Die Menschen wollen Dir zureden, Dich trösten - und sind meist so oder so überfordert. Ich mußte fast alle Leute in meinem Umfeld schützen, da sie mit der Krankheit, den Befürchtungen nur schwer zurechtkommen. Das ist hart. Und es hatte bei mir später auch Konsequenzen - eine gewisse Unduldsamkeit, wenn ich mich einseitig gefordert sah. Während der Behandlung hab ich allerdings geschützt. Denn es war mir wichtig, jemand sei da, auch wenn ich meine Ängste, Probleme nie habe ansprechen dürfen / können. Nach einem Gespräch mit jemand anderem, der ebenfalls mit Krebs zu tun hat, immer noch hat, ist das wohl eher häufig der Fall. Mein Freundeskreis hat sich seitdem vollkommen verändert - und manches ist von meiner Seite her unverbindlicher geworden. Ich hatte mir vor der Chemo die Haare auf 2 mm. scheren lassen, um den Übergang zu mildern, habe keine Perücke getragen (das ist für einen Mann wahrscheinlich unproblematischer). Die Haare wuchsen nach, klar. Sie hatten allerdings lange eine andere Struktur, waren feiner, Wirbel waren verschwunden und die männliche Glatzenbildung setzte ein. Und irgendwie ist es okay so : ich lebe. LG tinius
Muschel - Fr, 10:06
Ich habe ähnliche Erfahrungen wie Tinius gemacht. Allerdings hat sich mein Freundeskreis vor allem in der Hinsicht verändert, dass fast kein Kontakt mehr geblieben ist. Es war wohl zu anstrengend mit mir - obwohl ich bemüht war, andere nicht unnötig zu belasten. Anfangs war das sehr traurig - das wurde mir auch erst so richtig bewusst, als ich wieder aus dem Sumpf der Behandlungen und Untersuchungen wieder auftauchte: oups, es ist ja kaum noch jemand da?! Ich habe mich allerdings auch verändert. Zwar war ich auch früher eher schwermütig, doch die Anflüge von Leichtigkeit, die mich dann mal überkamen, sind heute noch seltener geworden.
Dabei sitzt mir der Schalk trotzdem noch oft im Nacken - er wartet auf Gelegenheiten. ;-)
Das war bei mir nach meinem ersten Nervenzusammenbruch genau so - erstaunlich - ich dachte immer, das sei, weil sich die Leute nicht mit Psychos abgeben wollen resp. damit noch weniger klar kämen als mit physischen Gebrechen - scheinbar spielt es jedoch gar keine Rolle.
Ich bin jedenfalls um jeden froh, den ich nicht mehr habe - mittlerweile habe ich auch nur noch eine Handvoll Leute, die ich als Freunde bezeichne - den Rest kenne ich einfach irgendwie von irgendwoher.
ist es völlig anders, da ich eh kaum jemanden habe bis auf enge Familie. Meine Bekanntschaften waren schon immer eher unverbindlicher Natur und in diesem Jahr habe ich sowieso außer Geld alles bereits verloren, was ich verlieren konnte. Ich gehe also mit dem Gefühl in diese Krankheit, daß ich nichts mehr zu verlieren habe außer mein Leben, und ich glaube, das ist auch der Grund dafür, daß ich fast ein wenig exhibitionistisch mit der Sache umgehe. Ich betrachte es irgendwie als Chance mal zu schauen, wie diverse Leute darauf reagieren und was man von wem zu erwarten hat. Ebenfalls interessant in Bezug auf Männer, die auf mich stehen oder jetzt standen. Männer baggern ja manchmal gerne alles an, was bei Zwei nicht auf den Bäumen ist. Also die beste Gelegenheit zu schauen, wieviel wirklich dahinter steckt. Nur zum Flirten oder Spielen ist man dann jedenfalls kein bevorzugtes Objekt mehr. Ich glaube, es ist wirklich anstrengend mit einem Krebserkrankten, denn ich merke jetzt schon nach der kurzen Zeit, daß man so in dieser Behandlungs- und Krankheitsmaschinerie steckt, daß sich fast alles nur noch darum dreht und man kaum noch andere Themen hat. Schon hier im Blog gelingt es mir nur noch selten, mich auch einmal auf etwas anderes zu konzentrieren. Literaturblog war einmal. Sogar lesen fällt mir schwer, obwohl man jetzt mehr Zeit dazu hätte. Man wird aber auch fast nie mal in Ruhe gelassen und soweit ich gehört habe, ist es später bei den Bestrahlungen wohl noch schlimmer. Wahrscheinlich ist es dasselbe Phänomen wie bei frischgebackenen Eltern, mit denen man ebenfalls kaum noch Themen findet, wenn man nicht selbst Kinder hat. Meist gruppieren sich dann die entsprechenden Leute mit gleichen Themen, aber ehrlich gesagt, habe ich eigentlich überhaupt keine große Lust, mit anderen Krebserkrankten zu telefonieren oder etwas zu unternehmen (trotz ausgetauschter Telefonnummern), gerade weil ich mich bereits allein genug mit diesem Thema beschäftige. Im Kontakt mit anderen sehne ich mich darum eher nach Leuten, die mich von diesem Thema ablenken können.
