Die Woche beginnt
schon mal super. Auf meiner Strecke ist jetzt ebenfalls Schienenersatzverkehr, eine Email teilt mit, daß eventuell in unserer Etage die Elektroanlagen erneuert werden, und meine Chefin bedroht mich mit der Ankündigung, daß wir uns unbedingt diese Woche noch unterhalten müssen. Endlich verstehe ich wieder mein eigenes Wort am Telefon, während die Fenster geschlossen sind, der Straßenlärm draußen bleibt, und dann fangen sie an, hier die Wände aufzustemmen. Das ganze Haus ist doch eine Ruine, die Fußböden kaputt, der Fahrstuhl spinnt, das Wasser darf man eigentlich nicht trinken, bzw. soll die Partikel der uralten Leitungen erst abfließen lassen, da kommt es auf die altersschwache Elektroanlage auch nicht mehr an. Und daß meine Chefin mich sprechen will, bedeutet eigentlich selten etwas Gutes. Hab ich vielleicht 200.000 EURO doppelt gezahlt, weil ich den Kopf unterm Arm hatte, das Land Berlin in die Pleite geführt oder bekomme ich 'nur' wieder 50 Akten mehr übergeholfen? Die Schwarzseherei wird bei mir langsam chronisch, was aber nicht nur an mir allein liegt. Ich fühle mich so unliebens-wert, die Ratten nagen an mir, nagen alles weg, was von meinem Urvertrauen nach 40 Jahren noch übrig geblieben ist. Je unliebens-werter ich mich fühle, um so negativer werde ich, und je negativer ich werde, um so unliebens-werter bin ich - glaube ich. Ich könnte den Kreislauf ziemlich einfach unterbrechen, denn ich kenne diesen Schalter in meinem Kopf, den ich nur umzulegen brauche. Das habe ich schon oft getan. Aber ich sehe zur Zeit irgendwie keinen Sinn darin. Vielleicht ist ja dieses ganze positive Denken nichts weiter als eine riesige Selbstverarsche. Man kommt zehn Jahre damit ganz gut durchs Leben bis die Illusion zerplatzt, bis man wieder an den Anfang und auf die nackte Wahrheit geschleudert wird. Vielleicht ist auch der freie Wille nichts als Selbstverarsche. Man denkt, man könnte dies tun oder jenes. Dann tut man jenes, obwohl man besser dies tun sollte, und spürt doch innerlich, daß man eigentlich in genau diesem Moment keine andere Wahl hat. Später tut man vielleicht dies, aber nicht, weil man sich nun endlich richtig entschieden hat, sondern weil man genau dann ebenfalls keine andere Wahl hat. Vielleicht ist ja das Universum nichts anderes als ein riesiger Witz und wir sind nichts weiter als Laborratten, die meinen, sie könnten selbst denken, handeln und entscheiden, aber eigentlich über ein Parasitengehirn ferngesteuert werden. Die durch ihre seltsamen Wege gelotst werden und keine Gnade zu erwarten haben, und falls doch, dann nur weil es ebenfalls zum Weg gehört, um uns 'heiß' zu machen. Wie die Mäuse, welche ein vom Laborhimmel gefallenes Stück Käse als Gnade empfinden, während der tödliche Virus bereits seine Arbeit beginnt. Ich störe? Solche Gedanken will niemand lesen? Eben. Und dann diese Flashbacks, dieses höhnische Grinsen, nicht nur das eine, sondern das eine, dicht gefolgt von dem Dr. T.s und danach, wie es scheint, allen, die mir in diesem Leben begegnet sind. Das kann die optimistischste Stimmung von einer Sekunde zur anderen völlig unerwartet zerstören. (Manchmal frage ich mich, ob es nicht humaner wäre, jemanden wie einen Problembär zu erschießen, als ihn mit Blicken, falschem Gerede oder demütigenden Spielchen zu töten.) Es heißt, wenn man nichts erwartet, kann man nicht enttäuscht werden. Seit der Pubertät, als ich noch dachte, mir könnte ein Puzzlestück der Welt gehören, sind meine Erwartungen auf ein Nichts geschrumpft, dachte ich. Ich habe allerdings die Erwartung vergessen, fair behandelt zu werden. Die hatte ich übersehen, wahrscheinlich weil sie zu grundlegend ist. Man möchte einfach gerne davon ausgehen. Im Umkehrschluß bedeutet das, um nichts zu erwarten müßte ich generell davon ausgehen, daß mich eventuell früher oder später jeder verarschen und für blöd verkaufen möchte, völlig unabhängig davon, aus welchem Grund. Kann man so leben? Muß ich so leben? Oder ist das vielleicht gar kein Problem und ich mache es erst zu einem? Ich mein, genaugenommen ist dieses Verhalten ja gang und gäbe, sogar in den engsten Beziehungen. Meine Eltern haben sich 50 Jahre lang gedemütigt, gegenseitig und/oder vor anderen, manipuliert, tyrannisiert, Psychospielchen gespielt....vielleicht ist das ja alles völlig normal und nur ich bin verrückt, weil ich es nicht als normal erkennen und dieses Spiel nicht mitspielen will, zumindest, so weit es mir bewußt ist. Vielleicht ist es eine Sünde, es nicht mitspielen zu wollen. Vielleicht bin ich auch einfach nur eine extrem überempfindliche Schnepfe.
(Und dann diese Träume, die den Worten trotzen, sich nicht beschreiben lassen, und mir erzählen wollen, alles geschehe nur wegen meiner negativen Erwartungshaltung. Und ich bräuchte nur ein wenig starken Willen, um mir den Kopf zu entwirren und jemanden, der in meiner rechten Schulter herumschraubt. Die Träume, die sich so anfühlen, als wäre ein Knoten geplatzt und auf einmal alles fein. Doch am Anfang können da noch keine negativen Erwartungen gewesen sein, wenn sie aus Erfahrungen gewachsen sind. Und trotzdem ist alles so geschehen. Ich mißtraue sogar meinen Träumen. Sie wollen mich nur wieder in diese positives Denken-freier Wille-Falle locken, dabei sind sie ebensolche Illusion.)
(Und dann diese Träume, die den Worten trotzen, sich nicht beschreiben lassen, und mir erzählen wollen, alles geschehe nur wegen meiner negativen Erwartungshaltung. Und ich bräuchte nur ein wenig starken Willen, um mir den Kopf zu entwirren und jemanden, der in meiner rechten Schulter herumschraubt. Die Träume, die sich so anfühlen, als wäre ein Knoten geplatzt und auf einmal alles fein. Doch am Anfang können da noch keine negativen Erwartungen gewesen sein, wenn sie aus Erfahrungen gewachsen sind. Und trotzdem ist alles so geschehen. Ich mißtraue sogar meinen Träumen. Sie wollen mich nur wieder in diese positives Denken-freier Wille-Falle locken, dabei sind sie ebensolche Illusion.)
zuckerwattewolkenmond - Mo, 20:58