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Für geistig träge und stumpfsinnige Menschen wird die Theosophie immer ein Rätsel bleiben. In der Welt der Gedanken und der Spiritualität macht man Fortschritte nur durch eigene Anstrengungen. Die Autorin kann dem Leser nicht das Denken abnehmen, und er hätte auch nichts davon, selbst wenn ein solches stellvertretendes Denken möglich wäre.
(Aus dem Vorwort zu "Der Schlüssel zur Theosophie" von Blavatsky)

Ich finde, sowas wie der letzte Satz sollte in JEDEM Buch stehen, einschließlich der Bibel, genau wie in der Werbung "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" oder auf Zigarettenschachteln "Rauchen kann tödlich sein"- vielleicht als "Warnhinweis: Das Lesen dieses Buches ersetzt nicht das eigene Denken" oder so, denn leider habe ich immer wieder den Eindruck, dass sich das noch nicht überall herumgesprochen hat. Es soll sogar Leute geben, die allein aus der Anwesenheit von vielen Fremdwörtern in einem Text schließen, dass dieser eine geistig hochwertige Aussage hat und von besonderen Fähigkeiten des Schreibers zeugt.
Raducanu - Sa, 21:58

Es gibt sogar Leute, die Aussagen deshalb für wahr halten, bloß weil sie niedergeschrieben und veröffentlicht sind.

Ja, eben.

Deshalb mein ich ja, dass so ein Warnhinweis angebracht wäre, wobei ich es aber nicht zuviel Gewicht darauf legen würde, ob nun etwas absolut wahr ist oder nicht, weil sich Wahrheiten bei jedem Menschen ziemlich unterscheiden können. Oder manchmal sind es auch nur Teile der Wahrheit, die irgendwo in einem Buch versteckt sind, das aber trotzdem zu falschen Schlußfolgerungen kommt. Gerade deshalb finde ich es halt besonders wichtig, dass sich jeder sein eigenes Bild macht und selbst denkt, bevor er etwas als seine Wahrheit übernimmt und einfach nachplappert. Ob ein anderer das dann auch als Wahrheit sieht, ist meines Erachtens aber eher unwichtig, solange man es sich mit der eigenen Erkenntnis nicht zu einfach macht.
creature - Sa, 22:16

trifft immer auf fundamentalisten zu, egal welcher religion.
das letzte argument ist da immer,
"aber es ist geschrieben"
so, als wäre dieses buch einfach so vom himmel gefallen, das da menschen am werken waren, teilweise sich tatsachen so wie die stille post von generation zu generation verändert hat, das wird nicht angezweifelt und müßte für jeden denkenden menschen mit gesunder skepsis aufgenommen werden.

Ja, genau.

Deshalb habe ich auch so eine Abneigung gegen Fundamentalisten. *gg*
IkarosSikinnos - Sa, 23:57

So ein Hinweis, wie von Blavatsky oder dem Gesundheitsministerium, verweist auf eine düstere Menschenanschauung, vielleicht sogar auf Arroganz und Anmaßung gegenüber dem Leser bzw. Verbraucher. Beide sprechen den Rezipienten Mündigkeit und Selbstverantwortung ab.
Ich meine, was wächst denn schon ohne eigene Anstrengung und welches Buch ist zu lesen, ohne zu denken...und das Blavatsky polemisiert und angreift stellt sich im letzten Satz heraus. Also kein Warnhinweis sondern ein Angriff auf ein Puplikum.
Nur ist das peinlich, denn Blavatsky war selbst nicht besonders weitblickend und feinsinnig - sie war doch Teil eines romantisch-okkulten Zeitgeistes, der sich selbst in elitören Kreisen euphorisch hochschaukelte und einigen faschistoiden Damen und Herren Nährboden bot.
Aber ich möchte mich nicht nur nölend hier bei dir zum ersten Mal zu Wort melden: Dein Blackmask-Europa-Link funktioniert leider nicht. Und ansonsten mag ich den Blog von dir *g*.

Danke. *g*

Also erstmal möchte ich was zu diesem faschistoiden Nährboden sagen. Wenn du schon länger mitliest, hast du ja wahrscheinlich mitbekommen, dass ich die Geheimlehre lese und eine Frage, die sich mir beim Lesen immer wieder aufdrängt ist diese, wie in Gottes Namen irgendjemand daraus faschistischen Rassentheorien ableiten konnte oder wie überhaupt dieses Wissen zu einem faschistischen Nährboden werden konnte, denn wenn man die Geheimlehre wirklich liest und sich nicht nur einzelne Stellen herauspickt, geht eindeutig eine völlig entgegengesetzte Einstellung hervor, die eine Liebe zu allen Menschen propagiert (wobei sich Mdm. Blavatskys eigene Lebenphilosophie sehr eng an den Buddhismus anlehnt und das Karma-Yoga). Zwar ist Mdm. Blavatsky im Verkünden ihrer Wahrheiten teilweise auch etwas dogmatisch, so wie sie es den Kirchen vorwirft, wirkt manchmal im Schreibstil arrogant, und die Evolutionstheorien sind für sich alleine genommen vielleicht für irgendeinen dummen Menschen Grund genug zu sagen, dass die Rassen der heutigen Runde "höherwertiger" sind als die Wilden, die angeblich aus der letzten Runde "übrig geblieben sind", mal ganz abgesehen davon, dass die europäischen Typen bei ihr eigentlich Kaukasier heißen und die Arier die indischen Rassen und auch die Juden sind, aber das ist halt nicht die ganze Lehre und auch nicht der Kernpunkt. In "Stimme der Stille" schreibt zum Beispiel gleich zu Beginn "Lerne vor allem, Kopf-Gelehrsamkeit und Seelen-Weisheit, die 'Lehre des Auges' und die 'Lehre des Herzens' zu unterscheiden." Und genau darum geht es. Leider haben anscheinend einige nur die 'Lehre des Auges' darin gesehen und sich das herausgepickt, was in ihre kranken Vorstellungen passte. Aber so geht es ja auch mit der Bibel. Da steht zwar drinnen, dass man nicht töten und seinen Feinden vergeben soll, aber trotzdem interessiert das keinen, der darin etwas anderes lesen will und sich dann an irgendwelchen nebensächlichen Versen aufhängt. Und ich finde so gesehen ist das wohl der beste Beweis, dass viele der Verbraucher eben tatsächlich keine Mündigkeit und Selbstverantwortung im Denken besitzen. Man kann durchaus Bücher lesen ohne zu denken, was ich eben schrieb, ist ein Beispiel dazu, denn wenn alle Leser solcher Lehren im Sinne Blavatskys mitgedacht hätten, hätten daraus wohl kaum so merkwürdige andere Strömungen entstehen können.
Ich kenne übrigens ebenfalls in meinem persönlichen Umfeld des Denkens, zumindest in einigen Bereichen, ziemlich unmündige Menschen und ich bin beiliebe kein Pessimist (trotz des düsteren Blogs*gg*). Es IST einfach leider so, und trotzdem bin ich so optimistisch zu glauben, dass die Zahl der nicht nur selbst denkenden, sondern auch der Menschen zunimmt, die nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Verantwortung übernehmen (zum Beispiel beim Rauchen). Ich glaube fest daran, aber ich denke, es dauert noch eine sehr lange Weile bis dahin. Was Mdm. Blavatsky an sich betrifft, so gehört sie zwar der damaligen okkulten Zeitströmung an und hat mit entsprechenden Phänomenen experimentiert, wobei ihr mehr als einmal Betrug vorgeworfen wurde (also jetzt bei den Phänomenen - Geld hat sie nie genommen dafür), aber was daran wahr ist oder falsch interessiert mich nicht. Es geht mir nur um den Inhalt ihrer Bücher und diese zeigen hinter den äußerlichen Massen von Zitaten und intellektuellen Abhandlungen auch sehr viel innere Weisheit, egal ob diese nun von Mdm. Blavatsky selbst stammt oder den angeblichem Meister, der sie diktiert hat.
Aber fein, dass du dich bei mir zu Wort gemeldest hast, auch wenn es nölend war. ;o)
IkarosSikinnos - So, 01:47

