Mein Vater
wäre heute 81 Jahre alt geworden und genau heute wird es bei mir haarig. Ich hinterlasse eine Spur aus dunkelblonden langen Haaren. Wer eines oder mehrere davon findet, hat meinen Weg gekreuzt. Die Ursache kann allerdings durchaus auch an der Spritze liegen, da als Nebenwirkung hier ebenfalls Haarausfall angegeben ist. Meinen Physiotherapeuten habe ich deshalb gleich vorgewarnt, daß ich etwas haare. Wahrscheinlich findet er als Andenken an mich einige Haare auf der Liege. Und ich finde das irgendwie witzig - noch. Er hat sich nun doch getraut, die Nicht-Behandlung von gestern als Behandlung abzurechnen, vielleicht weil sein Kollege nicht da war, so daß ich mich jetzt voll auf die nervigen Labor- und Arzttermine konzentrieren kann. Und zu meinem Haarproblem hat er gesagt, was alle sagen: "Die wachsen wieder." Ich kann diesen Spruch ehrlich nicht mehr hören. Ich mein, ich kann durchaus verstehen, daß die Leute sowas sagen. Es ist das erste, was einem dazu einfällt und wahrscheinlich würde ich es ebenso zu jemandem sagen. Aber als vielleicht selbst Betroffener fragt man sich, ob einen die anderen für blöd halten. Schließlich weiß ich auch, daß die wieder wachsen, was mir aber überhaupt nicht hilft. Was hier hilft, sind wie so oft und meistens im Leben keine Worte, sondern die Art und Weise, wie einem ein Mensch gegenübertritt und anblickt. Die schönsten Worte taugen nichts, wenn die Körpersprache und die Augen das Gesagte als Lüge entlarven. Und selbst wenn die Lüge nicht offensichtlich oder schwerwiegend ist, bleibt doch immer ein ungutes Gefühl bei spürbaren Diskrepanzen.
zuckerwattewolkenmond - Do, 20:58