war meine letzte Nacht. Sie wäre vielleicht etwas besser gewesen, wenn ich nicht eine Banane vor dem Einschlafen gegessen hätte. Ich wußte nicht, daß die so schwer im Magen liegen können. Nach gerade zwei Stunden Schlaf erwachte ich mit leichten Bauchschmerzen und kochenden Füßen. Mir passiert es in letzter Zeit öfters, daß meine Füße plötzlich nachts um drei so glühend heiß werden, daß ich es im Bett nicht mehr aushalte und aufstehen muß, um die Füße abzukühlen. Keine Ahnung, ob das Hitzewallungen sind, allerdings habe ich noch nie davon gehört, daß man die an den Füßen bekommt. Und dabei decke ich im Sommer die Füße meistens nicht einmal zu. Nach einigem Herumlaufen und Wiedereinschlafen erwachte ich eine Stunde später erneut. Diesmal grummelte und rumorte es im Bauch deutlich gefährlicher. Auf dem Klo wäre ich fast im Sitzen eingeschlafen. Vielleicht bin ich es auch. Neuerlich im Bett und nach geschätzt noch einer Stunde Schlaf, erwachte ich, weil mein neues Vertragsverlängerungshandy piepste. Es piepste einmal, zweimal, und beim dritten Mal dachte ich, ok, bevor das jetzt die ganze Nacht so weiter geht, stehste doch lieber nochmal auf und siehst nach. Es schrie nach Saft, aber ich gab ihm keinen, sondern schaltete es aus. Wobei ich eigentlich vorher schon gemeint hatte, es wäre aus. Bei diesem LG KP500 stört mich, daß es keinen Screensaver hat, sondern immer ein schwarzes Display anzeigt, so daß man nie auf den ersten Blick erkennen kann, ob es nun aus- oder eingeschaltet ist. Im Bett versuchte ich weiter zu schlafen, doch irgendjemand, hinter irgendeinem offenen Fenster, begann in regelmäßigen Abständen so laut zu pupsen, daß es über den ganzen Hof schallte. Statt einzuschlafen wartete ich jetzt lauschend auf die nächste Böe. Schließlich doch wieder weggeschlummert, wurde ich gerade einmal zwei Stunden später von kreischenden Rasenmähern und Heckensägen geweckt, die zur unchristlichsten Zeit und in aller Herrgottsfrühe sowohl vor dem Haus, als auch hinter dem Haus über alles zu hoch gewachsene Grün herfielen, und das mehrere Stunden lang. Manchmal könnte man wirklich den Eindruck bekommen, einige Leute langweilen sich am Wochenende so furchtbar, daß sie es kaum erwarten können, bereits Montags im Morgengrauen in ihre übliche Betriebsamkeit zurückzufallen.
Alles beginnt damit, dass ich auf dem Rücken mit großzügiger Zeitzugabe in 110 Gedichten schwimme. Ich hatte auf meinem neuen Smartphone nach oben gerichtete kleine Lichtstrahler anbringen können und sehe, wie die Hexe Ssolocha eine Hand voll Sterne vom Himmel stiehlt, um sich Akten herauszusuchen und meine Eltern aus "Der Wein des Mystikers" (eine Übersetzung mit Deutungen von Paramahansa) zu zitieren: "Es findet sich mehr Weisheit unter den Gästen, als ich Tränen gelacht habe."
Eine hübsche junge Frau erfährt gerade, dass die IT-Stelle sich zwar zahlreich eingefunden hat, ist aber ein bißchen skeptisch, besonders weil sie nicht süß schmecken, sondern scharf pfefferminzig. Lernen von den IT-Menschen, wir selbst dürfen dabei eigentlich nichts anfassen, ebensowenig die Hausmeister. Sie fragt, was der Wahrheit entspricht, und ist dann doch zu alt, um Nähen, Klöppeln oder Latein zu lernen. Heute ist es ihr auf die Östrogene zuzubilligen. Also bleibe ich zum Kurswert und wie nicht abgeholt im Flur stehen. Ich mache den Vorschlag, den Schreibtisch besser neben das Mädchen zu setzen, das im Juni geliefert werden sollte und bekomme sogar prompt eine Antwort: "Ich mag immer mit Herrn N." (wobei mich letzterer stark an unsere letzte Inkarnation als Adonai, Genius der Sonne; Tao, des Mondes; Eloi, des Jupiter; Sabaoth, des Mars; Orai, der Venus; Astaphai, des Merkur; und Ildabaoth erinnert). „Aber eine Frau hat sich auf die Bank zu setzen und zu heulen" sagt sie weiter und grüßt. Ich grüße zurück, übers Treppengeländer.
Mein Kumpel nennt einen Bekannten von ihm 'Phonotelephot'. So wie auch Botticelli in den Bergen und Hitchcock im Tierpark habe ich die Aufgabe, ihn jeden Dienstag irgendwohin zu bringen. Das muss immer ein anderer versteckter Platz sein. Mein Kollege versucht Essen zu organisieren und es sind keine Abfälle, sondern riesige Hechte. Deshalb sah ich einmal seine rote Gestalt die Baumallee entlanggehen. Die Wangen im sonst bleichen Gesicht des Alten glühten. Wie nicht anders erwartet, fielen Benediktinertulpen vom Sturm zerpflückt, leuchtend auf seine Wege. Zwar hoppelte manchmal ein Spaziergänger am Eingang, als wollte er mich fragen, ob ich auch die Zeit und Muße zum Fotografieren finde, um sie mit einem bunten, manchmal aberwitzigen, und lehrreichem Abenteuer zu unterhalten, aber es ist mir durch vielfache Beobachtungsgelegenheiten klar geworden, dass mein Kopf ab ist, und das half mir galant aus dem Lot.
Im Jahre 1692 ließ der Bischof von Ayre in Santiago de Compostela fünf Mönche lebendig einmauern, weil sie vertikal in die Hände der Jesuiten gefallen waren. Er ließ sie mit einem hübschen Band um ihre Aura verschnüren, so wie man sie früher in Truhen und Schränke gehängt hat, um sich daran zu erinnern, daß Liebe aus dem einsehbaren Teil der Nacht kommt. Es war ein alter steinerner Kamin. Der Ofen hatte eine Hintertür.
Seit 15 Jahren studiere ich nun die Heizung und den Füllstand des Samowars. Kähne, Yachten und Motorboote liegen bewegungslos auf dem Büroschreibtisch. Irgendeine Art schlechtes Karma? Oder eine Spiegelung meines inneren begrenzten Horizonts? Die Installation funktionierte sogar noch in meiner letzten Stunde nicht.