so eine antwort...

...habe ich nicht erwartet. Toll!
Ich bin jetzt leider schon sau müde, deswegen lass ich dir kurz noch einen Link da bzw. schon mal einen Auszug, der darauf vorweggreift und kurz anschneidet was ich gerne mit dir diskutieren würde - wenn du denn auch möchtest. Also, der Auszug:
>>(...) Die rassistischen Aussagen der Ariosophie sind lediglich eine Version der theosophischen Wurzelrassenlehre, die ebenso wenig aus der Theosophie herausdiskutiert oder wirklich extrahiert werden kann wie der Rassismus aus der Ariosophie - es sind Kernelemente, die untrennbar zur Paradigmatik von Theosophie respektive Ariosophie gehören. Um also der Ariosophie wirkungsvoll begegnen zu können, muss stets die Theosophie in die Untersuchung einbezogen werden.(...)<<
Und hier der vollständige Artikel.
Grüße aus dem ikarischen Meer.
IkarosSikinnos - So, 02:02

kurz noch:

Es ist klar, dass es hier und dort Menschen gibt, denen man manchmal Denkfähigkeit und Mündigkeit nicht ansieht.
Doch wenn eine weltanschauliche Lehre, wie die Theosophie und deren Begründerin Mdm. Blavatsky, die eigene Denkfähigkeit und Mündigkeit vieler Menschen pauschal abspricht, dann sagt das etwas über die Lehre und ihre politische (intellektuelle) Kraft aus. Und bekräftigt so die Wirklichkeit von unmündigen Personen, anstatt Mündigkeit zu fördern.

Gerne.

Wenn du mir schreibst, worüber du diskutieren willst, werde ich mich bemühen, auf Grundlage dessen, was ich bisher über Theosophie gelesen habe, zu antworten.

Zum Nachtrag: Das ist der übliche Stil von Mdm. Blavatsky. Sie ist immer etwas von oben herab, als jemand, der noch nichts von der Theosophie weiß, ist mal halt ein "Profaner" usw.
Anfangs fand ich das ärgerlich, doch wenn man länger liest, dann merkt man, dass das halt anscheinend nur eine (ihr vielleicht unbewußte und im Charakter angelegte) Äußerlichkeit ist, die nicht immer ihrer inneren Überzeugung entsprach. Jedoch hat sie selbst gegenüber Bewunderern betont, dass sie keine Heilige ist und jeder Mensch weiß, wie schwer es ist, seine Taten den inneren Überzeugungen anzugleichen. Das macht sie in meinen Augen einfach nur menschlich, menschlicher zumindest, als wenn sie vollkommen abgehoben und verklärt, ständig nur schreiben würde, wie sehr sie jeden und alles liebt. Doch sie war in ihrem Leben tatsächlich so, dass sie zwar ein aufbrausendes Temperament hatte, aber ihren Feinden, von denen sie viele hatte, selten etwas nachgetragen hat, und wenn man die vielen Feindseligkeiten betrachtet, mit denen sie zu kämpfen hatte, ist es eigentlich auch nicht besonders verwunderlich, dass sie so eine pessimistische Meinung über die Menschen hatte. Und trotzdem war sie zu jedem Mensch, egal welcher Schicht er angehörte, gut und freundlich.
Dass meine nicht ganz ernst gemeinte Idee so einen Warnhinweis anzubringen die Mündigkeit nicht fördert, mag wahr sein, aber welchen Vorschlag hättest du denn, um sie zu fördern? Einfach hoffen, dass die entsprechenden Bücher nicht den falschen Leuten in die Hände fallen?
Ich denke, wenn man sich ernsthaft an das Thema machen will, müßte man mit dem Erziehungssystem und der Gesellschaft anfangen, beides kann man aber nicht so schnell ändern.
IkarosSikinnos - Mo, 01:11

Ich fang einfach mal an:

So, ich habe mir deine ausführliche Antwort sorgfältig durchgelesen und möchte mit dir, so wie ich es ankündigte, gerne über die Theosophie diskutieren. Ich hatte dir einen Link gesetzt, zu einem Artikel, der – vielleicht etwas sperrig zu lesen – viel mit meiner Kritik an der Theosophie und an Blavatsky zu tun hat.
Da du mich nicht kennst, will ich kurz auf meinen Hintergrund eingehen und meine Position innerhalb dieser Diskussion darstellen:
Ich trenne persönliche und gesellschaftliche Prinzipien oder Weltanschauungen nicht voneinander, sowie ich Politik, Poetik, Spiritualität etc. als ein verwobenes Geflecht sehe, indem diese „Stränge“ in Wechselbeziehung zueinander stehen.
Was ich in dieser Diskussion momentan nicht leisten kann, ist es mit der Theosophie zu diskutieren, da ich nicht über ausreichend sorgfältige Textkenntnis verfüge um hier eine Text immanente Diskussion konstruktiv mit zu gehen.
Meine Lesart ist die von Thesen und Weltanschauungen der Theosophie und dem damaligen historischen Diskurs. Meine Fragestellung, die meine Absicht an diese Diskussion stellt, ist folgende: Kann die Theosophie (und ich meine damit hier synonym Blavatskys Lehre) unserer modernen Welt konstruktive Impulse geben?


