Was ist Leben ?
Seit die Bekannte meines Kumpels mit 40 Jahren an Krebs gestorben ist, wird dieser immer lebenshungriger. Dies äußert sich darin, daß er wohl inzwischen sämtliche Kneipen und Cafes in Prenzelberg kennt und fast nie zu Hause ist. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es, irgendwo mit einem Kaffee, einer Zigarette und einem ordentlichem Essen abzuchillen und Leute zu beobachten, nicht nur am Wochenende, sondern auch nach der Arbeit, meist mit seiner Basketballtruppe. Wenn wir zusammen durch Prenzelberg laufen, erzählt er mir vor jedem Laden sowas wie "Hier kenn ich den Besitzer.", "Hier und hier und hier war ich auch schon.", "Hier kenn ich die Bedienung." usw. Wenn wir uns irgendwo rein setzen, dann spricht er die Kellnerin garantiert mit "du" an und weiß auch, daß sie eine 100qm-Wohnung und einen reichen Freund hat. (Nur in der Sushibar war er noch nicht, seit ich ihm von Sushi vorgeschwärmt habe, will er da aber auch mal hin.) Jedenfalls, wenn wir uns über seine Aktivitäten unterhalten, dann breitet er meist die Arme aus und sagt: "So weiß ich wenigstens, daß ich mein Leben gelebt habe."
Komischerweise geht mir das ganz anders. Sobald ich länger als eine halbe bis dreiviertel Stunde in einer Kneipe oder einem Cafe festsitze, werde ich innerlich zappelig und habe das Gefühl, das Leben läuft an mir vorbei. Ab und zu finde ich es ok, mit jemandem zusammen zu sitzen, zu plaudern und Leute zu beobachten, aber bitte nicht mehrmals im Monat oder gar in der Woche. Dies ist eine Beschäftigung, der ich nur in kleinen und kurzen Dosen nachgehen kann, damit sie mich nicht ermüdet. Etwas mit jemanden unternehmen, also wirklich unternehmen, so mit Kino, Ausflug, Konzert, Tanzen, Sport o.ä. ist sehr schön, aber bitte nicht reden (na gut, ein kleines bißchen nebenbei ist erlaubt) und bitte nicht herumsitzen. Dabei bin ich absolut keine Person, die nicht stillsitzen kann. Ich kann sogar sehr lange faul herumsitzen, wenn ich mit mir und meinen Gedanken ungestört bin und nicht angequatscht werde. Aber sitzen und reden - gräßlich. Es ist auch nicht so, daß ich mich nicht gerne mit anderen unterhalte. Ich hatte auf Spaziergängen schon wunderbare Gespräche, allerdings haben die meist eine völlig andere Qualität, als die, die man im Sitzen führt. Ich weiß nicht, ob nur ich das so empfinde, aber ich vermute es fast, da es wohl etwas damit zu tun hat, wann ich mich lebendig fühle. Dies ist besonders dann der Fall, sobald ich von den Elementen umgeben bin, von Luft, Wasser, Erde, Feuer, möglichst weitgehend ungezähmt, dann fühle ich mich lebendig. Die Natur hat schon so manches mal eine Wunderheilung an mir vollbracht, wenn ich müde und antriebslos war. Doch gleich danach ist Leben für mich, kreativ zu sein und den Bildern, Ideen und Stimmungen meines Geistes nachzuspüren, sie vielleicht sogar Wirklichkeit werden zu lassen - die Ausdrucksmittel ändern sich dabei mit den Jahren, aber der Drang dazu bleibt - oder auch, was nicht davon zu trennen ist, Wissen, Bilder und Stimmungen aufzusaugen. Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich für mich formuliert, daß das Einzige, was mich noch auf das Leben neugierig sein läßt, das Lernen ist, wobei ich nicht nur abrufbares Wissen meinte, sondern auch das tief im Leben selbst verborgene Wissen. Manchmal glaube ich, ich wußte dies bereits in meiner Kindheit, irgendwie deutet alles darauf hin, nur daß man es als Kind sehr viel schwerer hat, zu unterscheiden, was man wirklich wissen muß und was nicht.