@tinius: Wenn ich Leuten erzähle, daß ich haare, die ich sonst nicht weiter großartig kenne oder mit denen ich nur entfernteren Kontakt habe (was ja die meisten sind), und diese antworten mit "Die wachsen wieder.", habe ich eigentlich generell eher das Gefühl, daß sie damit nicht mich, sondern sich selbst beruhigen wollen, so nach dem Motto - die wachsen wieder, ich muß jetzt keinen Schreck kriegen, und irgendetwas sagen muß ich auch....
Ja, das ging mir auch so. Ebenfalls die Beteuerungen, ich würde das schon packen. Der Teil mit dem Überleben wurde allerdings peinlichst vermieden. - Es ist ein recht dominantes Thema, das geht nicht anders. Und das weißt Du. Das Aussortieren von "Spielwilligen" allerdings ist ein kleiner Bonuspunkt, gelle ? ;) LG tinius
im Krankenhaus hatte, an dem ich die Diagnose und weitere Vorgehensweise erfuhr, wurde dort der "Überlebensfaktor" sogar von den Ärzten mit keinem Wort erwähnt. Statt dessen wurde mir lang und breit erklärt, wie man die Brust erhalten will, damit sie auch "hinterher" noch schön aussieht. Ich saß dabei, hörte mir das an und fühlte mich ein bißchen im falschen Film, weil ich bei mir dachte - Ist das deren einzige Sorge, daß meine Brust schön aussieht?
Zu diesem Zeitpunkt hat mich das überhaupt nicht interessiert. Sogar wenn man gesagt hätte "Brust ab", wäre mir das erst einmal egal gewesen. In meiner trockenen Art warf ich dann bei einem dieser "Hinterhers" der Ärzte ein: "Wenn ich dann noch lebe." Ich wurde mit großen Augen angeschaut - "Aber natürlich überleben Sie das!" -, so nach dem Motto, wollen Sie etwa an unserer ärztlichen Kunst zweifeln? Ok, mir ist es ja auch lieber, wenn sich die Ärzte ihrer Sache sicher sind und ich ließ mich überzeugen, daß sie wissen, was sie tun. Aber trotzdem, auch Ärzte sind keine Götter und selbst wenn ich das K überleben würde, könnte es z.B. auch sein, daß mein Herz zu schwach ist, und die Chemo es umhaut und dann bin ich ebenfalls weg vom Fenster. Sicher kann man sich nie sein. Aber mit solchen Sorgen kann man wirklich niemandem kommen.