(...) eine Frage, die sich mir beim Lesen immer wieder aufdrängt ist diese, wie in Gottes Namen irgendjemand daraus faschistischen Rassentheorien ableiten konnte oder wie überhaupt dieses Wissen zu einem faschistischen Nährboden werden konnte

Ich werde mich in einer Antwort versuchen. Die Wurzelrassentheorie von Blavatsky unterscheidet sieben Rassen weltweit, die gleichwertig nebeneinander stehen, jedoch innerhalb ihrer jeweiligen Rasse vertikale Hierarchien nach Entwicklungsstufe der Unterrassen haben. Hier ist ein wesentliches Problem der Theosophie: die vertikale, hierarchische Ordnung und das ist nicht nur das Problem der Theosophie, sondern auch das von vielen esoterischen Systemen und Weltanschauungen, die sich eine Autorität in Schrift oder Person strukturiert. Und hierarchische, autoritäre Systeme fordert und unterstützt der Rassismus, wie er sie auch hervorbringt. Wenn Blavatsky von Unterrassen schreibt, die sich in eine jeweilige Entwicklungshierarchie gliedert, dann denke ich mir doch folglich, dass sie so ein System einfordert – das hat die Ariosophie weiterverfolgt, hier und dort für sich umgeschmiedet, radikalisiert und pauschalisiert; Hitler hat Liebenfels und die ganzen anderen Ariosophen gekannt.
Was geht denn bitte in dem Kopf der Dame Blavatsky vor, wenn sie eine rassistische Schichtung von Unten nach Oben definiert? Wo ist sie eigentlich? Wie andere privilegierte Bürger ganz oben?
Blavatsky war Teil einer Bürgerschicht und der Artikel, auf den ich am Anfang verwies, macht den Zusammenhang zwischen bürgerlicher Weltanschauung, Theosophie und faschistischen Strukturen sehr deutlich.
Damit ist Blavatsky bereits diejenige, die eine faschistische Rassentheorie aufstellt. Nicht so offensichtlich wie die Ariosophen und Nazis. Aber sie tut es.


(...) denn wenn man die Geheimlehre wirklich liest und sich nicht nur einzelne Stellen herauspickt, geht eindeutig eine völlig entgegengesetzte Einstellung hervor, die eine Liebe zu allen Menschen propagiert (wobei sich Mdm. Blavatskys eigene Lebenphilosophie sehr eng an den Buddhismus anlehnt und das Karma-Yoga).

Ja, ich hatte gelesen, dass der Hauptsitz der Theosophie irgendwann nach Indien verlagert wurde.
Bereits der Titel „die Geheimlehre“, die klar auf die okkultistische Idee des Magiers verweist, der aus einer elitären Position heraus die Uneingeweihten beherrscht, ist in dem Kontext der Liebe absurd. Oder ist das eine monarchische Liebe? Ich kann mir vorstellen, dass es ihr um das Wohl der Menschheit ging. Und das passt in die Struktur: So an der Spitze die mütterliche Gestalt, die aus der Absicht der Liebe zum Volk, erzieht und Licht und Heil zu den dummen, kleinen Menschen am Boden der Pyramide bringt. Hitler wurde deswegen von einem großen Teil des Volkes geliebt. Sie konnten ihre Verantwortung abgeben, denn der Führer sorgte sich um sie – politisch, wirtschaftlich, spirituell, erotisch (ja, Hitler war damals auch ein Sexsymbol) und im Kampf der Rassen.
Doch was hat das alles mit Demokratie zu tun? Überhaupt nichts. In einer Demokratie gibt es einen kritischen transparenten Dialog in der Öffentlichkeit. So wie wir das gerade tun. (Das die vorhandenen Demokratien darin ihre Schwächen haben, sehe ich auch. Das ist jedoch für mich kein Grund sie als gescheitert zu sehen.)
Aber bitte keine magischen Propheten, die Eingeweihten ihr Wissen offenbaren und Uneingeweihte versuchen durch ihren numinosen Status, ihre privilegierte Position oder ihren „rassistischen Hochsitz“ zu beherrschen. Und genau diese Weltanschauung schwingt doch bei Blavatsky mit und ist mit ihrer inhaltlichen Lehre verbunden. Es ist absurd so etwas wie eine Kernaussage des Inhalts aus sozialen, politischen und ideologischen Aussagen heraus zu filtern. Da bleibt immer etwas kleben.


(...) abgesehen davon, dass die europäischen Typen bei ihr eigentlich Kaukasier heißen und die Arier die indischen Rassen und auch die Juden sind, aber das ist halt nicht die ganze Lehre und auch nicht der Kernpunkt.

Wikipedia wird faktisch nicht falsch liegen, wenn es schreibt:
Als Abkömmlinge der Arier, denen Blavatsky eine besondere Nähe zu den Atlantanern andichtet, werden auch die Semiten gezählt, allerdings seien sie entartet in Geistigkeit und vervollkommnet in Stofflichkeit. Zu diesen gehören alle Juden und Araber“

Damit macht sie die Juden zu Außenseitern bzw. schließt sich der öffentlichen bürgerlichen Meinung über die als schlecht definierte Fremdheit der Juden an und fördert so den Antisemitismus.


In "Stimme der Stille" schreibt zum Beispiel gleich zu Beginn "Lerne vor allem, Kopf-Gelehrsamkeit und Seelen-Weisheit, die 'Lehre des Auges' und die 'Lehre des Herzens' zu unterscheiden." Und genau darum geht es. Leider haben anscheinend einige nur die 'Lehre des Auges' darin gesehen und sich das herausgepickt, was in ihre kranken Vorstellungen passte.

Das ist mir zunächst sympathisch. Und deine Erklärung klingt zunächst plausibel. Doch was für Herzen und Augen hat Blavatsky, wenn sie hierarchisch, autoritär und erzieherisch denkt bzw. fühlt? Wenn sie sich über andere hinweg setzt, hier über X urteilt, dass er die Position Y in der Hierarchie hat und hier über Z, dass er an Platz A gehört. Und die Berechtigung dazu begründet sich in ihrer medialen Begabung? Oder ihren geheimen Meistern? Ja, was für Geister sind das? Und was für Meister? Wenn die mein Leben versuchen würden so zu strukturieren, dann würde ich ihnen den Krieg erklären.


Aber so geht es ja auch mit der Bibel. Da steht zwar drinnen, dass man nicht töten und seinen Feinden vergeben soll, aber trotzdem interessiert das keinen, der darin etwas anderes lesen will und sich dann an irgendwelchen nebensächlichen Versen aufhängt. Und ich finde so gesehen ist das wohl der beste Beweis, dass viele der Verbraucher eben tatsächlich keine Mündigkeit und Selbstverantwortung im Denken besitzen.

