Kriegsbemalung und Stichattacken

Heute durfte ich mir meine kryptische Kriegsbemalung abholen. Die muß jetzt für die nächsten 35 Termine dranbleiben. Das Rote über der Kriegsbemalung sind Mückenstiche. So sehe ich überall aus. Nachdem mich bereits die letzten Nächte eine Mücke fies traktiert hatte, sind an der Haltestelle, als ich auf den Bus wartete, ganze Rudel von Mücken über mich hergefallen, als wäre ich die einzige noch frei laufende Mahlzeit auf diesem Planeten. Und dabei standen mit mir mindestens zehn andere Personen herum, die aber anscheinend nicht weiter belästigt wurden. In der Klinik traf ich meine Mitpatientin von der Chemo und die erzählte mir von einer Mitarbeiterin dort, die total ausgerastet ist, als sie einen anderen Bestrahlungstermin wollte. Die bestrahlen dort von 7-23 Uhr und sind wahrscheinlich wie überall überarbeitet, aber wenn man 34 mal hintereinander zur gleichen Uhrzeit kommen soll, sollte der Termin schon stimmen. Ich jedenfalls fühle mich jetzt bereits überfordert, obwohl die Bestrahlungen noch nicht einmal angefangen haben. Ich versteh es ja selbst nicht, warum mir immer alles zuviel ist, schließlich fahre ich nur eine Stunde hin, eine zurück und werde zwischendurch ein paar Minuten in seltsame Geräte gelegt. Aber mir tun der Rücken, die Fersen, die Knie, die Fingergelenke und der Rippenbogen oder die Leber weh, dann muß ich mich dauernd ausziehen, obwohl ich mich nicht ausziehen will, was mich depressiv macht, und insgesamt habe ich kaum den ersten Teil des Jahres verarbeitet und es geht trotzdem dauernd Schlag auf Schlag weiter, obwohl ich mich am liebsten zurückziehen würde, und zwar lange, sehr lange. Aber wahrscheinlich ist das nur wieder meine Mimosennatur, jedoch beunruhigt es mich, weil ich denke, daß es doch langsam besser werden müßte mit der Überforderung. Nach der Klinik machte ich noch einen kurzen Ausflug in das Naturschutzgebiet, wo ich letzte Woche einige Brombeerbüsche gesichtet hatte. Diesmal hatte ich eine Dose dabei, doch die Ausbeute war trotzdem nicht viel besser, weil die Mücken auch hier wieder über mich hergefallen sind und ich den ungeordneten Rückzug aus dem Wald antrat. Allerdings nicht, ohne eine Batallion Biester dabei zu töten. Und es war mir herzlich egal, daß dies ein Naturschutzgebiet ist, in dem die Natur, zu der leider auch Mücken gehören, geschützt sein sollte. Komisch, in der letzten Woche hatte sich dort

Ebenfalls letzte Woche ist mir gleich zweimal eine Feldmaus über den Weg gelaufen, die ihren Bau neben dem Waldpfad hatte. Immer, wenn ich auf nur wenige Zentimeter herangekommen war, flitze sie schnell hinein. Heute nun traf ich eine winzig kleine Maus, vielleicht war es noch eine sehr junge, welche sich zwar schnell im Feld versteckte, aber nicht weglief. Stattdessen saß sie mucksmäuschenstill und schien geradezu die Luft anzuhalten, in der Hoffnung, daß die Tarnung wirkt und ich sie nicht sehe. Natürlich sah ich sie trotzdem. Glück für sie, daß ich nur fotografieren wollte und ansonsten Mäuse nicht auf meinem Speiseplan stehen.

zuckerwattewolkenmond - Di, 21:48