Erzähl mir was
Anscheinend trage ich zur Zeit wieder den Zettel "Erzähl mir was" an meiner Stirn. Die Kassiererin im Supermarkt wollte gestern wissen, wie ein bestimmtes Erfrischungsgetränk schmeckt, da sie sich, wie sie ausdrückte, da nicht "herantraut". Die Verkäuferin im Blumenladen plauderte heute aus, was sie tun würde, wenn sie reich wäre, nämlich auch so viele hübsche Ranunkeln kaufen wie ich (Wow, ich bin reich!). Und an der Haltestelle stehend gesellte sich ein schmächtiges Persönchen mit zerknittertem Gesicht zu mir, welche sich mit der Feststellung "Da hat man neunundneunzig Regenschirme zu Hause, aber wenn es regnet keinen dabei." an mich wandte. "Ja" antwortete ich, "so ist es immer.", worauf sie ermutigt mir erklärte, daß sie natürlich keine neunundneunzig zu Hause habe, sondern nur zwei. Dann zeigt sie auf das Werbeplakat mit einem halbgeschorenen Schaf und erzählt: "Meine Großmutter konnte sogar noch selbst Wolle spinnen." "Oh" sage ich, "das kann heute kaum noch jemand." Ja, und ihre Oma habe ihr auch Socken aus Schafwolle gestrickt, die hätten vielleicht gekratzt. Allerdings hätten sie sich ziemlich schnell in der Waschmaschine aufgelöst. Aha. In der perfekten Überleitung verkündet sie, daß sie sich heute richtig mit ihrer Betreuerin in der Wolle gehabt habe, weil diese nicht will, daß sie so viel Butter ißt. "Na ja" sage ich, zu viel Butter ist ja auch nicht unbedingt gesund." "Also wissen Sie, ich bin 67 Jahre und wiege 57 Kilo, da werde ich doch wohl ein bißchen Butter essen dürfen. Ich schmiere die ja nicht so dick auf das Brot." dabei mit den Fingern ca. zehn Zentimeter anzeigend. "Wer macht das denn schon? Sie machen das doch bestimmt auch nicht, oder?"
Ich bestätige: "Nein, sowas mache ich auch nicht.", und sie erklärt mir weiter, daß sie jeden Morgen höchsten zwei Vollkornbrote oder Toasts mit Butter esse. Das sei doch nicht zuviel? Nein, das könne sie ruhig essen, nicke ich zustimmend. Das fände ich nicht zuviel. Zufrieden zeigt sie auf einen parkenden Campingwagen: "Was für ein schöner Campingwagen! Früher sind wir mit so einem bis nach Rußland, bis nach Jerewan gefahren." "Oh, schön!" staune ich und sie antwortet: "Ja, aber da lebte mein Mann auch noch!"
Im gleichen Moment kam der Bus. Aber noch etwas anderes erlebte ich. Während ich an der Haltestelle stand, mitten im schlimmsten Freitagnachmittagverkehr, war mir längere Zeit, als höre ich ganz leise, über dem Lärm der Autos schwebend, eine Mundharmonika die Weise aus "Spiel mir das Lied vom Tod" spielen. Ich sah mich um, weil ich erst vermutete, irgendwo einen Straßenmusikanten zu erblicken, doch ich glaube, das war nur eine akustische Halluzination. Trotzdem vernahm ich es sehr deutlich, aber ich habe ja auch schon Beethoven aus anfahrenden Autos herausgehört.
Ich bestätige: "Nein, sowas mache ich auch nicht.", und sie erklärt mir weiter, daß sie jeden Morgen höchsten zwei Vollkornbrote oder Toasts mit Butter esse. Das sei doch nicht zuviel? Nein, das könne sie ruhig essen, nicke ich zustimmend. Das fände ich nicht zuviel. Zufrieden zeigt sie auf einen parkenden Campingwagen: "Was für ein schöner Campingwagen! Früher sind wir mit so einem bis nach Rußland, bis nach Jerewan gefahren." "Oh, schön!" staune ich und sie antwortet: "Ja, aber da lebte mein Mann auch noch!"
Im gleichen Moment kam der Bus. Aber noch etwas anderes erlebte ich. Während ich an der Haltestelle stand, mitten im schlimmsten Freitagnachmittagverkehr, war mir längere Zeit, als höre ich ganz leise, über dem Lärm der Autos schwebend, eine Mundharmonika die Weise aus "Spiel mir das Lied vom Tod" spielen. Ich sah mich um, weil ich erst vermutete, irgendwo einen Straßenmusikanten zu erblicken, doch ich glaube, das war nur eine akustische Halluzination. Trotzdem vernahm ich es sehr deutlich, aber ich habe ja auch schon Beethoven aus anfahrenden Autos herausgehört.
zuckerwattewolkenmond - Fr, 15:45
Stimmt,