Alien
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Fertig.

Oder auch nicht. Beim letzten Zyklus bekam ich zur Feier des Tages einen bunten Luftballon mit besten Wünschen des Chemoteams. Der Termin für die OP steht fest und die Aussicht, wieder ins Krankenhaus zu müssen und an mir herumschnippeln zu lassen, bedrückt mich schon seit Wochen. Sogar die Bestätigung der Krankenkasse habe ich schon. Gleich zwei Stunden, nachdem ich den Antrag gefaxt hatte, kam der Rücklauf. Manchmal überrascht mich meine Krankenkasse. Meine Mutter hatte es dagegen viel eiliger, wieder ins Krankenhaus zu kommen. Eigentlich hatte ich gehofft, sie würde wenigstens jetzt stabil bleiben und nicht ständig krank werden, so wie in den letzten zwei Jahren. Entweder kann sie sich nicht bewegen oder bekommt irgendwelche Gerinnsel. Zwar ist sie "erst" 77, aber bewegt sich wegen ihrer Knochen wie eine 90jährige, d.h. wenn sie sich bewegen kann. Und noch vor meiner letzten Chemo kam sie ins Krankenhaus, wurde entlassen und hat gleich darauf erneut Schmerzen bekommen. Eine Verschnaufpause für mich ist wohl nicht geplant. Aber ob sie nun während der Chemo krank wird oder wenn ich normal arbeiten gehe - es nimmt sich beides nichts. Wenn ich so die letzten sieben Jahre zurückblicke, dann denke ich manchmal, ich bin irgendwo im falschen Film gelandet. Eines kommt zum anderen, eine Katastrophe folgt der nächsten, bzw. teilweise nicht einmal das, und es gibt gleich mehrere auf einmal. Das scheint sowieso ein Naturgesetz zu sein. Ich erinnere mich noch gut an die zwei Wochen vor meiner mündlichen Diplom-Abschlußprüfung. Genau in diesen zwei Wochen wurde meine Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich hatte kein Klo, kein Wasser, keine Heizung und mit Bohrhämmern wurde den ganzen Tag der Fußboden aufgestemmt. Ich mußte tagsüber in die Wohnung meines Bruders ausweichen, um überhaupt lernen zu können. Dabei hat das Jahr 52 Wochen, also 50 mehr als zwei, doch wenn trotzdem alles auf einmal kommt, dann hat dieses miese Naturgesetz zugeschlagen. Aber gegen die letzten sieben Jahre war sogar das nur Spielerei. Dies kann nicht mehr MEIN Leben sein, das ist einfach nicht möglich. Ich dachte immer, mein Leben sei langweilig, ich weiß gar nicht, wie ich darauf gekommen bin. Und ganz nebenbei muß man sich auch noch regelmäßig mit blasierten, scheinheiligen und falschen Leuten herumärgern. Langweilig ist etwas anderes, aber es gefällt mir so trotzdem nicht. In einem Gespräch mit der Psychoonkologin sagte ich zu ihr, es mache mir Sorgen, daß ich nichts hätte, worauf ich mich freuen könne. Sie meinte dazu, das hätte ich sehr schön auf den Punkt gebracht. Toll. Super. Aber weiter bin ich immer noch nicht. Und überhaupt bin ich der Meinung, daß so langsam mal wieder andere an der Reihe sein sollten. Ich kenne sogar einige, denen ich es wirklich gerne gönnen würde, wenn ich böse wäre. Punkt.
chillingmind - Di, 22:37

es wird immer irgend etwas geben, auf das Du dich freuen kannst. auch, wenn es Dir jetzt noch nicht so erscheint. manchmal merkt man erst, dass etwas gut WAR und nicht wenn etwas gut IST. so geht es mir leider allzu oft.
und nein, ich möchte absolut nichts an deiner Situation beschönigen, könnte ich auch gar nicht. ich rede vom Hinterher...

und: schön, von Dir zu hören. hatte mir schon Sorgen gemacht...

Klar,

es gibt immer irgendwelche kleinen Freuden, mit denen man sich über Wasser hält. Aber wenn ich diese im Nachhinein dem ganzen Sch... gegenüberstelle, ist so wenig davon übrig, daß es mich nicht besonders motiviert. Das liegt aber sicherlich zum Teil auch an meiner Stimmung. Und wahrscheinlich, hoffentlich wird meine Stimmung wieder besser werden, wenn meine Gesundheit gesamtheitlich wiederhergestellt ist/wäre.
bloedbabbler - Do, 01:12

Ich glaube es gibt Phasen die extrem Scheisse sind, alles widerliche dieser Welt fokussiert sich scheinbar auf einen Punkt und man ist naturgesetzlich mittendrin.
Alles was schiefgehen kann geht schief.
Wenn es eine Nebenwirkung oder Komplikation gibt, selbst wenn deren Wahrscheinlichkeit im unteren Promillebereich liegen sollte, man nimmt sie mit.
Aber -zumindest meine Erfahrung- es kommen auch wieder bessere zeiten (klingt hohl ist aber so), in denen einem alles gelingt, Krankheiten abprallen und der Kosmos nicht mehr seinen dicken Haufen auf einem absetzt.
Alleine dafür lohnt es sich imho durchzuhalten und die Ärgernisse, Schmerzen, Traurigkeiten und Entbehrungen hinter sich zu bringen.
Ich wünsche dir, dass diese Phase bei dir nicht mehr lange auf sich warten läßt.
Kräftiges daumendrücken von Ihnen Ihrm
Blödbabbler

Vielen Dank.

Wie war das eigentlich? Kann man auch aus Sch... irgendetwas bauen?

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