Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Sonntag, 26. Dezember 2010

Dem Weihnachtsmann

habe ich heute grünes Licht gegeben. Allein von mir hing alles ab, hing ab, ob die Familie zusammenkommt oder nicht. Ich wurde zum Bestimmer bestimmt und hob den Daumen nach oben, schließlich wollte ich auch meine Weihnachtsgeschenke loswerden. Die Fahrerei mit den Öffentlichen ist allerdings wirklich anstrengend, besonders in vollen Straßenbahnen und wenn sich die Leute im U-Bahn-Lift sogar schon anfangen zu prügeln. Man ist ein wenig überreizt, wie mir scheint. Vom Weihnachtsmann bekam ich neben anderem noch einen Engel aus Holz und ein gewünschtes Lesemonstrum aus knapp 1600 Seiten von Thomas Pynchon:

Pynchon

Als meine Mutter mich das erste Mal mit Perücke gesehen hat, war ihre Reaktion: "Wie siehst du denn aus? Hast du dich nicht gekämmt?" Na super. Als sie dann wußte, daß es eine Perücke ist, meinte sie, ich sehe damit aus wie 16. Das wird ja immer besser... Dabei kann ich es überhaupt nicht gebrauchen, nochmal viel jünger auszusehen, denn mir reichen jetzt bereits die bösen Blicke, wenn man sich in der Bahn versucht, einen Sitzplatz zu sichern. Wenn ich anderen davon erzähle, sagen die mir stets, das dürfe mir nichts ausmachen. Es macht mir aber etwas aus, wenn ich immer mit diesem naserümpfenden "egoistische-Jugend-von heute-Blick" angeschaut werde. Irgendwann ist man dazu einfach zu alt, egal ob man nun so aussieht oder nicht. Meine Mutter bestellte mir Grüße von meinem Onkel und meiner Tante aus dem Bundesgebiet, welche im nächsten Jahr nach Berlin kommen, und ich erfuhr, daß meine Tante mit 36 genau dasselbe wie ich hatte. Niemand hat bisher davon gewußt. Und inzwischen ist sie 72.

Traumsplitter (Januar)

Mit A. zusammen auf einer großen Wiese voller bunter Wörter und Dinge. In seinen Armen bin ich glücklich und lache. Er schaut neugierig hierhin und dorthin, fragt nach diesem und jenem auf der Wiese und entfernt sich dabei von mir. Während ich versuche, ihm zu folgen, hat er sich in einen Schmetterling verwandelt und ist bereits so weit voraus, daß ich ihn aus den Augen verliere. Im Nachbarhof, hinter dem Zaun, entdecke ich einige Falter. Vielleicht ist er ja darunter, eventuell dieser türkis-schwarz gepunktete? Nur leider bin ich kein Schmetterling und kann auch nicht fliegen, deshalb warte ich hinter dem Zaun, daß er zu mir herüberflattert. Die Falter kommen tatsächlich und verwandeln sich im Flug in Vögel. Sobald sie auf dem Erdboden gelandet sind, werden sie zu riesigen dunklen Watschelvögeln mit unglaublich fetten Hintern, die mir die Sicht und den Weg versperren. Es wird klar, daß ich A. verloren habe. Der Verlust scheint unwiederbringlich und ich erwache. Republikflucht paßt natürlich gut zu einem Schmetterling.