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Dienstag, 7. September 2010

Herr N.

hatte heute morgen anscheinend einen - nein, keinen Clown -, sondern einen Aktenvernichter gefrühstückt. Als er zur Tür hereinkam, blätterte ich gerade in einem persönlichen Ordner, in dem ich auch einige Tabellen aus vergangenen Jahren aufbewahre. Das ist manchmal ganz nützlich, wenn man alte Akten aufarbeiten muß und zu mir kommen immer alle, wenn sie denn doch mal wissen müssen, wie die Sätze von den alten Krankenscheinen waren. Ich glaube, Herr N. erspäht altes Papier schon aus drei Kilometern Entfernung. "Oh, altes Papier!" war dann auch das erste, was er sagte, noch vor "Guten Morgen!". Ich sah auch sofort die Gier in seinen Augen aufblitzen und eine rote Lampe leuchten. Altes Papier! Wegwerfen! Vernichten! Sofort! - So etwas in der Art dürfte ihm durch den Kopf gegangen sein. "Ja," antwortete ich, "und Sie lassen schön die Finger davon!"

Es ist manchmal ziemlich anstrengend, mit jemanden auch nur acht bis neun Stunden zusammenzuarbeiten, der so einen Ordnungszwang hat und dabei keine Skrupel, die Grenzen anderer zu überschreiten. Ich weiß zum Beispiel, daß er in meinen Rollcontainern herumwühlt. Der Kollege vor mir hat seine deshalb immer abgeschlossen und ich glaube schon, daß dies Herrn N. geärgert hat. Schließlich braucht er über alles unbedingt die Kontrolle. Ich mache das nicht, weil ich nichts zu verbergen habe und davon ausgehe, daß er zumindest keine Sachen wegwirft, die persönlich oder wichtig sind. Wenn es nur der Block mit den Kurzmitteilungen ist, die er für unwichtig hält, da er sie nicht benutzt, nun ja... Auf meinen Kalender habe ich jetzt groß drauf geschrieben "Nicht wegwerfen!". Bin gespannt, ob er sich daran hält. Es ist überhaupt unglaublich erstaunlich, wovon er sich manchmal gestört fühlt. Vor einiger Zeit hatte sich ein Kollege einen meiner Listenordner ausgeborgt und lange nicht zurück gebracht. In der Reihe meiner Ordner war nun eine große Lücke und die muß ihn enorm gestört haben, denn er hat ständig die anderen Ordner nachgeschoben, um die Lücke zu schließen. Ich jedoch habe die Ordner immer wieder auseinandergeschoben, weil mich nämlich genau diese Lücke sozusagen als Taschentuchknoten daran erinnerte, daß der bewußte Ordner noch ausgeborgt ist. Meistens nehme ich das alles mit Humor, aber manchmal ist das schon nicht mehr einfach, weil es so nervt. Herr N. ist demnächst zwei Wochen im Urlaub und ich habe ihm spitzzüngig angekündigt, daß ich dann gründlich beim ihm aufräumen und seine Akten neu ordnen werde. Er hat gelacht, aber ich glaube, würde das wirklich jemand tun, würde er das nicht so locker hinnehmen, denn er hasst jede Veränderung.

Im Beipackzettel

des Säureblockers steht, daß man davon gelegentlich eine Glatze bekommt. Bei der drei Meter Länge des Beipackzettels denke ich mal, daß die Glatze wahrscheinlich noch das Harmloseste ist, was man davon kriegen kann. Aber egal, ich muß die nächsten Tage ohne Schwächeanfälle überstehen.

Gerade mit meinem Kumpel telefoniert - seit er zu seiner neuen Freundin gezogen ist, hört diese immer im Hintergrund mit oder wirft irgendwelche Bemerkungen ein. Und wollte doch wissen, was bei mir die Liebe macht. Das war klar....schnell mal abchecken, ob ich in ihn verliebt bin. Aber da muß sie sich absolut keine Sorgen machen. Allerdings würde ich trotzdem gerne mal wieder allein mit ihm telefonieren, da ich mich bestimmte Sachen nicht zu fragen traue, wenn sie dabei ist.