Tassengeflüster
Nach noch einmal 11 Stunden Schlaf, erstaunlich gutem Schlaf, was ja nicht mehr all zu oft vorkommt, gibt mein Gehirn wieder erste Lebenszeichen von sich. (Ich träumte, ich pflücke Kirschen von einem Baum, esse sie und spucke die Kerne provokativ über einen Zaun.) Der Muskelkater dagegen ist etwas anhänglicher. Nachdem wir am Dienstag Frauen und Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs spielten, da durch die schiefen Kanten und Nischen in der Küche nichts paßte, kam es doch noch zu einem Teil-Happy End. Die Hängeschränke hängen und ich konnte auch einen Großteil der Sachen darin unterbringen, komme nun endlich wieder an den Tee und die anderen Dinge. Was jetzt noch in Kisten lagert, ist nicht mehr so wichtig. Irgendwie habe ich allerdings immer ein bißchen Angst, daß die schwer beladenen Schränke herunterfallen könnten - warum weiß ich auch nicht. Ich hatte 20 Jahre lang einen noch größeren Monsterhängeschrank an 8er-Dübeln zu hängen, da ist nie etwas passiert. Allerdings waren es dickere Haken, die Schrauben jetzt kommen mir etwas dünn und kurz vor. Ich gehe aber davon aus, daß es meinem Bruder aufgefallen wäre, wenn die Schrauben nicht reichen. Das Schöne ist ja, daß man, sobald man seinen Haushalt ausräumen und neu einräumen muß, viele Dinge findet, die man gar nicht mehr braucht, oder die dabei kaputt gegangen sind und deshalb ebenfalls gut zu entsorgen sind. Einige Blogs haben es sich zur Aufgabe gemacht, täglich ein Teil zu entrümpeln und fotografisch zu dokumentieren. Für mich wäre das nichts, weil mir Entrümpeln so in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß ich es ganz automatisch mache und am liebsten säckeweise. Alles vorher zu fotografieren erschiene mir wie Zeitverschwendung, denn schließlich will ich an die Dinge hinterher nicht mehr denken. Am Mittwoch war es wieder soweit - ich entsorgte alle meine Kaffeetassen, habe also nicht mehr alle Tassen im Schrank. Doch nachdem ich sie 20 Jahre lang nicht ein einziges Mal gebraucht habe, werde ich sie wohl auch die nächsten 20 Jahre nicht mehr brauchen. Ich selbst trinke keinen Kaffee und Gäste haben bei mir mit Tee Vorlieb zu nehmen. Eine Glaskaraffe, die mir meine Schulfreundin schenkte und die ich nie benutzt habe, hat einen Sprung bekommen und wurde nun endlich ihrer eigentlichen Bestimmung zugeführt, sowie auch etlicher anderer Hausrat. Man staunt immer wieder, mit wie wenig Geschirr man eigentlich auskommen kann, nur leider hatte ich mal so eine kleine Leidenschaft für Sushiteller und Zubehör, weshalb ich mit denen jetzt fast ein Sushirestaurant ausstatten könnte, mich aber auch nicht von ihnen trennen möchte. Da sind zum einen die mit dem zartgrünen Bambuszweig, zu denen mehrere richtig große Platten gehören, die man auch gut für Kuchen u.ä. verwenden kann. Dann die Reinweißen, an deren Rechteckform die Kanten zu praktischen Griffen geformt sind, sowie die kleinen, quadratischen und warmgrünen Teller, zu denen in der gleichen Farbe winzige Ingwerschälchen, Schalen für die Sojasoße und sogar Stäbchenablagen vorhanden sind. Am liebsten benutze ich die dicken Stäbchen aus reinem Holz, aber von meinen Eltern besitze ich auch edle Stäbchen mit Intarsieneinlagen, die eine so dünne Spitze haben, daß man damit tatsächlich nur ein einzelnes Reiskorn greifen kann. Farblich passend sind dazu verschiedene Ausführungen von Bambustischmatten vorhanden. Und da sind noch die chinesischen Suppenschalen mit chinesischen Suppenlöffelchen aus Porzellan, ebenfalls Erbstücke von meinen Eltern. Ich sollte, wenn ich Sushi bestelle, das Zeug auch mal benutzen...
zuckerwattewolkenmond - Sa, 21:47
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