wurde ich zweimal von Erzieherinnen geschlagen. Allerdings hat keine von ihnen verlangt, daß ich ihr die Hand küsse. Diese Forderung dürfen wohl nur Bischöfe stellen. Glück gehabt.
Das Thema ist zur Zeit in aller Munde, wie ich auch heute im Bus feststellen durfte bei einem weiteren belauschten Gespräch zwischen zwei Kindern. Ein Junge und ein Mädchen, beide ca. 8-9 Jahre, unterhalten sich über schlagende Großeltern einer Freundin.
"Seltsam" meint das Mädchen, "wo bei anderen Kindern die Großeltern doch immer als so lieb beschrieben werden."
Der Junge fragt interessiert: "Wurdest du schon einmal geschlagen?"
Das Mädchen antwortet: "Nein! Und ich würde es sofort jemandem sagen, wenn es jemand tun würde!" Dann lenkt sie ein, und erzählt zwei Erlebnisse mit ihren Eltern. Einmal habe sie einen Wagen völlig dreckig gemacht und ist dafür von ihrem Vater geschlagen worden. Der habe sich aber hinterher sofort entschuldigt. Und einmal habe sie ihre Mutter aus Spaß so doll erschreckt, daß diese ihr eine runtergehauen hat. Danach war die Mutter total traurig darüber.
Der Junge entgegnet, daß sowas immer mal vorkommen kann, wie auch Anschreien usw. Wissend resümiert er: "Eltern MÜSSEN einfach manchmal schreien." Beide sind sich darin einig.
habe ich vorerst die letzte Physiotherapiesitzung und das ist schade, zum einen deshalb, weil ich Physiotherapie lieber gerne vorbeugend hätte als erst dann, wenn ich mich schon nicht mehr bewegen kann - aber sowas ist im jetzigen Gesundheitssystem ja nicht vorgesehen -, (es außerdem gerade wieder sehr notwendig ist) und zum anderen waren die letzten Sitzungen doch ziemlich interessant, da mein Physiotherapeut neuerdings enorm viele private und persönliche Dinge über sich, und besonders über seine Freundin ausplaudert. Eigentlich finde ich das seltsam, da ich ihn weder dazu ermuntert, noch sonst einen Anstoß dazu gegeben habe, und normalerweise nicht vor hatte, so persönlich zu werden, - ich halte mich da meist lieber zurück -, aber andererseits ist es auch sehr schmeichelhaft. Allerdings glaube ich ihm sowieso nur die Hälfte von dem, was er erzählt, da er ebenfalls einer von der Sorte ist, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Anscheinend sucht er Anschluß oder aber, ich habe irgendetwas an mir, daß er mir seine Lebensgeschichte erzählen möchte. Nun gut, wenn er denn dieses starke Mitteilungsbedürfnis hat, soll es mir recht sein, und es ist mir bei ihm ziemlich egal, was er meint mir an Storys auftischen zu müssen. Schließlich kann man nie genug Stoff für einen neuen Roman sammeln, zumal mir seine Freundin ein bißchen leid tut und mich schon interessiert, was sie so über ihn denkt und ob es sich mit meinen Beobachtungen deckt. Das werde ich aber wohl leider nicht herausbekommen.
Gespannt bin ich auch, ob ihm wohl bei der letzten Behandlung nochmal sein Massagegriff vom Februar einfällt, mit dem ich zumindest vier Tage schmerzfrei war. Wenn ich ihm den Griff zeige, tut er immer so, als hätte er noch nie etwas davon gesehen oder gehört und stellt sich an, als würde er ihn das erste Mal ausführen - schön umständlich und langsam. Natürlich nehme ich ihm das nicht ab, denn er hat die Griffe ja gelernt und müßte wissen, welchen ich meine. Irgendwie ist es ja süß, wie er so bemüht und heiß er darauf ist, mich wiederzusehen und mir seine Lebensgeschichte zu erzählen.
Während ich auf meinem Bett in einem Buch lese, erlebe ich das im Buch beschriebene Geschehen im Traum mit. Das Buch selbst ist ziemlich alt, mit Fraktur-Schrift gedruckt und erinnert vom abgegriffenen hellblauen Einband her an das "Engel-Buch" aus der Bibliothek meines Vaters. Ich bin sehr gefesselt von der Geschichte und stelle resümierend fest, daß mir anscheinend altertümliche Storys mehr gefallen als die moderne Literatur. Was soll ich nun davon halten? Jetzt bin ich - entsprechend der Geschichte - ein kleines Mädchen, noch immer im Bett liegend, aber durch Vorhänge vom Rest des Zimmers abgetrennt, so daß man mich nicht gleich sehen kann. Ich höre, daß jemand zur Tür hereinkommt, ein Mann, und fürchte mich. Hoffentlich findet er mich nicht hinter den Vorhängen. Ich kauere mich ganz still zusammen und gebe keinen Mucks von mir. Doch da zieht er diese bereits zur Seite und sagt zu jemandem im Zimmer, vielleicht meiner Mutter: "Ah, und hier schläft wohl das Kind?" Dann setzt er sich zu mir auf das Bett und zieht eine Dose mit Medikamenten hervor. Anscheinend ist er Doktor, so ein historischer Hausarzt, der die Leute in ihren Wohnungen aufsucht. Er reicht mir ein kleines Schnapsglas einer durchsichtigen Flüssigkeit, wahrscheinlich Medizin, und ich schlucke sie brav. Sie schmeckt nach gar nichts, aber trotzdem schüttel ich mich. Und während allem bleibt immer ein unterschwelliges Gefühl der Gefahr präsent, ein Gefühl, daß der Doktor es nicht nur gut mit mir meint.