Und wer entscheidet darüber ob dieser Vers nebensächlich ist oder eine Kernthese? Es gibt doch so verschiedene Arten zu Lesen, die mit Weltanschauungen verbunden sind und auch die Autoren der Bibel haben eben jene mit einer bestimmten Sicht der Welt geschrieben. Soll das die Kirche entscheiden bzw. deren Konfessionen? Oder Philosophen? Es ist doch jeder aufgefordert sich ein eigenes Bild zu machen und das innerhalb von Diskussionen zur Disposition zu stellen, hinterfragt zu werden und daraus zu lernen. Ich finde jemand handelt in diesem Fall dann unmündig, wenn er einen biblischen Lehrsatz herauspickt und sagt: das ist meine Meinung, dann diese jedoch nicht argumentieren kann bzw. keine Denkarbeit bei ihm darüber stattgefunden hat.


Man kann durchaus Bücher lesen ohne zu denken, was ich eben schrieb, ist ein Beispiel dazu, denn wenn alle Leser solcher Lehren im Sinne Blavatskys mitgedacht hätten, hätten daraus wohl kaum so merkwürdige andere Strömungen entstehen können.

Bei so einem Werk wie der „Geheimlehre“ (und ihren anderen Schriften) ist es wohl kaum möglich nicht zu denken und zu lesen. Denn ihre Werke sind voraussetzungsreich (da sie sich auf den Okkultismus bezieht) und wie ich bereits oben schrieb, finde ich nicht, dass Blavatzsky an diesen anderen Strömungen unschuldig war.


(...) aber was daran wahr ist oder falsch interessiert mich nicht. Es geht mir nur um den Inhalt ihrer Bücher und diese zeigen hinter den äußerlichen Massen von Zitaten und intellektuellen Abhandlungen auch sehr viel innere Weisheit (...)

Und sie transportieren eine Weltanschauung, die ich nicht einfach weg-filtern könnte.


(...) jeder Mensch weiß, wie schwer es ist, seine Taten den inneren Überzeugungen anzugleichen. Das macht sie in meinen Augen einfach nur menschlich, menschlicher zumindest, als wenn sie vollkommen abgehoben und verklärt, ständig nur schreiben würde, wie sehr sie jeden und alles liebt.

Das ist wahrscheinlich das Problem von jedem Mensch. Und das macht ihre Weltanschauung nicht besser. Ich würde als Autor nichts von dem schreiben, was ich nicht auch in die Tat umsetzen würde. Und so schließe ich von ihrem gesamten Werk auf ihre Weltanschauung und so auch auf sie. Das macht sie zu dem Menschen Blavatsky.


Und trotzdem war sie zu jedem Mensch, egal welcher Schicht er angehörte, gut und freundlich.
Ja, ich habe auch schon einmal den Spruch von jemandem gehört, der eine vehement- bewusste Schwierigkeit hatte, sich von seiner Nazi-Vergangenheit zu distanzieren:
„Ich trommel jetzt mit Negern, deswegen bin ich kein Nazi.“
Kannst du dir wirklich im Klaren darüber sein, dass ihr Verhalten nicht strategisch war? Ich meine, es gibt kontroverse Diskussionen über die Echtheit verschiedener Briefkorrespondenzen, Reisen und Kontakten zu Meistern. Wenn jemand ein so verhülltes Leben führt, finde ich es schwierig, seine „soziale Kompetenz“ zu bewerten. Und bei einer so kontroversen Dame umso schwieriger.


Dass meine nicht ganz ernst gemeinte Idee so einen Warnhinweis anzubringen die Mündigkeit nicht fördert, mag wahr sein, aber welchen Vorschlag hättest du denn, um sie zu fördern? Einfach hoffen, dass die entsprechenden Bücher nicht den falschen Leuten in die Hände fallen?
Ich denke, wenn man sich ernsthaft an das Thema machen will, müßte man mit dem Erziehungssystem und der Gesellschaft anfangen, beides kann man aber nicht so schnell ändern.


Es gibt für mich weder falsche Bücher noch falsche Leute. Es gibt Diskussionen über Bücher und es gibt Lebensweisen und Anschauungen, wie ich mein Leben führen möchte. Und das teile ich mit den Leuten in meinem Umfeld, indem ich es zugänglich für Kritik mache und selbst in der Lage bin, meine Position souverän darzulegen. Und aus einem Konsens ergibt so etwas wie eine gemeinsame Lebensgrundlage.
Faschistische Strukturen sind da anders. Und deswegen müssen solche Strukturen zunächst angeprangert werden und ihre Mentalitäten eingedämmt. (Warum solche verachtenden Strukturen wachsen ist ein anderer Schritt.) Diskussionen beginnen nicht im Bundestag, sondern im Alltag eines jeden – wo auch immer. Und dort beginnt auch die Arbeit und die Haltung für die gemeinsame demokratische Struktur. Ich finde man kann so bereits sehr viele persönliche Erfolge machen, vielleicht nicht alle. Doch diese kleinen Erfolge sind so wertvoll, wie ich finde.

Ich hoffe, dich mit dem Umfang meiner Antwort nicht verprellt zu haben – ich schreibe nicht immer soviel, aber hier war es mir wichtig.

Puh,

ich glaube, ich habe fast einen Roman geschrieben, aber lange Antworten erfordern längere Antworten. *gg*


