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Ein nächtlicher Sommerregen

hat mich zur Geisterstunde hinaus auf einen Spaziergang gelockt. Natürlich ohne Schirm, Kapuze oder Jacke. In Berlin muß man eigentlich fast zwangsläufig zum Nachtschwärmer werden, denn nur nachts ist die Stadt erträglich. Keine Massen von Leute mehr, stille und leere Straßen, Luft zum Atmen und im Moment ein perfektes Sommerwetter - nicht zu warm, nicht zu kalt, und herrlichen Regengüssen zwischendurch. Auch jetzt ist die Nacht noch warm genug, um draußen zu sitzen, obwohl es irgendwann begann stärker zu regnen, so daß ich ziemlich durchnäßt wieder zu Hause ankam. Der Spaziergang führte mich recht weit erst zu meiner alten Schule, von wo ich in die Straße abbog, in welcher der Bäcker seinen Sitz hatte, zu dem ich freitags Brötchen holen geschickt wurde. Auch jetzt befindet sich dort noch ein Bäcker, allerdings weiß ich nicht, ob es dort immer noch diese typischen, viel besseren "DDR-Brötchen" gibt, die heute so rar gesät sind. Ich lief genau die Strecke, die ich damals gelaufen bin und das ist ein seltsames Gefühl, denn von dieser Strecke träume ich öfters. Sobald man nachts dann solch eine Straße tatsächlich wieder entlang läuft, fühlt man sich wie in einem Traum. Selten trifft man sogar Leute, wie zum Beispiel einen Mann, der in der geöffneten Eingangstür eines Ladengeschäfts saß und dort auf seinem Macbook schrieb. Das war bestimmt ein Blogger. Ich kreuzte ebenfalls einen alten Spielplatz und hätte gerne gesehen, wie es da jetzt aussieht, aber es war alles total duster, viel zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen, und wahrscheinlich wäre ich nur wieder gegen ein Klettergerüst gelaufen. Dann getraute ich mich, "meine" alte Kirche (schließlich habe ich oft genug an ihre Mauer gepinkelt)zu umrunden, ohne Gefahr zu laufen, dem von Gott auserwählten Hüter von toter Moral und Selbstgerechtigkeit zu begegnen. Ich liebe solche Sommernächte. Ich habe es auch drauf, mich einfach auf eine Treppe oder ähnliches zu setzen und dort sitzen zu bleiben. Eigentlich bräuchte ich nur eine Tonne oder ein Zelt, um mein Lager irgendwo aufzuschlagen. Noch schöner ist es bei diesem Klima am Meer. Bei Regenwetter oder gar Sturmnächten, in denen das Meer bis fast über die Dünen tritt, am besten hautnah im Zelt miterlebt, fängt es da erst an, richtig Spaß zu machen. Nun sitze ich hier auf meinem Balkon und kann gar nicht aufhören, dem Regen beim Fallen zuzuhören und die Fledermäuse zu beobachten, Nachtschatten, die blitzschnell hin und her huschen. Manchmal gibt es Nächte, die sollten nie enden, und manchmal gibt es Tage und Nächte, an denen kann man sich nicht entscheiden, wann man schlafen möchte und ob man überhaupt schlafen möchte. Denn sie sind, sowohl tags als auch nachts, viel zu schön, um sie zu verschlafen. Nachtschwärmerei ist leider ziemlich unpraktisch, wenn man früh aufstehen muß, um seine Brötchen zu verdienen, aber zum Glück kann ich morgen heute ausschlafen (das heißt natürlich, nur wenn ich möchte).

Nacht 1

Nacht 2
Chutzpe - Di, 06:31

Einfach schön - und friedlich.

MadProfessor - Di, 10:42

kann Dir das nachfühlen, ist aber schon einige Zeit her, wo ich
ähnlich in der Nacht spazierte ...
Ich visiere eine Nacht an - bei See, besser wäre es am Meer - wo es Sternschnuppen regnet, die ganze Nacht lang, bis die Sonne aufgeht

Am 13. August

sind die Chancen besonders gut, viele Sternschnuppen zu sehen. ;o)

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