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Jetzt bin ich im Endspurt

und krauche so langsam nur noch auf dem Zahnfleisch. Zum Ende der Chemo wird es mit jedem Zyklus schlimmer. Nach der Chemo fühle ich mich immer wie mit dem Holzhammer erschlagen. Ich werde so müde, daß ich teilweise Mühe habe, noch vernünftige Worte mit dem Mund zu artikulieren, so als wäre die ganze Mundpartie betäubt. Insgesamt habe ich bereits seit über einem Vierteljahr nicht mehr richtig geschlafen und durch den Stop der Hormonflut fühle ich mich dauernd so, als würde ich bei lebendigem Leib gekocht, und das, nach dem ich mich vorher jahrelang seit der Pupertät mit Pickeln, fettigen Poren, PMS und hormonellen Fehltritten herumgeärgert habe. Dazu kommen unruhige Beine, brennende, juckende Augen, taube Fingerspitzen, das Gefühl von Kraftlosigkeit und gähnender Leere im Gehirn, Vergeßlichkeit, Konzentrationsschwierigkeit. Außerdem Kopf- und Rückenschmerzen. Auch äußerlich fühle ich mich nicht mehr wohl in meiner Haut, sondern aufgedunsen, wabbelig, alt und unbelastbar, entweder bleich oder einen Tag nach der Chemo leuchtend wie eine Tomate, kahl, juckig und fleckig. Und je mehr ich von mir genervt bin, um so mehr nerven mich diverse Leute, was dann wiederum mich noch mehr nervt. Besonders schön: Mit den in penetranter Regelmäßigkeit in den Briefkasten flatternden Rechnungen wird man ständig daran erinnert, was für eine "luxuriöse" Erkrankung man sich ausgesucht hat. Da macht jeder Brief Freude. Ich hoffe nur, daß ich nach der letzten Chemo noch genug Zeit zum Erholen vor der Op bekomme, denn völlig übermüdet und auf dem letzten Loch pfeifend möchte ich mich nicht unbedingt unter das Messer legen.
chillingmind - Do, 12:37

ich wusste gar nicht, dass noch eine OP auf Dich wartet?

Das

liegt daran, daß es eine neoadjutive Chemotherapie ist, mit der der Tumor verkleinert wird.
chillingmind - Do, 12:42

achso, dann leuchtet das ein.
im Übrigen ist es erstaunlich, wie schnell sich der Körper (also meiner zumindest) nach dem Ende der Chemo zu regenerieren beginnt. Meine war natürlich auch nicht so aggressiv wie deine, aber ich bin mir sicher, dass es Dir danach auch sehr schnell spürbar besser gehen wird!

denk an dich...
Chutzpe - Do, 13:31

Ich hoffe, dass es so ist wie Chillingmind sagt und dass es dir danach bald wieder spürbar besser geht!

Alles Liebe

Danke euch.


bonanzaMARGOT - Do, 16:15

da hast du dir wirklich eine scheiß krankheit ausgesucht.
entschuldige, ich weiß freilich, dass man sich diesen mist nicht selbst aussucht. das leben ist so. zu manchen ist es ungerecht gut und zu anderen ungerecht schlecht. drum ist es, meiner meinung nach, auch schwachsinnig an einen "gerechten" gott zu glauben - außer man geht den logischen schritt weiter, dass im jenseits alles ausgeglichen wird. tja, für viele, sehr viele menschen bedeutete und bedeutet der glaube an ein jenseits einen großen trost. also, wer dran glauben kann ...
ich nicht. vielleicht geht`s mir auch noch zu gut. scheiß evolution, dass den menschen hervorbrachte und diesen über sich selbst reflektieren läßt. echt kacke.
ich wäre lieber richtig dumm. also dumm im sinne, mir nicht ständig solche sinnfragen zu stellen.

du bist, glaube ich, sehr tapfer. die krankheit beherrscht irgendwann scheinbar das ganze leben. wenn da nicht noch das trotzige ego wäre, irgendwo in gallien ...

auch ohne zaubertrank - verliere nicht den mut!

erich h. (Gast) - Do, 18:32

sag mal - liest du eigentlich auch manchmal, was du so von dir gibst?
bonanzaMARGOT - Do, 18:40

Aber ja, Erich, mindestens zwei- oder dreimal, bevor ich es poste. Du auch? Wieso machst du mich so dämlich von der Seite an? Erläutere bitte, was dich stört.
Chutzpe - Do, 18:41

Ich habe den Kommentar schon länger gelesen und wollte erst schreiben, ich kann dir so nachfühlen, dann dachte ich, ich muss nicht immer zu allem meinen Senf abgeben, doch jetzt...