Ich kann auf deine erste Frage für mich nur mit einem großen JA antworten. Ich bin froh, auf "Die Geheimlehre" gestoßen zu sein und sie auch gelesen zu haben (ok, 400 Seiten fehlen noch *gg*), aus dem einzigen Grund, dass es mich einfach sehr beruhigt, dass es auch noch andere Menschen mit den gleichen Grundideen bezüglich der Religionen gibt wie mich, die sich sogar dafür einsetzen, denn ich kannte Theosophie bisher nur vom Namen her. Dem speziellen Augen-Wissen der Theosophie, um mal bei den Terminologien der Blavatsky zu bleiben, stehe ich zwar eher kritisch, bzw. abwartend gegenüber, aber dem Herz-Wissen kann ich in allem zustimmen.
Wobei ich das Augen-Wissen, so wie es in der Geheimlehre interpretiert wird, trotzdem absolut inspirierend und faszinierend finde. Ich habe schon als Kind immer daran geglaubt, dass in allen Mythen und Legenden irgendwo ein wahrer Kern liegt und dass Blavatsky in der Geheimlehre Entdeckungen der Wissenschaft aus Physik, Chemie, Biologie Psychologie vorweggenommen hat, die es zu ihrer Zeit noch gar nicht gab, das ist einfach unglaublich, wie zum Beispiel die Teilbarkeit des Atoms usw. Ich habe beim Lesen einfach nur gesessen und gestaunt: "Da steht ja schon alles!"
Ich konnte mir anfangs nicht vorstellen, dass das wirklich eine Frau und dann noch zu jener Zeit geschrieben haben sollte, bis ich las, dass Blavatsky selbst immer abgestritten hat, das Buch selbst geschrieben zu haben, sondern behauptete, es nur von einem indischen Meister im Astrallicht diktiert bekommen zu haben. Das letztere ist ebenso unglaublich und welchen Ursprungs die Geheimlehre ist, wird wohl ein Rätsel bleiben.
Wußtest du, dass Einstein immer ein Exemplar der Geheimlehre auf seinem Schreibtisch zu liegen hatte? Wenn die Lehren sogar für ihn noch nützlich und inspirierend waren, sowie für viele andere Wissenschaftler, kann man wohl davon ausgehen, dass die Theosophie selbst für die heutige Zeit noch richtungsweisend ist, mal ganz abgesehen davon, dass in der Geheimlehre selbst prophetisch steht, dass viele der enthaltenen Lehren erst im 20. Jh. oder noch später von der Wissenschaft bestätigt werden.
Die Theosophie, so wie sie von Blavatsky begründet wurde, hatte, bzw. hat hoffentlich noch heute, als erklärtes höchstes Ziel eine Brüderlichkeit zwischen allen Menschen und Religionen. Zu diesem Zweck wurde vor allem religionswissenschaftlich, in Form der Erforschung alter Schriften und Mythen, versucht, die Gemeinsamkeiten aller Religionen aufzuzeigen und die eine große Wahrheit dahinter aufzudecken, wobei ein Hauptaugenmerk auf den alten überlieferten indischen Mythen und Schriften liegt. Da bis heute keine Brüderlichkeit herrscht, weder unter Nationen noch unter Religionen, ist die Theosophie noch lange nicht am Ende, unbeachtet dessen, ob die verbreiteten Lehren von der Entstehung der Erde, der Menschen, der Menschheitsgeschichte usw. tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Sie bieten jedoch ein außerordentliches Konstrukt von Erklärungen für ungelöste Probleme, von denen
selbst die Wissenschaft fasziniert ist und die sich in vielfachen Fällen bereits durch neue Entdeckungen bewahrheitet haben.
Ein erklärtes kleineres Ziel der Blavatsky selbst war es, den sich zu ihrer Zeit verbreitenden Spiritismus zu bekämpfen. Wie gut ihr das gelungen ist, kann ich nicht beurteilen, aber unbestritten sind ihre Verdienste, was die Wiederbelebung indischen überlieferten Wissens und religiöser Lehren, sowie deren Verbreitung auch in Europa betrifft. Ghandi ist durch die Theosophie erst dazu angeregt worden, seine "eigene" Bhagavad-Gita zu lesen, die daraufhin das wichtigste Buch seines Lebens wurde und aus der er seine spätere Philosophie des passiven Widerstandes zog. Zu seinem Biographen Fischer sagte Gandhi: "Die Theosophie ist die Lehre der Madame Blavatsky und ist Hinduismus im besten Sinn. Sie bedeutet die Bruderschaft der Menschheit....Jinnah und andere Moslemführer waren einst Mitglieder im Kongress. Sie verließen ihn, weil sie die Bevormundung durch den Hinduismus spürten...Von der Bruderschaft der Menschheit konnten sie bei den Hindus nichts finden. Sie sagen, der Islam sei die Bruderschaft der Moslems. Theosophie ist die wirkliche Bruderschaft der Menschheit."


Jetzt zu deinen Antworten:


1. Ich werde mich in einer Antwort versuchen. Die Wurzelrassentheorie....

Falsch, ganz falsch! Dies ist eindeutig eine absolute Fehlinterpretation der Wurzelrassentheorie. Ich glaube, das Problem liegt hier in der Begrifflichkeit. Nun hast du, wie ich annehme, die Geheimlehre nicht gelesen, und gerade deshalb würde ich dir raten, nichts auf einzelne Begriffe oder auf das, was andere schreiben (die vielleicht auch nicht richtig gelesen haben) zu geben. Der Begriff "Unterrasse" bezieht sich nur darauf, dass die Unterassen von den Wurzelrassen abstammen, hat aber absolut nichts damit zu tun, dass irgendeine Rasse höher oder tiefer steht oder höher- oder minderwertig ist. Blavatsky hat die Rassen in einer Metapher als Baum beschrieben. Der Baumstamm ist die gesamte Menschheit, die sieben Äste sind die sieben Wurzelrassen, und aus diesen Wurzelrassen bilden sich wiederum Unterrassen usw.
Es hat also nichts mit der Wertigkeit zu tun, sondern ist nur eine Begrifflichkeit zur abstrakten Benennung und Gliederung. Äste heißen ja auch Äste und Zweige eben Zweige. Und wenn in der Biologie oder anderen Wissenschaften der Begriff "Unterarten" gebraucht wird, dann bedeutet das ja ebenfalls nicht, dass die entsprechende Tierart o.ä. unter einer anderen steht, sondern einfach, dass diese von der "Oberart" abstammt und mit ihr verwandt ist. Die Wissenschaft war immerhin so schlau, sich unverfänglichere Begriffe wie Stamm, Familie, Gattung, Art usw. für die Gliederung einfallen zu lassen. Wenn Blavatsky gewußt hätte, wie dumm und falsch das interpretiert wird, dann hätte sie wahrscheinlich einen anderen Begriff gewählt. Und da es das System ist, dass es bei jeder neuen Runde eine neue Menschheit gibt, die anfangs gleich ist, also den gleichen Stamm, bzw. die gleiche Wurzel hat, ist es auch klar, dass sich aus dieser im Laufe der Zeit immer wieder unterschiedliche Menschenrassen und Völker entwickeln. Bei Blavatski gibt es innerhalb der Menschenrassen keine Hierarchien, sondern nur Evolution. Aber die gibt es bei Darwin auch, ohne dass ihm irgendjemand rassistische Gedanken unterstellt. Die einzige Hierarchie bei Blavatsky sind die Ebenen, auf denen sich eine Monade inkarniert, also zuerst die angeblich "unbelebte" Ebene der Steine usw., dann das Pflanzenreich, das Tierreich, das Menschenreich und die höheren Hierarchien von Engeln und spirituellen Wesen. Eine der Hauptaussagen des Okkultismus, die auch in der Geheimlehre eine wichtige Rolle spielt ist: Ein Stein ist eine Pflanze, eine Pflanze ein Tier, ein Tier ein Mensch und ein Mensch ein Gott (sinngemäß zitiert), was heißen soll, dass alles um uns belebt ist und in allem ein göttlicher Funke steckt, dass jedoch jeder dieser Funken einen Bewußtseinsentwicklung durchmachen muss. Das bedeutet natürlich, dass einige in dieser Entwicklung weiter sind als andere, also zum Beispiel Menschen mehr Bewußtsein besitzen als Tiere, was aber keineswegs bedeutet, dass diese deswegen weniger wert sind. Sie sind unsere Brüder, auf genau dem gleichen Weg wie wir und werden später auch einmal Menschen sein. Gerade ihre Lebensphilosophie aus den buddhistischen Lehren beruht darauf, anderen Brüdern zu helfen, ein höheres Bewußtsein zu erlangen und sie zu achten. Genauso muss man das auch bei den einzelnen Entwicklungsstufen der Menschheit sehen. In der ersten Runde war die Menschheit ebenfalls noch völlig unbewußt, "unbelebt", wie Blavatsky sagt, bis sich in den einzelnen Runden ihr Bewußtsein langsam entwickelt hat. Wer ihre Aussagen anders versteht, hat entweder nicht alles gelesen oder nicht alles verstanden.