Mein niedergelassener Urologe meinte nur, ob ich wisse, daß ic operiert werden müsse. Das Wort K. nahm er kein einziges Mal in den Mund, nicht einmal in der Nachbetreuungszeit. Im KKH wurde aber dann schon offen geredet, zumal ich mich vorher belesen hatte und gezielte Fragen - auch nach den Überlebenschancen gestellt habe. - Die Erhaltung der Brust ist psychologisch ziemlich wichtig, denn unabhängig von etwaigen männlichen Reaktionen ginge mit der Abnahme vermutlich ein nicht zu unterschätzender Verlust des eigenen Weiblichkeitsgefühls einher. Klar, aber auch, daß man das bereitwillig - jedenfalls meistens - als Preis des möglichen Überlebens in Kauf nähme. Deine Ärzte waren bemüht - und teilweise kann ich es verstehen - die Krankheit zu entdramatisieren, haben aber vergessen, daß diese Gedanken bei einer solchen Krankheit automatisch da sind. - Meine Erfahrung war eher auf den Familien - und Freundeskreis bezogen. Einer sagte mir, ich packe das schon, es sei ein Klacks. Eine Woche darauf saß er beim Arzt und ließ sich vorsorglich untersuchen. :/ Aber immerhin ein schöner gesundheitspädagogischer Erfolg ... ;)
ist es psychologisch wichtig, aber die Probleme damit kommen wahrscheinlich erst später. Im ersten Moment denkt man nur daran, daß man eine tödliche Krankheit hat und ich war deshalb ziemlich skeptisch, als ich erfuhr, daß das "Ding" nicht herausoperiert, sondern noch im Körper verbleiben sollte. Wenn jemand zu mir sagen würde, das sei ein Klacks, würde mich das wütend machen. Es macht mich schon wütend, wenn einige anscheinend denken, das alles sei ein besonders langer Urlaub, zumal bei mir auch noch das Phänomen bersteht, daß ich durch meine Statur und mein Aussehen auf andere immer den Eindruck mache, unverwüstlich und super gesund zu sein, selbst dann, wenn es mir richtig schlecht geht. Sowas nimmt man mir irgendwie nie ab. Den Eindruck habe ich teilweise wirklich und dann spare ich zumindest jetzt nicht daran, sie über meine Befindlichkeiten aufzuklären, ob sie das nun hören wollen oder nicht.
Ich weiss, ich habe nicht viel zu sagen - doch wer noch nie jemanden mit einer Chemo kannte oder begleitet hat, sollte einfach sein dummes Maul halten - das ist Stress pur für denjenigen und die angeblich freie Zeit geht vor allem für Erholung/Schlaf/Rumdösen drauf - das ist alles andere als Urlaub oder ein Spaziergang.
Trotzdem glaube ich an dich - du packst das, scheint mir etwas abwegig, da es nicht nur mit deiner Einstellung fällt oder steht - meine ich als Laie.
Dabei sitzt mir der Schalk trotzdem noch oft im Nacken - er wartet auf Gelegenheiten. ;-)
Ich bin jedenfalls um jeden froh, den ich nicht mehr habe - mittlerweile habe ich auch nur noch eine Handvoll Leute, die ich als Freunde bezeichne - den Rest kenne ich einfach irgendwie von irgendwoher.
Bei mir
@tinius: Wenn ich Leuten erzähle, daß ich haare, die ich sonst nicht weiter großartig kenne oder mit denen ich nur entfernteren Kontakt habe (was ja die meisten sind), und diese antworten mit "Die wachsen wieder.", habe ich eigentlich generell eher das Gefühl, daß sie damit nicht mich, sondern sich selbst beruhigen wollen, so nach dem Motto - die wachsen wieder, ich muß jetzt keinen Schreck kriegen, und irgendetwas sagen muß ich auch....
Als ich den Termin
Zu diesem Zeitpunkt hat mich das überhaupt nicht interessiert. Sogar wenn man gesagt hätte "Brust ab", wäre mir das erst einmal egal gewesen. In meiner trockenen Art warf ich dann bei einem dieser "Hinterhers" der Ärzte ein: "Wenn ich dann noch lebe." Ich wurde mit großen Augen angeschaut - "Aber natürlich überleben Sie das!" -, so nach dem Motto, wollen Sie etwa an unserer ärztlichen Kunst zweifeln? Ok, mir ist es ja auch lieber, wenn sich die Ärzte ihrer Sache sicher sind und ich ließ mich überzeugen, daß sie wissen, was sie tun. Aber trotzdem, auch Ärzte sind keine Götter und selbst wenn ich das K überleben würde, könnte es z.B. auch sein, daß mein Herz zu schwach ist, und die Chemo es umhaut und dann bin ich ebenfalls weg vom Fenster. Sicher kann man sich nie sein. Aber mit solchen Sorgen kann man wirklich niemandem kommen.
Natürlich
Trotzdem glaube ich an dich - du packst das, scheint mir etwas abwegig, da es nicht nur mit deiner Einstellung fällt oder steht - meine ich als Laie.