Vier Wochen warten
muß ich noch auf meine Überraschung. Meine Mutter machte mich schon vorher neugierig, weil sie meinte, sie ist gespannt, wenn die anderen kommen, ob es geklappt hat mit dem, was sie sich für mich ausgedacht haben. Dann kamen die anderen und sagten mir, daß es leider nicht geklappt hätte und sie mein Geschenk erst in vier Wochen abholen können. Jetzt bin ich natürlich erst recht gespannt wie ein Flitzebogen. Nachmittags war die Witwe des Freundes meines Vaters zum Kaffee. Ich habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber sie wirkte auf mich wie ein Häufchen Elend. Und es ist fast mitleiderregend, wie ihr Hochmut und ihre Dünkel, mit denen sich beide früher gerne umgaben, nur noch wie eine starre Maske wirken, hinter der eine stumme Verzweiflung deutlich sichtbar wird. Meine Mutter kann es nicht verstehen, daß ihr nach so vielen Jahren noch immer die Tränen kommen, wenn über ihren verstorbenen Mann gesprochen wird und nennt es Wehleidigkeit. Das wundert mich überhaupt nicht, daß sie es nicht versteht. Das ist meine Mutter.
zuckerwattewolkenmond - Mi, 22:44
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