Nun gibt es in der Geheimlehre durchaus einzelne wenige Sätze, in denen inhaltsgemäß geschrieben wird, dass bestimmte Volkstämme noch aus der letzten großen Runde übrig geblieben sind, deshalb weniger "göttlichen Funken" besitzen als andere, was heißen soll, dass sie tierischer sind, und dazu bestimmt sind, langsam auszusterben. Das dies auf den ersten Blick rassistisch klingt, ist eher nachvollziehbar, hat aber absolut nichts mit dem Begriff "Unterrassen" zu tun, da die Unterrassen nichts mit den Runden zu tun haben. Ich gehe zwar mit diesen konkreten Aussagen der einzelnen Sätze nicht konform, glaube aber verstanden zu haben, dass man sie nicht aus dem Gesamtkontext und dem theosophischen, okkulten Hintergrund herausreißen darf. Ich bin der Meinung, dass diese einzelnen Sätze einfach unglücklich formuliert oder übersetzt sind sowie durch das Denken der damaligen Zeit beeinflußt, wo die Aboriginis eben "Wilde" waren usw. Leider hat sie aber recht, wenn sie schreibt, dass diese Völker langsam aussterben.

Übrigens hat Hitler mit der Theosophie an sich nichts am Hut gehabt, im Gegenteil, es wurden sogar theosophische Schriften verbrannt. Und warum? Das dürfte ja wohl eindeutig sein. Die Ariosophie hat sich zwar aus der Theosophie entwickelt, ist aber eine völlige Entstellung der theosophischen Lehren, indem nur das, was passte, in die eigenen kranken Vorstellungen übernommen wurde.
Man kann Blavatsky vielleicht den Vorwurf machen, dass sie ungenau formuliert hat, vielleicht auch nicht deutlich und immer wieder den Grundkontext und das Ziel wiederholt hat, aber dafür, dass irgendwelche hirnamputierte Idioten sie entweder nicht verstehen können oder sie nicht verstehen wollen, kann man ihr wohl kaum einen Vorwurf machen.
Aber das habe ich schon alles bei meiner ersten Antwort geschrieben.


2. Ja, ich hatte gelesen, dass der Hauptsitz der Theosophie irgendwann nach Indien verlagert wurde. Bereits der Titel „die Geheimlehre“, die klar auf die okkultistische Idee des Magiers verweist...

Die ominöse Art Dinge vor "Uneingeweihten", bzw. "Unwissenden" zurückzuhalten, ist etwas, was mich auch immer wieder stört, wie ich ja schon in meiner "Spinnerei" schrieb, jedoch ist auch dies nichts, wofür man höchstselbst Madame Blavatsky verantwortlich machen kann. Die östlichen religiösen Systeme beruhen fast alle auf einer strengen Hierarchie, wo gehütetes Wissen und gewisse Schriften nicht allen zugänglich gemacht werden. Am deutlichsten ist das in Indien am Kastenwesen zu erkennen, das sich aus dem Hinduismus entwickelt hat. Mdm. Blavatsky schreibt auch selbst in der Geheimlehre, dass sie nicht zu allem Wissen Zugang bekommen hat, also nicht zu den höchsten Initiierten gehört. Wenn sie von "Eingeweihten" und "Uneingeweihten" spricht, dann übernimmt sie nur die Terminologie ihrer Lehrer in Indien und Tibet, hat sich das aber beileibe nicht selbst ausgedacht. Ob diese Art der religiösen Hierarchie nun richtig oder falsch ist, ließe sich viel diskutieren, aber ich sage nur so viel dazu:
Die indischen Lehrer behaupten, dass das Wissen nicht deshalb jedem zugänglich ist, weil die Menschheit dazu noch nicht bereit ist - und wenn ich sehe, wie aus der Theosophie eine Ariosophie werden konnte, möchte ich das gerne glauben (wobei wir wieder einmal bei der Dummheit der Menschheit wären).
Wer weiß, vielleicht hat es deshalb keine neuen Offenbarungen mehr aus alten indischen Weisheitsschätzen gegeben, weil sich die Lehrer, erschreckt von dem, was sie angerichtet haben, zurückgezogen haben.*gg*


3. Wikipedia wird faktisch nicht falsch liegen, wenn es schreibt:

Vielleicht solltest du lieber die Geheimlehre lesen statt der Wikipedia? ;o)

So wie du das zitierst, ist das wieder völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Nun ist es leider so, dass die Geheimlehre etwas chaotisch ist. Ich vermisse darin den roten Faden, so dass man tatsächlich von vorne bis hinten lesen muss, um alles richtig zu verstehen. In der Biographie habe ich gelesen, dass sich eine Bekannte Blavatskys der Geheimlehre angenommen hatte, als diese fertig war, um sie zu ordnen. Inwieweit dies nun die Ordnung verbessert hat oder nicht, wird man nicht mehr erfahren.

In der Geheimlehre bei mir steht es so: "Die Semiten,
insbesondere die Araber, sind spätere Ârier - entartet in Geistigkeit und vervollkommnet in Stofflichkeit. Zu diesen gehören alle Juden und Araber. Die ersteren sind ein Stamm, der von den Chandâlas Indiens entstammte, von den außerhalb der Kasten stehenden, von denen viele Exbrâhmanen waren, welche in Chaldäa, in Sind, und in Aria (Iran) zuflucht suchten, und welche wirklich von ihrem Vater A-Bram (Nicht-Brâhmane) etwa 8000 Jahre v. Chr. herstammen. Die letzteren, die Araber, sind die Abkömmlinge jener Ârier, welche zur Zeit der Zerstreuung der Nationen nicht nach Indien gehen wollten, von denen einige in
seinen Grenzländern blieben, in Afghanistan und Kabul und den Oxus entlang, während andere nach Arabien vor- und eindrangen. Aber dies geschah, als Afrika sich bereits als ein Kontinent erhoben hatte." Da hat also in der Wikipedia erstmal jemand ganz frech was weggelassen.

