Das Chemo-Kaffeekränzchen
ist vorüber. Man sitzt dort in einem Zimmer zusammen mit zwei anderen Chemo-Kandidaten, schlürft Infusionen und quasselt, während einen die Schwester bedient. Als ich kam, saßen zwei Leute bereits da, unter anderem dieselbe Patientin, die ich schon aus dem Krankenhaus kenne. Natürlich wurden zuerst einmal die Perücken begutachtet, da man sich ja noch mit echten Haaren kennt, und festgestellt, daß wir alle drei im gleichen Haaratelier und bei der gleichen Beraterin eingekauft hatten. Als die eine wissen wollte, wie alt ich bin, konnte sie die 40 nicht glauben, sondern meinte, sie hätte mich allerhöchstens auf 30 geschätzt. Anscheinend macht der Pony an der Perücke noch ein bißchen jünger als ich eh schon aussehe. Frau K. war ziemlich schnell fertig und wir nur noch zu zweit, worauf mir dieselbe Patientin ihr Leid über den Freund klagte, der sie nach der Chemo nicht abholen wolle. Das verletze sie so, daß sie darüber mehr grüble als über das K, weil sie nicht weiß, was sie davon halten soll. Und sie meinte, es sei besser in dieser Situation alleine zu sein, als sich noch mit Partnerschaftsproblemen herumzuärgern. Manchmal bin ich ja froh, daß ich zumindest einige Probleme nicht habe, deshalb hat sie wohl recht. So ein Chemo-Kaffeekränzchen ist übrigens ein ziemlich teurer Spaß. Alleine für die Medikamente gegen die Nebenwirkungen habe ich 35 EUR zugezahlt und für die Infusionsbeutel kommen angeblich auch noch je 10 EUR dazu. Da könnte man die Flüssigkeit und das Gift auch locker an einer Bar über den Mund zu sich nehmen. Kurz nach der Chemo habe ich mich noch recht gut und nur ein wenig high gefühlt, so als wäre ich etwas beschwipst, doch inzwischen spüre ich schon die ersten Nebenwirkungen. Gliederschmerzen in den Beinen wie bei einer Grippe, Kopfschmerzen und anziehende Übelkeit. Bin gespannt, wie die Nacht wird.
zuckerwattewolkenmond - Mi, 19:29
Ich habe