beim Durchlesen der Unterlagen vom Krankenhaus erfahre ich ganz nebenbei, daß mir drei Titanclips an der Thoraxwand eingesetzt wurden. Ich kann mich nicht erinnern, daß mir vorher oder nachher irgendjemand etwas davon gesagt hätte. Auch im Aufklärungsbogen finde ich nichts dazu. Dabei wäre es ja mal wichtig zu wissen, vor allem wenn Rücken-MRTs zum Hobby gehören. Da wird immer ganz genau nach jedem Metall-Fitzelchen gefragt und ich glaube kaum, daß alle Patienten ihre Unterlagen lesen. Ärzte - kaum ist man ihnen ausgeliefert, trägt man gleich eine ganze Kleinmetallsammlung mit sich herum... Dabei fällt mir ein, daß seit dem Krankenhausaufenthalt meine Fernbedienungen sehr seltsam reagieren und in der Küche ist etwas ganz Komisches passiert. Dort steht ein kleiner Fernseher, der im Standby ein blaues Lämpchen hat, welches beim Einschalten orange wird. Einige Tage nach dem Krankenhaus bin ich vorbeigelaufen und das Lämpchen wechselte völlig von allein von blau auf orange um dann gleich auf blau zurückzuspringen. Verwundert lief ich immer wieder davor hin und her und es passierte ständig dasselbe. Erst als ich mich hinter dem Türrahmen versteckte und nur mit dem Kopf um die Ecke schaute, blieb das Lämpchen blau. Wer weiß, vielleicht funktioniert meine Brust jetzt als Fernbedienung, wenn sie geladen ist. Und wenn ich erst einmal die Bestrahlungen hinter mir habe, kann ich sie vielleicht sogar als Leselampe benutzen.
Beim gestrigen Abschlußgespräch erwähnte die Ärztin, daß Eigenfettunterspritzungen nicht gerne gesehen werden, weil sie die "Überwachung" erschweren. Ich weiß nicht, wie sie darauf kam, denn ich hatte nicht danach gefragt, aber wahrscheinlich ahnte sie bereits, wohin es mich treibt. Und wenn ich mich im Internet so umgucke, lese ich etwas anderes, nämlich daß
gute Radiologen sehr wohl damit umgehen können. Nun ist es zwar wahrscheinlich normal, daß Schönheitschirurgen da anderer Meinung sind als Gynäkologen, aber egal wer nun recht hat, für mich steht eigentlich schon fest, daß ich, sollte sich das Problem mit den Bestrahlungen, der Zeit oder aus anderen überraschenden Gründen nicht von allein lösen (was ich nicht mehr glaube, denn daß ein Loch von alleine zuwächst scheint mir sehr unwahrscheinlich, selbst wenn sich die Brust vergrößert und ich weiß auch nicht, ob sich Fettgewebe wieder von allein regeneriert), ein neuer Kunde bin. Ich habe sogar schon eine Adresse und Telefonnummer einer Praxis am Ku'damm, wo man sich gleich auch noch Botox spritzen und die Vagina verengen lassen kann, was ich nun beides ganz sicher nicht vorhabe. Sie können doch nicht wirklich erwarten, daß ich für den Rest des längeren oder kürzeren Lebens auf Baden, Schwimmen, Sport oder Physiotherapie verzichte, nur um den Radiologen die Arbeit zu erleichtern. Und ich gehöre nun mal nicht zu den offenherzigen Naturen, die gerne ihre Brustwarze aus dem BH hängen lassen, weder freiwillig noch wegen eines Kraters in der Brust. Wenigstens im BH möchte ich mich noch ungezwungen bewegen können, ohne mich nackt zu fühlen, weil bei jeder falschen Bewegung der Blick in das Luftloch und den Nippel freigegeben wird. Das wäre ja, als wenn man Zeit seines Lebens mit der Eisenkugel an den Büroschreibtisch gefesselt ist und als Patient schließlich auch noch die A-Karte einer Sträflings-Brustfessel gezogen hat. Die Brustfessel zur totalen Überwachung und Verhüllung, vielleicht sogar noch mit eingebautem Ortungssystem. Ich frage mich, ob ich wohl Stromstöße erhalte, wenn ich die Schwelle einer Schönheitschirurgen-Praxis übertrete. Jedenfalls schläft es sich mit dieser Adresse und Telefonnummer unter dem Kopfkissen sehr viel besser, ja, es ist sogar so tröstend, als würde man ein Kuscheltier im Arm halten.