Möbel Marke Eigenbau
Eigentlich bin ich ja nicht der begeisterte Heimwerker. Ich tue nur das, was ich tun muß, kann aber nichtsdestotrotz mit Schlagbohrer und Stichsäge umgehen, und habe bereits jede Menge Möbel zusammengebaut, nicht nur die vom schwedischen Möbelhaus. Nachdem ich nun mehrere Jahre lang vergeblich nach einem passenden Beistellregal gesucht habe, dachte ich mir, es kann ja nicht so schwer sein, eines selbst zu bauen. Das Problem ist einfach, daß die meisten Möbel anscheinend für Lofts gebaut sind, in meiner Miniwohnung, die dazu noch einen seltsamen Schnitt hat, aber jeder Zentimeter zählt. Im Wohnzimmer habe ich die Tür mitten im Zimmer und dazu noch schräg, so daß sich der Winkel zum Öffnen verringert. Außerdem haben die Leute von Kabel Deutschland die Kabeldose direkt hinter der Tür montiert, statt wie vorher die alte Dose gut verstreckt in der Ecke unterm Fenster. Das hört sich zwar ok an, führt aber dazu, daß bei mir, sobald die Tür geschlossen ist, die gesamte Kabelage mitten im Zimmer "prangt" und einen "schönen" Blickfang abgibt. Ich suchte also ein Art niedriges Regal zum Tarnen, welches wegen der Tür nicht tiefer als 20 cm ist (wobei 20 cm schon fast zuviel sind, aber bei den Holzbrettern zum Selberbauen gab es keine schmaleren), so gebaut, daß sich eine Öffnung für die Scheuerleiste heraussägen läßt, und außerdem mit den Maßen so, daß es mit Dose und Steckdose paßt. Im Westen gibt es doch nicht alles, wie ich wieder einmal feststellen konnte, in Erinnerung an den berühmten Spruch aus meinen DDR-Zeiten. Und irgendwann ist immer das erste Mal. Bisher hatte ich nur ein Vogelhäuschen im Werkunterricht der dritten oder vierten Klasse zusammengebaut und den Vögeln ist es ja relativ egal, ob ihr Haus krumm und schief ist. Aber ich habe es hinbekommen und für das erste Mal nicht gerade schlecht, obwohl man bei genauerem Hinschauen sieht, daß da und dort 1-2 mm zu viel oder zu wenig sind, zumal ich mit der Stichsäge die Kanten nicht wirklich exakt gerade sägen kann und auch kein passionierter Schleifer bin. Für die Körbchen mußte ich im übrigen durch die halbe Stadt fahren, da es die letzten in Berlin sind und Nachschub nicht geplant. Es sind aber die einzigen, die von der Tiefe und zu fünft von der Breite her passen. Und mittendrin beim Werkeln kamen mir einige Erleuchtungen. Zum Beispiel hatte ich mir ein Set mit Holzdübeln gekauft, in welchem der passende Holzbohrer, ein Ring zum Befestigen am Bohrer für die richtige Tiefe und so komische Kupferdinger mit Spitze drinne waren. Ich habe mich die ganze Zeit gewundert, wofür die gut sein sollen und bin selbst durch die Anleitungsbilder auf der Rückseite nicht schlauer geworden. Erst als das Regal fast fertig war und nur die Deckplatte noch fehlte, ging mir das fehlende Licht auf. Man kann die in die Dübellöcher auf einer Seite stecken und bekommt so genau an der richtigen Stelle auf dem Holz der anderen Seite eine Markierung zum Bohren. Und ich Dussel hatte die alle per Hand ausgemessen! Überhaupt finde ich, daß für ganz Dumme so ein paar Bildchen eben nicht reichen. Schließlich funktioniert das mit der Evolution auch nicht von heute auf morgen, und manche Evolution vollzieht sich in einem sehr individuellen Tempo. Aber ich denke, wenn mein Werklehrer Heckmeck (Heckmeck deshalb, weil es sich auf seinen Nachnamen reimte und er außerdem einen Heckmeckbart hatte) von meiner erfolgreichen Aktion wüßte, würde er sich vor Freude im Grab umdrehen, weil sein Leben doch nicht umsonst gewesen ist.

Das Regal mit Kabeldose dahinter


Das Regal mit Kabeldose dahinter

zuckerwattewolkenmond - Do, 18:13