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Die süßen Kleinen

Wie stets, wenn ich zum Zumbakurs laufe, kam ich auch heute am Spielplatz eines Kindergartens vorbei. Am Zaun standen zwei kleine Mädels und schauten wie hypnotisiert auf die andere Straßenseite, wo sich eine aktive Baustelle befindet. Dann riefen sie laut zu den Bauarbeitern hinüber: "Ey, nackte Bauarbeiter! Ey, nackte Fotzenbauarbeiter!" Upps, denke ich, hier geht es ja ab im Kindergarten. Das erinnert mich an den Wehrerziehungsunterricht, den ich noch in der 10. Klasse erleben durfte. Als Mädels blieben wir mit dem jungen Physiklehrer als Hahn im Korb in der Schule, während die Jungs in ein Lager geschickt wurden, wo sie anscheinend nichts als schmutzige Witze lernten. Diesen Eindruck gewann ich deshalb, weil ich später einmal mit einem der Jungen im PA-Unterricht (Produktive Arbeit) Nelken erntete, was in der Tat eine eintönige Arbeit ist, allerdings nicht so eintönig wie Geranienpollen absaugen, und er mir während der gesamten vier Stunden alle schmutzigen Witze erzählte, die sie von ihrem Offizier gelernt hatten. Ich war ja fast ein wenig neidisch, denn Witze hatten wir Mädels nicht gelernt. Stattdessen gingen wir auf Schnitzeljagd. Natürlich hieß das nicht Schnitzeljagd, sondern militärisch korrekt irgendwie anders. Am frühen Samstagmorgen wurden wir nach ausgiebigem sich über den Sportplatz anschleichen und anrobben in vier Gruppen aufgeteilt und sollten jeweils eine Ecke des Schulhofes auskundschaften. Nun war in der DDR an einem Samstagmorgen nicht wirklich viel los. Wir standen also gut getarnt hinter dem Schornstein der Schule und beobachteten die Straße, auf der alle zehn Minuten mal ein Trabi vorbeiknatterte. Aber auf den Balkonen tat sich etwas bezüglich nackter Männer. Das wurde natürlich ausführlich im Detail ausgewertet und protokolliert, so wie es unser Auftrag war. Mann mit Brustbehaarung auf Balkon 9/3, Mann ohne Brustbehaarung auf Balkon 2/4, Mann mit Brustbehaarung und Glatze auf Balkon 1/4 usw. usf. Allerdings haben wir damals die Männer noch nicht sexuell belästigt. Nun ja, die Zeiten ändern sich.
g a g a - Di, 22:02

Ich* freue mich schon wie Bolle auf Teil 2 der Geschichte, mit der evolutionär logischen Fortsetzung von "damals die Männer noch nicht sexuell belästigt ;-)

(Ich interessiere mich einfach wahnsinnig für die jüngere deutsch-deutsche Geschichte, speziell die DDR)


*und ganz bestimmt nicht nur ich!

Der zweite Teil

ist in diesem Fall Teil eins der Geschichte. ;o)
g a g a - Di, 22:20

ich war ja leider in Mathe immer eine Null, deswegen kann ich diese kryptische Umschreibung nicht verstehen!

Tja,

dann wird es wohl ein Rätsel bleiben.....*gg*

Nein, "damals die Männer noch nicht sexuell belästigt" bezog sich auf die beiden Mädels im Kindergarten. ;o)
g a g a - Di, 22:24

P.S. wenn Teil 1

"später einmal mit einem der Jungen im PA-Unterricht (Produktive Arbeit) Nelken erntete"

beinhalten sollte, kann mich deine Auskunft umso weniger zufrieden stellen (ich wollte jetzt nicht schreiben befriedigen).

Es sei denn, "Nelken ernten" ist eine kesse, DDR-spezifische Umschreibung für bedeutend interessantere (nicht DDR-spezifische) Aktivitäten.

Nelken ernten war Nelken ernten

und Sex war Sex - gerade in der DDR. Von Füße waschen wußte man da noch nichts:

http://weltentanz.twoday.net/stories/protokoll-des-kuerzlich-erworbenen-tv-wissens/
g a g a - Di, 22:51

Dann bin ich ja beruhigt.
Das mit dem Füße waschen war mir neu!
Man lernt nicht aus.
speedhiking - Mi, 12:34

Mehr von dieser DDR-Kulturgeschichte! Ihre Westleser sind ganz Ohr!
"Nelken ernten", schon klar, ne toll!

Seltsam,

daß ausgerechnet das Nelken ernten so ein großes Interesse bei meinen Lesern findet. Dabei war das wirklich absolut langweilig. Wer sich aber so für DDR-Kulturgeschichte interessiert, sollte sich unbedingt dies hier anhören:

speedhiking - Mi, 23:43

Sehr hübsch!
Herr B. - Mi, 10:43

Wir waren damals im GST-Lager irgendwo im Niemandsland, und das war gar nicht witzig. Ich erinnere mich u. a. noch an einen 24-Stunden-Marsch ... Aus heutiger Sicht unvorstellbar, wie man damals schon als Jugendlicher gedrillt wurde.
Im PA-Unterricht haben wir übrigens Vergaser zusammen gebaut am Fließband. :-/

Na gut,

24-Stunden-Märsche würde ich auch nicht machen wollen. Vergaser zusammenbauen klingt direkt spannend. Bevor wir den Unterricht zwei Jahre in der Gärtnerei hatten, waren wir bei Tiefbau, wo wir Rohrstücke entgrated haben. Ich kann bis heute keine Feilen mehr sehen.
Herr B. - Mi, 11:11

Das glaube ich gern.
Nee, spannend war das nicht. Da wir am Fließband saßen, war jeder ja nur für ein einziges Teil, vielleicht eine Schraube oder eine Klappe oder was auch immer zuständig. Davon hast Du dann Dutzende pro Stunde verbaut - natürlich im Eiltempo, damit sich die Rohlinge an Deinem Platz nicht gestapelt haben. Es kam ja alle paar Sekunden ein neues Teil vorbei ...

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