Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Mittwoch, 30. März 2011

Informationslücken

offenbaren sich immer wieder sowohl bei mir als auch bei anderen Patientinnen. Heute im Chemoraum erzählte eine, daß sie sogar nach den Behandlungen noch Knochenmetastasen bekommen hätte, worüber meine andere Mitpatientin, mit der ich nächste Woche zum Essen in der Krankenhauskantine verabredet bin, enorm erschrocken war und sozusagen aus allen Wolken gefallen ist. Von dieser Möglichkeit hätte sie nichts gewußt. Das wiederum hat mich verwundert. Ich schon. Durch das Sterben meiner Oma an Brustkrebs habe ich anscheinend einen unschönen Wissensvorsprung. Ich weiß, was auch nach der Operation noch alles passieren kann und ich weiß, wie das Sterben ist, bzw. sein könnte. Weil dieses Wissen so selbstverständlich vorhanden war, ist mir dieser Mangel an Information gar nicht aufgefallen. Aber es stimmt. Nach der Diagnose hört man das Wort "Metastasen" relativ selten. Man wird zwar überall zu Untersuchungen herumgeschickt, bekommt allerdings nur nebenbei mit, worum es dabei eigentlich geht und bekommt nicht explizit gesagt, daß auch nach Operation und Behandlungen Metastasen auftreten können. Nun hatte sie allerdings eine Einladung zu einem Vortrag der Chefärztin (ich komischerweise nicht), zu dem sie vielleicht hätte gehen sollen. Mag sein, daß es dort solche Informationen gegeben hat. Einen Mangel an Information kann man stets vermuten, wenn die Aussagen der Ärzte widersprüchlich sind. Wenn zum Beispiel gesagt wird, daß die Chemo bei in Lymphen wandernden Krebszellen möglicherweise ausreichend ist, aber die Brust trotz Komplettrückgang des Tumors operiert werden muß, weil dort trotz Chemo noch Krebszellen sitzen können. Das verwirrt zunächst. Dann habe ich allerdings im Internet, ich glaube im "Taxolbuch" bei google.books.de, einem schon mehr medizinischen Fachbuch gelesen, daß es sowohl Krebsstammzellen als auch einfache Krebszellen gibt. Einfache Krebszellen sterben schnell, Krebsstammzellen nicht (sondern gelten teilweise sogar als unsterblich), was vielleicht den Widerspruch erklärt. Doch ohne Internet ist es schwierig, an solche Hintergrundinformationen zu gelangen und ich finde, ich bin nicht so doof, daß ich es nicht verstehen würde, wenn es mir ein Arzt erklärt. Schließlich will ich ja eigentlich nicht gleich ein ganzes Medizinstudium absolvieren.

Post

vom Katastrophenschutzbeauftragten bekommen: wo ich mich im Falle eines terroristischen Angriffs oder einer Epidemie (damit ist wohl auch Strahlung gemeint) zur Koordination der medizinischen Hilfsarbeiten einzufinden habe. Immer, wenn irgendwo auf der Welt etwas passiert, schreibt er mir. Aber jetzt bin ich erst einmal meine eigene Katastrophe.

Traumsplitter

Ein Seminar mit Hitler als Seminarleiter. Er trägt akkurat gescheitelte Haare, aber keinen Schnurrbart. Angestrengt versuche ich zwei mathematische Aufgaben zu lösen, die auf einem weißen Blatt stehen und hoffe, daß ich nicht drankomme. Irgendetwas stimmt mit den Aufgaben nicht. Vielleicht sähen sie besser aus, wenn ich einfach alle Variablen so um das Gleichheitszeichen gruppiere, daß ein Gleichgewicht entsteht. Aber im Grunde habe ich keine Ahnung. Inzwischen bin ich mit einer Gruppe Kommilitonen ins Gespräch gekommen und wir stehen unaufmerksam an den Fenstern herum. Hitler schlendert in unseren Gang, was bedeutet, daß wir uns sofort zackig in Reih und Glied am Fenster aufzustellen haben. Da ich hinter einem Pfeiler stand, habe ich ihn nicht kommen sehen und springe deshalb erst überrascht in Haltung, als mich andere warnen und er bereits knapp vor uns ist. Durch den Überraschungseffekt habe ich jedoch so eine unglückliche Bewegung gemacht, daß ich im Stand das Gleichgewicht verliere und einen Ausfallschritt nach vorne, genau vor seine Nase, mache. Er guckt mich verärgert und auch ein bißchen verwundert, wie ich finde, an. Dann wird aus Hitler der verstorbene Studienfreund meines Vaters, ebenfalls akkurat gescheitelt und nun der Seminarleiter. Bei ihm habe ich wahrscheinlich keinen besseren Stand, deshalb hoffe ich, daß er mich nicht anspricht. Später irgendwo bei meinen verstorbenen Großeltern und schließlich um 3 Uhr nachts auf der Straße unterwegs, wo ich durch Tuscheleien der Passanten mitbekomme, daß McCoy, der Bordarzt der Enterprise gerade gestorben ist.

Bemerkung: Die Korrelation des Begriffes "einen guten Stand haben" mit dem Traum ist mir erst beim Schreiben aufgefallen. Und McCoy ist bereits im Juni 1999 gestorben. Ich hinke etwas hinterher.