Weiterhin schreibt sie in der Geheimlehre:

"Die Juden – deren Realismus, wenn man ihn nach dem toten Buchstaben beurteilt, in den Tagen des Moses ebenso praktisch und roh war, wie er es heute ist - haben im Verlaufe ihrer Entfremdung von den Göttern ihrer heidnischen Nachbarn eine nationale und levitische Verfassung(?) durchgeführt durch den Einfall, ihrer Allerheiligstes als das feierlichste Zeichen ihres Monotheismus hinzustellen - exoterisch, während sie darin nur ein universales, phallisches Symbol sahen - esoterisch. Während die Kabbalisten nur Ain Suph und die „Götter“ der Mysterien kannten, hatten die Leviten kein Grabmal, keinen Gott in ihrem Adytum außer die „sakrale“ Bundeslade - ihr „Allerheiligstes“."

und:

"Aber nicht so war es bei den alten Nationen. Für sie bedeutete der gangförmige Eingang und der Sarkophag in der Königskammer Wiedergeburt - nicht Zeugung. Es war das erhabenste Symbol, ein Allerheiligstes in der That, in dem unsterbliche Hierophanten und „Söhne Gottes“ geschaffen wurden - niemals sterbliche Menschen und Söhne von Lust und Fleisch, wie jetzt in dem verborgenen Sinne des semitischen Kabbalisten. Der Grund für die Verschiedenheit in den Anschauungen der beiden Rassen ist leicht zu erklären. Der ârische Hindû gehört zu den ältesten jetzt auf Erden vorhandenen Rassen; der semitische Hebräer zu den spätesten. Der erstere ist nahezu eine Million Jahre alt; der letztere ist eine kleine Unterrasse mit einem Alter von etwa 8000 Jahren und nicht mehr. Aber der Phallusdienst hat sich erst mit dem allmählichen Verluste der Schlüssel zu der inneren Bedeutung der religiösen Symbole verloren, und es gab eine Zeit, da die Israeliten ebenso reine Glauben hatten, wie sie die Ârier haben. Aber jetzt ist der Judaismus, der einzig auf Phallusdienst aufgebaut ist, eines der spätesten Glaubensbekenntnisse von Asien geworden, und theologisch eine Religion des Hasses und Übelwollens gegen jedermann und alles außer ihr selbst."

und:

"Das zeigt vielmehr, daß die initiierten Juden den Sinn entlehnt, und ihre nicht initiierten Nachfolger, die Talmudisten, denselben verloren, und die sieben Runden, und die neunundvierzig Rassen u. s. w. , falsch angewendet haben. Nicht nur ihre Priester, sondern auch jene von jedem anderen Lande. Die Gnostiker, deren verschiedenartige Lehren die zahlreichen Wiederhalle der einen ursprünglichen und allgemeinen Lehre sind, legen dieselben Zahlen unter einer anderen Form in den Mund Jesu, in der sehr occulten Pistis Sophia. Wir sagen noch mehr: selbst der christliche Herausgeber oder Verfasser der Offenbarung hat diese Überlieferung aufbewahrt und spricht von den sieben Rassen, von denen vier mit einem Teile der fünften dahingegangen sind, und zwei noch kommen sollen."

Dies zeigt, dass das erste Zitat keine Charakterisierung irgendeiner Völkerrasse ist, sondern sich allein auf die Religion und deren frühen Entstellung der ursprünglichen indischen Weisheit bezieht, aus der sie stammen soll. Blavatsky stellt fest, und dies durchaus gerne in einem bissigen Tonfall, unter welchem aber nicht nur die Juden, sondern auch die Christen, die katholische Kirche, die Mohammedaner und selbst einige östliche Sekten zu leiden haben, dass die ursprüngliche Weisheit und Religion, aus der sich mit der Entstehung neuer Volksstämme auch neue Religionen bildeten, durch diese verfälscht, entstellt und materialisiert wurde - das ist alles, was mit entarteter Geistlichkeit und vervollkommneter Stofflichkeit gemeint ist. Die Zitate bilden davon nur einen kleinen Teil ab. Das ist in der Geheimlehre alles noch viel ausführlicher dargestellt.
Ich habe übrigens in allen ca. 1600 Seiten nur eine Bemerkung gelesen, die man auch mit Hintergrund als ein Vorurteil gegenüber den Juden als Volk verstehen könnte, allerdings hätte mich das auch gewundert, wenn das nicht so gewesen wäre und ich überhaupt nichts gefunden hätte, denn zu dieser Zeit waren Vorurteile gegen die Juden eine ganz normale Zeiterscheinung und überall in der Literatur zu finden. Davon war so gut wie jeder beeinflußt. Schließlich hat der Judenhass ja nicht mit Hitler angefangen. Man könnte Blavatsky natürlich vorwerfen, dass sie damit den Antisemitismus gefördert hat, aber ich glaube kaum, dass sie sich damals hätte träumen lassen, was nach ihr aus diesen Vorurteilen entstehen konnte und wie man heute gleich kollektiv aufschreien würde, wenn man ihr Aufdecken der Wurzeln der jüdischen Religion liest.
Natürlich könnte jeder, der eh schon die Juden hasst, darin ein Argument finden, um sich zu rechtfertigen und andere anzustiften, wenn man es richtig dreht. Und leider wird so jemand dann wahrscheinlich aber zu doof sein zu merken, dass er damit auch alle Christen und sonstigen "entstellten" Religionen hassen müsste.

Und wenn man sieht, wieviele Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Kunst und Religion die Geheimlehre lesen und schätzen OHNE deshalb rassistisch oder judenfeindlich zu werden, dann zeigt sich ganz schnell, dass wohl anscheinend doch alles nur von der Intelligenz des Lesers abhängt.

4. Das ist mir zunächst sympathisch. Und deine Erklärung klingt zunächst plausibel...

Das mit den Hierarchien habe ich schon erklärt. Und Mdm. Blavatsky war alles andere als darauf erpicht, selbst irgendwie erhoben zu werden, im Gegenteil. Wie ich in meiner ersten Antwort schon schrieb, lehnte sie es ab, wie eine Heilige behandelt zu werden, obwohl es viele gerne getan hätten.
Auch hätte sie keinen Grund, irgendjemandes Leben zu strukturieren. Wenn, dann strukturierte sie höchstens das Wissen, das sie jemandem vermittelte. Mit ihrer unmittelbaren Umgebung ist sie völlig auf gleicher Ebene umgegangen, allerdings besaß sie immer eine natürliche Autorität.
Und in der theosophischen Gesellschaft wurde auch nur insoweit eine Hierarchie gebildet, wie es bei jeder Institution der Fall ist, mit Präsidenten, Vizepräsidenten usw. Sie selbst war korrespondierende Sekretärin. Was MIR da viel eher suspekt ist, ist ihr eigener unbedingter Gehorsam ihrem Meister gegenüber, selbst wenn es entgegen ihrer eigenen Interessen war. Aber egal ob es sie gab oder nicht, sind die für mich kein Grund, mich nicht mit dem Wissen von ihr oder ihren Meistern zu beschäftigen, denn wenn sie sich so einem Meister unterordnet, ist das ihre Entscheidung und eine normale Form der Einweihung in manchen östlichen Religionen. Jedenfalls steht fest, dass sie Zugang zu tibetischem und indischem Wissen hatte, dass auch heute noch nur in versteckten Klöstern gelehrt wird und in Europa kaum bekannt ist. Mit Geistern hat sie übrigens nichts am Hut gehabt. Wie ich oben schon schrieb, hat sie versucht, dem sich ausbreitenden Spiritismus entgegenzuwirken.

