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Dresden zu Land, zu Wasser und zur Luft - Teil 3

Einer der Reisetage war ganz dem Elbufer vorbehalten. Von mehreren Perspektiven aus durften wir es besichtigen. Tagsüber bei einer "offenen" Stadtrundfahrt und abends bei der Fahrt mit einem historischen Raddampfer. Praktisch an den Bussen der Stadtrundfahrt ist, daß man an den Haltepunkten bei allen interessanten Sehenswürdigkeiten aussteigen und später wieder in einen der nächsten Busse zusteigen kann. Trotzdem mußten wir das Aussteigepensum kürzen und einige Haltepunkte auf den anderen Tag verschieben, weil es sonst zu eng geworden wäre. Nicht so schön an diesen Stadtrundfahrten ist, daß die Busse meist voll sind, und wenn man später zusteigt, kann man das Pech haben, daß es knüppeldicke kommt. Außerdem sind die Scheiben ungeputzt und wenn man doch noch hinten einen Platz ergattert, sieht man durch die Scheiben erst recht nicht viel. Wirklich geeignet sind die Busse eigentlich nur als separates Touristenverkehrsmittel. Durch diese Busscheiben sahen wir also zuerst das Elbufer mit den vielen Villen und entsprechend grau wirkte es. Oben auf den Hängen machten wir Halt bei den kleinen Schlößchen und Bierterrassen. Hier sah alles schon viel farbiger aus und man hat eine fantastische Aussicht auf Dresden. Rechts kann man die Kuppel der Frauenkirche in der Ferne erkennen und links das Blaue Wunder. Die Elbe selbst wirkt relativ harmlos und klein, man kann sich jedenfalls, wenn man die Hochwassermarken sieht, kaum vorstellen, daß dieses dünne Flüßchen tatsächlich in der Lage ist, so hoch zu steigen. Die Schlößchen sind ganz allerliebst, wenn auch nicht so prunkvoll und groß, wie die in Potsdam, und weitläufige Schloßgärten sucht man vergebens. Stattdessen wechseln sich kleine und idyllische terrassenartige Gärtchen mit Weinhängen ab, die man beide über mehr oder weniger versteckte Treppen erklimmen kann. Mich würde interessieren, ob diese Hänge natürlich "gewachsen" sind oder künstlich angelegt wurden, denn die Gegend um sie herum ist so flach, daß die Hänge eher unpassend wirken. Vielleicht hat sich ja ein König gedacht, er bastelt eine Moselufer-Attrappe, um eigenen Wein anbauen zu können?

Nächster Stopp war der sogenannte "schönste Milchladen der Welt", der sich gleich gegenüber einer Hostienbäckerei befindet. Der Laden mit der märchenhaften Fliesenaustattung ist tatsächlich sehr schön, allerdings würde ich ihn wahrscheinlich beim nächsten Dresdenbesuch auslassen, denn dies scheint ein Touristennadelöhr zu sein, wo sie sich gegenseitig auf die Füße treten. Nirgends schienen sie mir so zahlreich wie hier. Das kann aber auch an den beengten Verhältnissen der Straße und des Ladens liegen. Hier kaufte ich mein Dresden-Souvenir, ein Wachswindlicht. Und hier stürmten die Massen so die Busse, daß wir wie die Heringe darin standen und uns teilweise aus den Augen verloren. Deshalb konnten wir nicht an der nächsten Haltestelle aussteigen, sondern mußten die vollen zwei Haltestellen bis zum Ende der Tour mitfahren. Ich dachte, das kann nicht wahr sein, als der Busfahrer, obwohl die Leute dicht an dicht standen, trotzdem noch im Schritttempo an den Sehenswürdigkeiten vorbeifuhr und seinen Text abspulte, während man in den Seilen hing, schwitzte und eigentlich nur so schnell wie möglich wieder raus wollte. Was mich aber besonders verwunderte - die Kathedrale von Dresden wird bei der Stadtrundfahrt weder in den Bussen noch auf der Tourenkarte mit einem Wort erwähnt. Vielleicht ist sie ja in Ungnade gefallen, aber ich empfinde die Kathedrale, neben dem Nymphenbad, als eines der interessantesten und schönsten Bauwerke von Dresden. Das liegt eventuell daran, daß man dort so viel entdecken kann, oder aber der Grund ist, daß sie angeblich eine Widder-Löwe-Entsprechung hat. Überhaupt ist erstaunlich, was sich in Dresden überall auf den Dächern tummelt und was man dort hinauf gehievt hat. Insbesondere die goldglänzenden Gestalten auf jedem Türmchen erscheinen manchmal fast schon ein wenig verspielt albern. Die Kathedrale glänzt nicht golden, ebensowenig die vielen Figuren auf ihrem Dach. Sie wirken eher unansehnlich dunkel, gebrannte Kinder, nehme ich an. Aber gerade deshalb lohnt es sich, zweimal, dreimal, viermal oder auch fünfmal hinzuschauen - man wird jedesmal Neues entdecken, das man vorher übersehen hatte.

Vom Bus ging es wenig später direkt auf den historischen Raddampfer, der allerdings sehr wenig historisch aussah. Wir konnten ein gemütliches Tischchen auf dem Sonnendeck besetzen und ließen im schönsten Abendsonnenschein noch einmal das Elbufer an uns vorübergleiten. Auf dem Dampfer bemerkt man sofort die starke Strömung der Elbe, denn selbst wenn das Schiff noch gar nicht fährt, hat man bereits das Gefühl, sich zu bewegen, was alleine an dieser Strömung liegt und bei der Spree nicht halb so stark vorhanden ist. Bei der Rückkehr in den Heimathafen durften wir zufällig den Start eines Heißluftballons am anderen Ufer miterleben. Und nachdem anfangs nur einer zu sehen war, kamen bald darauf noch ein zweiter und ein dritter Ballon zum Vorschein, welche die historische Silhouette von Dresden entlang schwebten.

Einkaufstüte

Wachslicht

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