Ich habe dich gut verstanden!!!
bonanzaMARGOT - Do, 18:56

Danke. Ich wollte niemanden vor den Kopf stoßen. Ich hadere selbst mit dem Leben und dessen Sinn - beruflich als Altenpfleger und privat, seit ich denken kann.

Natürlich bleibt mir letztlich auch nur Sprachlosigkeit angesichts des Leids, welches manche Menschen durch Krankheit und Unglück erfahren. Es tut mir leid. Aber ich wollte außerdem noch sagen, dass niemand sich wirklich allein fühlen muss. Das Schicksal schlägt gnadenlos zu und trifft uns alle.

Was ist den hier los?

Bitte keine Schlägereien auf meinem Blog. *mit dem Zeigefinger droh*
@bonanza: Deine Gedankengänge kann ich sehr gut nachvollziehen, denn genauso habe ich während der letzten Jahre vor der Erkrankung ebenfalls gedacht, im übrigen ausgelöst durch das Leiden meines Vaters vor seinem Tod. Ich glaube, als Altenpfleger oder in ähnlichen Berufen ist es verdammt schwer, nicht solche Gedanken zu haben, zumindest wenn man ein mitfühlender Mensch ist. Und trotzdem bin ich jetzt durch die Erkrankung und meinem mir gottgegebenen lästigen Reflektionsdrang wieder zu ganz anderen Schlüssen als du daraus gekommen.
bonanzaMARGOT - Do, 20:09

Es ist mir schon klar, dass ich dich unmöglich erreichen kann. Trotzdem versuche ich es. Im Altenheim ist Sterben und Tod präsent, aber es wird, nach meiner Meinung, zu oft ignoriert bzw. verleugnet.
Sterben ist wie Leben individuell. Am Ende erfahre ich Frieden. Der Tod bedeutet Frieden. Endlich.
Aber natürlich wollen wir alle weiterleben.
creature - Do, 20:11

mit dem leben "hadern" bringt nichts, wer hadert denn?
der kopf, die gedanken, das leben schafft tatsachen und wie man damit umgeht ist von mensch zu mensch verschieden.
ich denke du, bonanza, hinterfragst, und das unterscheidet dich von der dummheit.
was ich an der geschätzten zuckerwatte gut finde, sie analysiert ihre situation sehr nüchtern und klar und bin fast sicher und hoffe auch, sie wird es überstehen und wieder auf festen beinen stehen.
toi toi....

@bonanza: Ich glaube,

du hast mich nicht verstanden. Ein Jenseits ist mir völlig schnuppe und meinetwegen auch nicht notwendig. Ich möchte zwar möglichst nochmal mindestens vierzig Jahre weiterleben, wenn ich auch noch nicht so recht weiß, wofür, aber danach hätte ich gerne meine Ruhe. Da käme es mir nur recht, wenn es denn tatsächlich so ist.
bonanzaMARGOT - Do, 20:24

Okay, zuckerwattewolkemond, ich habe hier ein Haufen Scheiße gelabert ..., weil ich selbst große Angst vorm Sterben habe. Mir fiel nichts besseres ein. Aus meiner derzeitigen Sicht.
Du kannst mir aber glauben, dass ich mitfühle.

Das

glaube ich dir wirklich. Aber treib es nicht zu doll. ;o)
bonanzaMARGOT - Do, 20:33

Du aber auch nicht ..., und auch nicht die "Erichs".
Wir wissen einfach zu wenig voneinander, um uns zu beleidigen.
Aber wir wissen genug, um ehrlich von unseren Gefühlen zu erzählen.

Ich meinte

eigentlich das Mitfühlen, aber egal - das kann trotzdem so stehen bleiben.

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