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Das erste Jahr glich sehr der Brautzeit, als das Zusammenleben aber andauerte, konnte Lyhne es sich nicht mehr verhehlen, daß es ihn ermüdete, seiner Liebe beständig neuen Ausdruck zu verleihen - stets in das Gefieder der Poesie gehüllt, die Schwingen zum Flug durch alle Himmel der Stimmungen und alle Tiefen der Gedanken ausgebreitet halten zu müssen; er sehnte sich danach, in gemütlicher Ruhe still auf seinem Zweig zu sitzen und seinen müden Kopf zum Schlummer in den weichen Flaum unter dem Flügel zu bergen. Er dachte sich die Liebe nicht wie eine ewig lodernde Flamme, die mit ihrem mächtigen, flackernden Schein in alle ruhigen Falten des Daseins hineinleuchtete und phantastisch alles größer und fremder erscheinen ließ, als es war - für ihn war die Liebe wie die ruhig glimmende Glut, die unter ihrer weichen Aschenschicht hervor gleichmäßige Wärme spendet und in gedämpftem Dämmerlicht das Ferne milde verhüllt und das Nahe doppelt nahe und doppelt heimisch erscheinen läßt...
...seine Liebe hatte ihn für eine kurze Stunde mit einer flüchtigen Glorie von Geist und Hoheit umgeben, was so oft bei kleineren Naturen geschah.
(aus "Niels Lyhne" von Jens Peter Jacobsen)
...seine Liebe hatte ihn für eine kurze Stunde mit einer flüchtigen Glorie von Geist und Hoheit umgeben, was so oft bei kleineren Naturen geschah.
(aus "Niels Lyhne" von Jens Peter Jacobsen)
zuckerwattewolkenmond - Do, 08:12
Ich habe