Die Vögel sind meine Verbündeten
Eine liebreizende Eigenheit des Herrn N. ist ja, daß das Büro alles seins ist und ich natürlich nur der Gast. Das heißt, er ist der Herrscher über die Heizung, der Herrscher über die Fenster, der Herrscher über die Wände, der Herrscher über die Möbel und der Herrscher über das Licht. Mit der Zeit hat er mir jetzt immerhin schon einen Teil der Heizung zugesprochen und auch sonst kann ich mich einigermaßen mit ihm arrangieren, allerdings erklärte er mir bereits mitten im Hochsommer, daß er meist den ganzen Tag die Deckenbeleuchtung an hat, da das Zimmer so dunkel sei. Nun mag ich dieses Leuchtstoffröhrenlicht überhaupt nicht, ich versuche immer so lange wie möglich mit der Schreibtischlampe auszukommen. Nur im allernötigsten Notfall mache ich das Deckenlicht an, da ich es nicht mag, es ist ungemütlich, bzw., um es im Esojargon zu benennen, es hat irgendwie so unangenehme Schwingungen. Und gerade im Sommer fand ich es nun überhaupt nicht so schrecklich dunkel, schließlich schien die Sonne noch um die Ecke. Damals wunderte ich mich schon, warum die Spatzen nur kommen, wenn Herr N. nicht da ist. Als jetzt letztens dieser Spatz am Fenster sein Mimikri machte, fiel mir auf, daß diesmal Herr N. anwesend war, aber das Deckenlicht aus. Es kam mir der Gedanke, daß die Vögel vielleicht gar nichts gegen Herrn N. haben, sondern nur etwas gegen die Leuchtstoffröhren. Wenn ich allein war, hatte ich diese nämlich immer aus. Und wie es der Zufall so will, als Herr N. heute extra einen trockenen Kanten für die Spatzen von zu Hause mitbrachte, aber sich weit und breit kein Vogel blicken ließ, kam er, etwas beleidigt, ebenfalls auf genau diesen Gedanken. Und es sieht so aus, als hätten die Vögel ihn jetzt überzeugt. Ich glaube, künftig werde ich wohl im Dunkeln sitzen müssen. *gg*
zuckerwattewolkenmond - Di, 23:52
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