Sprüche meines Lebens
Durch Xchens Eintrag dazu angestiftet, suchte ich, neugierig geworden, meinen Tauf- und Konfirmationsspruch heraus. Ein Poesiealbum habe ich nie besessen, da ich es nicht besonders erstrebenswert fand, mir von anderen immer dieselben Sprüche irgendwo reinschreiben zu lassen und die meisten Einträge hätte ich sowieso nie ersammelt. Ich fand es auch stets ätzend, in die Poesiealben von anderen Kindern etwas schreiben zu müssen. Also gibt es in meinem Leben nur zwei Sprüche.
Der Taufspruch lautet:
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist. Römer 5,5b
Diesen Spruch finde ich sehr schön, schade nur, dass er mir nicht eingefallen ist, als so ein Seelenfängerretter mir erzählen wollte, dass der heilige Geist ausschließlich auserwählte, bibelgläubige Personen "bewohnt". Dass der Spruch in der Bibel steht, hat zwar nicht unbedingt etwas zu bedeuten, aber wenn mit Bibelsprüchen geschossen wird, sollte man scharf mit Bibelsprüchen zurückschießen, die Welt ist eben ein großer Kindergarten und manche verstehen es nicht anders.
Mein Konfirmationsspruch lautet:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8
Dieser Spruch gefällt mir sehr viel weniger, was zum einen daran liegt, dass es mir relativ egal ist, was irgendjemand von mir fordert, zum zweiten frage ich mich, warum uns gesagt werden muss, was gut ist, wenn wir doch gerade deshalb, WEIL wir eben vom Baum der Erkenntnis gegessen haben und so selbst gut von böse unterscheiden konnten, aus dem Paradies gejagt wurden, und zum dritten ahne ich sehr genau, warum mein Vater gerade diesen Spruch ausgesucht hat, denn ich war immer sehr aufmüpfig ihm und seinen totalitären Herrschaftsansprüchen gegenüber, nur blöd, dass er dabei übersehen hat, dass er als Verkünder Gottes nicht Gott selbst ist.
Bei dieser Gelegenheit ist mir ebenfalls wieder der dicke Stapel von Glückwunschkarten zu meiner Geburt in die Hände gefallen, welche mir meine Eltern irgendwann überreicht haben und die ich seitdem aufhebe. Allerdings ist es ein eher unangenehmes Gefühl, das mich beschleicht, wenn ich diese vielen Karten und Briefe anschaue. Zum einen kenne ich die meisten Schreiber gar nicht und zum anderen macht es mich nachdenklich, dass sie alle so freudig und hoffnungsvoll klingen. Ich frage mich, ob ich nicht viele der glücklichen Erwartungen, die mit meiner Geburt verknüpft waren, enttäuscht habe - die Erwartung meiner Großeltern an ein herziges Enkelkind, die Erwartungen diverser entfernter Onkel, Tanten und sonstiger Verwandten, an ein beliebtes und kommunikatives Familienmitglied, die Erwartungen der Gemeinde an ein sittsames und gewinnendes Pfarrertöchterchen und so fort. Ich war schon als Kind schwer zu lieben, weder herzig noch anschmiegsam, sondern scheu, teilweise auch wild und naseweis, und die meisten Erwachsenen auf Distanz haltend. Ich kann nichts dafür, dass ich so geboren bin und ich kann auch nichts für die Erwartungen anderer, aber wenn man sich überlegt, was für eine Last von Erwartungen, Wünschen und Vorstellungen auf einem neugeborenem Leben liegt, ist es fast erstaunlich, dass man dabei noch groß werden kann.
Der Taufspruch lautet:
Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist. Römer 5,5b
Diesen Spruch finde ich sehr schön, schade nur, dass er mir nicht eingefallen ist, als so ein Seelen
Mein Konfirmationsspruch lautet:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Micha 6,8
Dieser Spruch gefällt mir sehr viel weniger, was zum einen daran liegt, dass es mir relativ egal ist, was irgendjemand von mir fordert, zum zweiten frage ich mich, warum uns gesagt werden muss, was gut ist, wenn wir doch gerade deshalb, WEIL wir eben vom Baum der Erkenntnis gegessen haben und so selbst gut von böse unterscheiden konnten, aus dem Paradies gejagt wurden, und zum dritten ahne ich sehr genau, warum mein Vater gerade diesen Spruch ausgesucht hat, denn ich war immer sehr aufmüpfig ihm und seinen totalitären Herrschaftsansprüchen gegenüber, nur blöd, dass er dabei übersehen hat, dass er als Verkünder Gottes nicht Gott selbst ist.
Bei dieser Gelegenheit ist mir ebenfalls wieder der dicke Stapel von Glückwunschkarten zu meiner Geburt in die Hände gefallen, welche mir meine Eltern irgendwann überreicht haben und die ich seitdem aufhebe. Allerdings ist es ein eher unangenehmes Gefühl, das mich beschleicht, wenn ich diese vielen Karten und Briefe anschaue. Zum einen kenne ich die meisten Schreiber gar nicht und zum anderen macht es mich nachdenklich, dass sie alle so freudig und hoffnungsvoll klingen. Ich frage mich, ob ich nicht viele der glücklichen Erwartungen, die mit meiner Geburt verknüpft waren, enttäuscht habe - die Erwartung meiner Großeltern an ein herziges Enkelkind, die Erwartungen diverser entfernter Onkel, Tanten und sonstiger Verwandten, an ein beliebtes und kommunikatives Familienmitglied, die Erwartungen der Gemeinde an ein sittsames und gewinnendes Pfarrertöchterchen und so fort. Ich war schon als Kind schwer zu lieben, weder herzig noch anschmiegsam, sondern scheu, teilweise auch wild und naseweis, und die meisten Erwachsenen auf Distanz haltend. Ich kann nichts dafür, dass ich so geboren bin und ich kann auch nichts für die Erwartungen anderer, aber wenn man sich überlegt, was für eine Last von Erwartungen, Wünschen und Vorstellungen auf einem neugeborenem Leben liegt, ist es fast erstaunlich, dass man dabei noch groß werden kann.
zuckerwattewolkenmond - Do, 21:26