5. Und wer entscheidet darüber ob dieser Vers nebensächlich ist oder eine Kernthese? Es gibt doch so verschiedene Arten zu Lesen...

Also ich persönlich finde schon, dass es bei meinem Beispiel mit der Bibel völlig eindeutig ist, was Priorität hat, zumindest wenn man ein Mensch mit klarem Verstand ist. Entweder das Gebot "Du sollst nicht töten!", von Gott persönlich, das eigentlich Grundlage eines jeden Menschen sein sollte, vor allem, wenn er denn an die Bibel glaubt, oder irgendein romantischer Singsang eines Königs, der darum bittet, dass alle seine Feinde umkommen, bzw. alte Geschichten über Kain und Abel, David und Goliath usw. usf.
In anderen Büchern ist die Wertigkeit nicht so leicht zu finden und im allgemeinen sage ich ebenfalls immer, dass jeder seine eigene Wahrheit hat und seine eigene Gewichtung von Themen und das eine so oder so auffassen kann. Wenn aber völlig ZUSAMMENHANGLOS irgendwas zitiert wird, herausgerissen wird, nur um damit eigene Untaten zu beschönigen, zu entschuldigen oder völligen Schwachsinn zu beweisen, dann kann ich das nicht tolerieren. Man kann auch nicht über irgendeine Weltanschauung oder sonstwas diskutieren, wenn da einzelne Sätze völlig ZUSAMMENHANGLOS herausgerissen werden. Das ist dann nicht die eigene Sicht der Dinge, des speziellen Themas, hat nichts mehr mit der individuellen Meinung zu tun, sondern ist Mißbrauch. Ein wirkliches Bild kann man sich nur innerhalb des dazugehörigen Kontextes machen. Wenn man das dann auch wirklich macht, den Kontext kennt und sich für die eine oder andere mögliche Lesart oder Interpretation entscheidet, ist das wieder etwas ganz anderes.
Nur leider habe ich gerade bei der Geheimlehre der Eindruck, dass eben nicht ALLES gelesen wird, oder vielleicht nur bis zur Hälfte, weil es zu anstrengend ist, und da sie halt eh etwas chaotisch ist, fehlt dann das Wichtigste, um einen Satz im Sinne von Blavatsky zu verstehen.

6. Bei so einem Werk wie der „Geheimlehre“...

Natürlich kann man die Geheimlehre lesen ohne zu denken oder etwas über Okkultismus zu wissen, nur wird man wahrscheinlich nur "Bahnhof" verstehen und schnell die Lust verlieren. Doch gerade solche sind es dann wahrscheinlich in der Regel, die sich mit irgendwelchen herausgerissenen Bruchstücken brüsten.

7. Und sie transportieren eine Weltanschauung....

Für mich ist die grundlegende Weltanschauung, so wie ich sie aus der Geheimlehre verstehe und hier erkläre, mit meiner eigenen vereinbar, deshalb muss ich da auch nichts rausfiltern.

8. Das ist wahrscheinlich das Problem von jedem Mensch....

Wenn es keine Autoren gäbe, die von dem Scheiben würden, was sie noch nicht selbst in die Tat umsetzen können, dann würde es kaum noch Bücher, sowie keine Visionen und keine Träume mehr geben. Visionen sind immer wichtig, um ein Ergebnis zu erreichen, für manche Menschen auch Anleitungen. Die alten buddhistischen Schriften geben eine Anleitung dafür, wie es möglich sein kann, irdisches Leid zu überwinden. Ein Buddha wird man trotzdem nicht so schnell.
Blavatsky hat versucht mit der Geheimlehre altes indisches Gedankengut wiederaufleben zu lassen, weil sie an dessen Weisheit glaubte, und es ist ihr gelungen, auch wenn du der Meinung bist, dass diese elitäre und hierarchische religiöse System des Ostens nichts für dich ist.
Aber in Indien wird man ihr ewig dankbar sein. ;o)

9. Ja, ich habe auch schon einmal den Spruch von jemandem gehört...

Ja klar, sowas hört man von fast allen Menschen, wenn es sein muss. Und vielleicht ist sogar der mit der Nazivergangenheit jemand, der trotzdem sein letztes Hemd mit anderen teilt und Freunden in schwerer Krankheit beisteht. ;o)

Ich glaube schon, dass man zumindest den Aussagen der Leute, die Mdm. Blavatsky persönlich getroffen haben, und das waren eine Menge, trauen kann. Die meisten haben bewundernde Worte für sie. Ebenso bekannt ist aber auch, dass sie von vielen angefeindet wurde.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Briefkorrespondenz, die sie mit anderen geführt hat, alles gefälscht sein soll, zumal sich ja schon zu ihren Lebzeiten zich Leute daran gemacht haben, irgendwelche Fälschungen zu finden. Und in der persönlichen Korrespondenz wäre das ja auch etwas schwierig und übertrieben gewesen. Aber nicht mal, wenn man ihr persönlich begegnen würde, könnte man absolut sicher sagen, wie sie wirklich ist oder war, da niemand in das Herz eines anderen Menschen schauen kann, deshalb urteile ich über das, was sie hinterlassen und vermittelt hat.

10. Es gibt für mich weder falsche Bücher noch falsche Leute. Es gibt Diskussionen über Bücher ...

Ich finde, bei Büchern wie der Geheimlehre gibt es, wie man eindeutig sieht, tatsächlich "falsche" Leser, wenn dieses Buch von einigen Menschen so mißbraucht werden konnte. Man könnte natürlich streiten, ob eine ähnliche Bewegung wie die Ariosophie auch irgendwann ohne die Geheimlehre entstanden wäre, dann hätten die "falschen" Leser nicht mehr so viel Gewicht. Schließlich gab es auch andere Forscher, die sich mit alten indischen Mythen befasst haben.

Und natürlich sind wir alle die Gesellschaft, aber so lange die Mehrheit der Gesellschaft ihr größtes Glück darin sieht zu konsumieren, Geld zu verdienen, um zu konsumieren, Köpfe zu manipulieren, um noch mehr Geld zu verdienen, um zu konsumieren und das Bildungssystem dabei immer mehr den Bach runtergeht, dürfte es schwierig sein, Kindern das selbständige Denken nahezubringen.

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