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Aber Pierre blieb ernst, er war wie erstarrt von dem eisigen Schauer, der ihn überlief. Waren das nicht die verzweifelten Verwünschungen des Lazarus, die er da eben gehört hatte? Oft hatte er sich vorgestellt, daß Lazarus, aus dem Grabe gestiegen, Jesus zugerufen hätte: "O Herr, warum hast du mich wieder zu diesem entsetzlichen Leben erweckt? Ich schlief so schön den ewigen, traumlosen Schlaf, endlich kostete ich die süße Ruhe in den Wonnen des Nichts! Alle Schmerzen und alles Elend habe ich kennengelernt, alle Tücken, alle falschen Hoffnungen, alle Niederlagen und alle Gebrechen; ich hatte mit Leiden die schreckliche Schuld meines Lebens abbezahlt, denn ich kam zur Welt, ohne zu wissen warum, und hatte gelebt und wußte nicht wie; und da läßt du mich doppelt bezahlen, Herr, und verdammst mich dazu, meine Strafzeit noch einmal zu beginnen!... Habe ich denn ein unsühnbares Verbrechen begangen, das Du mit einer so grausamen Züchtigung ahndest? Ach, wiederum leben! Täglich zu fühlen, wie das Fleisch um ein weniges hinstirbt, Geist zu haben, nur um zu zweifeln, Willen zu haben, nur um sein Unvermögen zu sehen, und ein empfindsames Herz, nur um zu weinen über seine Qual! Und das alles war nun endlich vorbei, ich hatte die düstere Pforte des Todes durchschritten, die so furchtbar ist, daß sie schon das ganze Leben vergiftet. Ich hatte gefühlt, wie der Schweiß des Todeskampfes mich näßte, das Blut aus meinen Adern zurückfloß und der Odem im letzten Röcheln entfloh. Und nun willst Du, daß ich all diese Angst zum zweiten Mal leide, daß ich zweimal sterbe und daß meine Qual alles menschliche Elend überragt!... Ach, Herr, mach, daß es gleich vollbracht werde! Ja, ich flehe Dich an, tue noch das zweite große Wunder, lege mich wieder ins Grab, bette mich, ohne zu leiden, wieder in meinen ewigen Schlaf, den niemand stört! Sei gnädig und nimm die Marter eines zweiten Lebens von mir, die furchtbare Qual, zu der Du noch kein Wesen jemals verdammt hast! Ich habe Dich immer geliebt und Dir gedient allezeit, nun mach mich nicht zum Beispiel Deines höchsten Zorns, der alle Geschlechter der Menschen mit Schrecken schlüge. Gib mir den Schlaf zurück, den ich mir wohl verdient habe, sei gütig und mild, o Herr, und schläfere mich abermals ein in die Wonnen Deines Nichts!"
(aus "Lourdes" von Emile Zola)
(aus "Lourdes" von Emile Zola)
zuckerwattewolkenmond - Mo, 00:15
aber, gott-sei-dank kommt heutzutage niemand auf die idee einen toten wieder zu erwecken..;)
Bist du sicher,
lazarus war ja schon länger tot, wer jemals tote gesehen hat kennt deren anblick, und ich meine nun nicht das geschminkte anlitz im sarg, das verwesende mit seinem geruch und den totenflecken. käme uns so jemand entgegen ist das ein schock, ein grusel.
wer würde das wollen?
da ging einer, vielleicht war er lange krank und jeder erlebte seinen tod als erlösung und erleichterung, vielleicht war der mensch ein ekel der alle terrorisierte mit seiner art und alle waren insgeheim froh, plötzlich kommt der wieder, oh schreck!
Also mich würde