Mein Kumpel kann mit dererlei Dingen überhaupt nichts anfangen. Immerhin wartet er geduldig bei unseren Ausflügen, bis ich mit meiner Knipserei fertig bin und stellt sich auch gerne als "Experimentier-Model" zur Verfügung, wahrscheinlich weil es seiner männlichen Eitelkeit schmeichelt. Beginne ich aber vom Schreiben zu reden (was ich eher vorsichtig mache, aber man kann sich ja auf die Frage "Was machst du so?" nicht immer sofort irgendwas anderes aus den Fingern saugen), schaut er mich an, als verstände er nur Bahnhof und halte meine Begeisterung für einen LSD-Trip. Das finde ich sowohl schade, aber immer wieder auch durchaus angenehm ausgleichend, so auf den Boden des "seßhaften" Handwerkerlebens geholt zu werden. Dafür schaue ich ihn jedesmal an und verstehe nur Bahnhof, wenn er mir von seinen vielen Kabeln, Buchsen und Steckern erzählt, deren Namen ich mir noch nicht einmal merken kann.
Komischerweise geht mir das ganz anders. Sobald ich länger als eine halbe bis dreiviertel Stunde in einer Kneipe oder einem Cafe festsitze, werde ich innerlich zappelig und habe das Gefühl, das Leben läuft an mir vorbei. Ab und zu finde ich es ok, mit jemandem zusammen zu sitzen, zu plaudern und Leute zu beobachten, aber bitte nicht mehrmals im Monat oder gar in der Woche. Dies ist eine Beschäftigung, der ich nur in kleinen und kurzen Dosen nachgehen kann, damit sie mich nicht ermüdet. Etwas mit jemanden unternehmen, also wirklich unternehmen, so mit Kino, Ausflug, Konzert, Tanzen, Sport o.ä. ist sehr schön, aber bitte nicht reden (na gut, ein kleines bißchen nebenbei ist erlaubt) und bitte nicht herumsitzen. Dabei bin ich absolut keine Person, die nicht stillsitzen kann. Ich kann sogar sehr lange faul herumsitzen, wenn ich mit mir und meinen Gedanken ungestört bin und nicht angequatscht werde. Aber sitzen und reden - gräßlich. Es ist auch nicht so, daß ich mich nicht gerne mit anderen unterhalte. Ich hatte auf Spaziergängen schon wunderbare Gespräche, allerdings haben die meist eine völlig andere Qualität, als die, die man im Sitzen führt. Ich weiß nicht, ob nur ich das so empfinde, aber ich vermute es fast, da es wohl etwas damit zu tun hat, wann ich mich lebendig fühle. Dies ist besonders dann der Fall, sobald ich von den Elementen umgeben bin, von Luft, Wasser, Erde, Feuer, möglichst weitgehend ungezähmt, dann fühle ich mich lebendig. Die Natur hat schon so manches mal eine Wunderheilung an mir vollbracht, wenn ich müde und antriebslos war. Doch gleich danach ist Leben für mich, kreativ zu sein und den Bildern, Ideen und Stimmungen meines Geistes nachzuspüren, sie vielleicht sogar Wirklichkeit werden zu lassen - die Ausdrucksmittel ändern sich dabei mit den Jahren, aber der Drang dazu bleibt - oder auch, was nicht davon zu trennen ist, Wissen, Bilder und Stimmungen aufzusaugen. Es gab Zeiten in meinem Leben, da habe ich für mich formuliert, daß das Einzige, was mich noch auf das Leben neugierig sein läßt, das Lernen ist, wobei ich nicht nur abrufbares Wissen meinte, sondern auch das tief im Leben selbst verborgene Wissen. Manchmal glaube ich, ich wußte dies bereits in meiner Kindheit, irgendwie deutet alles darauf hin, nur daß man es als Kind sehr viel schwerer hat, zu unterscheiden, was man wirklich wissen muß und was nicht.
Mein Kumpel kann mit dererlei Dingen überhaupt nichts anfangen. Immerhin wartet er geduldig bei unseren Ausflügen, bis ich mit meiner Knipserei fertig bin und stellt sich auch gerne als "Experimentier-Model" zur Verfügung, wahrscheinlich weil es seiner männlichen Eitelkeit schmeichelt. Beginne ich aber vom Schreiben zu reden (was ich eher vorsichtig mache, aber man kann sich ja auf die Frage "Was machst du so?" nicht immer sofort irgendwas anderes aus den Fingern saugen), schaut er mich an, als verstände er nur Bahnhof und halte meine Begeisterung für einen LSD-Trip. Das finde ich sowohl schade, aber immer wieder auch durchaus angenehm ausgleichend, so auf den Boden des "seßhaften" Handwerkerlebens geholt zu werden. Dafür schaue ich ihn jedesmal an und verstehe nur Bahnhof, wenn er mir von seinen vielen Kabeln, Buchsen und Steckern erzählt, deren Namen ich mir noch nicht einmal merken kann.
zuckerwattewolkenmond - Sa, 20:20
mich treibt der mietwucher jetzt erstmal nach lichtenberg. mal sehen wie es sich da so lebt.
Ich lebe