimmer und ermahnte uns, wir sollten uns doch möglichst bemühen, ab Montag nicht nach 9 Uhr zu kommen, als würden wir ständig zu spät kommen. Herr N. meinte daraufhin, er dachte, sie würde gleich noch sagen, wir sollen uns ordentlich anziehen, so lange unser Oberguru im Gang haust. Je länger ich in der Verwaltung arbeite, um so mehr komme ich mir vor wie im Kindergarten. Das übersteht man wirklich nur mit Humor.
wird das beste finanzielle Jahr überhaupt. Der Erbanteil zweier Konten meines Vaters ist ja bereits in Höhe eines fünfstelligen Betrages auf mein Konto eingegangen. Der Erbanteil in ungefähr derselben Höhe aus dem dritten Konto wird irgendwann im Oktober kommen, und zufällig habe ich festgestellt, daß in diesem Jahr auch die Kapital-Lebensversicherung fällig wird, ebenfalls ein fünfstelliger Betrag. Paradox dabei ist, daß ich gerade an Geld das geringste Interesse habe, zumindest, wenn es sich nicht um sechs- oder siebenstellige Summen handelt. Denn erst ab dieser Höhe ändert Geld Leben, während es vorher nur beruhigend wirkt. In allen anderen Bereichen knausert Fortuna eher.
Wenigstens ist heute mein ausgeheckter Plan genauso aufgegangen, wie ich es erwartet habe. Nur weiß ich nicht wirklich sicher, ob dies nur meiner Einbildungskraft oder dem Zufall zu danken ist, da der Plan auf einer ganz bestimmten Annahme beruhte, aber das Ergebnis ist genau das, was ich wollte. Sehr zufriedenstellender Tag.
Als ich morgens ins Büro kam, saßen auf dem Flur der Sonnenblumenhausmeister und einer seiner Kollegen bei einer Tasse Kaffee. "Was ist denn hier los?" fragte ich. "Gemütliches Kaffeetrinken? Ihr könnt es gut haben." Doch auch ich hatte Pause und wurde von der alten Hexe verschont, bis auf das eine Mal, als sie mir ihren Frust über Herrn N. hautnah aufs Auge drückte.