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Tschüss Google!

Seit Mitte Oktober wird mein Blog von Google nicht mehr indexiert, es wurde allerdings der Hauptlink zu meinem Blog im November wieder hergestellt. Das bedeutet jedoch, daß das Blog bei Google nicht mehr über seinen Inhalt aufzufinden ist, sondern nur noch, wenn man direkt nach dem Blognamen sucht. Dies betrifft nicht nur mein Blog, sondern auch viele andere Blogs auf twoday.net. Ich habe einzelne Beitragsseiten zur Indexierung eingereicht, diese wurden aber nicht aufgenommen, so daß ich inzwischen nicht mehr an einen technischen Fehler glaube. Auch neueste Verlinkungen auf facebook und Flavors.me erscheinen nicht mehr. Da es nicht am Inhalt liegen kann, liegt die Ursache wohl darin, daß twoday.net nicht mehr den neuesten technischen Strandards entspricht und von Google aussortiert wurde. Damit ist mein Blog zwar im Literaturarchiv Marbach archiviert, aber auf Google quasi nicht mehr vorhanden, also sozusagen zu etwas abgestempelt, das nur noch für Nostalgiker und Geschichtsforscher relevant ist, obwohl ich weiterhin sehr lebendig bin und regelmäßig neuen Content einstelle. Man könnte nun die Schuld twoday.net in die Schuhe schieben, doch so sehe ich das nicht. Zwar finde ich es schade, daß die Blogger, die twoday.net immer noch als ihre Heimat betrachten, allein in der Wüste gelassen werden, aber viel fragwürdiger ist für mich das Verhalten von Google. Mal ehrlich - eine Suchmaschine, die anhand selbsterfundener Ausschluß-Leitlinien, die auf neuester Technik und Design, aber nicht auf Inhalt basieren, vorentscheidet, was für Sucher interessant ist und was nicht, ist für mich keine ernstzunehmende Suchmaschine des World Wide Web mehr. Wie kann ich solch einer Suchmaschine noch vertrauen? Woher soll ich wissen, ob sie mir nicht viel relevantere und wichtigere Seiten vorenthält? DENN NICHT ALLES, WAS ALT IST, IST DESHALB WERTLOS, DAS GILT AUCH IM INTERNET. Ich bin schon groß und erwachsen und habe meine eigenen Qualitätsansprüche an Seiten. Ich kann selbst entscheiden, was für mich interessant ist, und das besser als jeder Bot. Dieser Kontrollwahn hat mich bereits bei Facebook und Twitter weitgehend in die Flucht geschlagen. Wenn ich etwas vorgekaut haben möchte, dann lese ich wieder Zeitung.

Was die unintelligente Anwendung von Leitlinien für Schaden anrichten kann, selbst wenn diese von Experten erstellt wurden, kenne ich bereits aus dem Krankenhausbetrieb. Allerdings wissen dort auch viele Ärzte, daß selbst die neueste Leitlinie sofort nach Erscheinen eigentlich schon wieder veraltet ist, so daß man durchaus bereit ist, sie flexibel zu handhaben, spätestens dann, wenn man als Patient selbst Verantwortung übernimmt.
Die Leitlinien über technische Standards dagegen können zwar weniger Schaden anrichten, sind dafür aber auch viel willkürlicher. Zum Beispiel die Optimierung für Mobilfunkgeräte. Unter dem Hauptlink zu meinem Blog bei Google erscheint der Hinweis, daß die Seite nicht für Mobilfunkgeräte optimiert ist. Das liegt wohl daran, daß eine entsprechende mobile Seite mit vorgegebenen Schriftgrößen und Designs fehlt. Im Grunde stört mich dieser Hinweis nicht, Tatsache ist aber, daß ich einen nicht unwesentlichen Teil meiner Zeit dazu aufgewendet habe, zumindest im Rahmen meiner eigenen Möglichkeiten und des vorhandenen Layouts, die Seite so zu optimieren, daß sie auf Tablets und Smartphones nicht wie Kraut und Rüben erscheint. Man kann dieses Blog also trotzdem auf Tablets und Smartphones prima lesen und im Krankenhaus habe ich sogar mit meinem kleinen Smartphone auf der Seite gebloggt.

Mit dem, was Google jetzt ist und was ich über diese Suchmaschine weiß, ist sie für mich nur noch ein Nischenanbieter für Technik-Freaks und Nichtselbstdenk-Junkies. Wer es braucht, soll es haben. Ich persönlich finde jedoch, daß unsere Zeit und das Internet schon schnelllebig genug sind, auch deshalb, weil uns immer suggeriert wird, wir bräuchten ständig das allerneueste, ganz besonders in der Technik. Denn nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn die Leute nicht mehr alle paar Monate sich die neuesten Modelle, Systeme und Programme kaufen. Aber das ist nicht die Wahrheit. Ich bin aus diesem Hamsterrad schon lange ausgestiegen und lebe seitdem sehr viel entspannter mit mehr Zeit für das Wesentliche und habe kurioserweise auch sehr viel weniger digitale Probleme und keinerlei fühlbaren Abstriche in Geschwindigkeit und Komfort, obwohl ich es anfangs selbst nicht glauben wollte. Die Technik ist nun mein Sklave und nützt mir überwiegend, während es vorher umgekehrt war und sie dauernd meine wertvolle und vielleicht knappe Zeit gefressen hat. Eine Suchmaschine die versucht, Schnelllebigkeit als "Leitkultur" zu etablieren, hat sich für mich als Anwender selbst ins Aus geschossen und glücklicherweise habe ich den Luxus der Wahl, denn derzeit gibt es noch Alternativen. Wahrscheinlich bin ich in dieser Hinsicht ein Spätzünder, denn ich habe es schon vorher häufig von anderen gelesen oder gehört, daß sie Google nicht mehr benutzen, besonders seit dieses eine Literatur-Blog kommentarlos gelöscht wurde. Jetzt hat dieser Trend auch mich überzeugt.
C. Araxe - Di, 20:02

Tja, nur all die berechtigte Kritik an Google nützt nichts (allgemein gesehen), wenn die Mehrzahl der User diese ignorieren.

Das ist wahr,

aber nur weil es nichts nützt, muß ich mir diese ja nicht verkneifen. Schließlich habe ich auch schon über ganz andere Dinge hier Dampf abgelassen. Und so sicher bin ich mir gar nicht, ob es tatsächlich nichts nützt, denn ich habe schon den Eindruck, daß die Zahl derer wächst, die zu anderen Suchmaschinen "überlaufen". Wahrscheinlich wird das Google trotzdem nicht stören, aber letzten Endes kratzt es eben doch am Image.
Schreibman - Mi, 11:41

Welche Suchmaschine

kannst Du denn empfehlen? Ich hab ja keine Ahnung.

Ich bin da gerade

selbst noch am austesten und werde darüber noch einen extra Eintrag verfassen.
NBerlin - Mi, 18:16

Also ich kann nur Metager.de empfehlen. Ist eine Suchmaschine von der Uni Hannover und bietet auch die wissenschaftliche Suche an. Über diese Suchmaschine findet man auch noch die Twoday Blogs.

Ja,

die finde ich an sich auch super - bis auf das Design. :-(
Aber die ganzen Suchmöglichkeiten und das anonyme Surfen sind schon toll.
bonanzaMARGOT - Fr, 07:16

google ist nunmal die meist genutzte suchmaschine - kritik hin oder her.
und twoday lässt die blog-plattform langsam zur geisterstadt werden. also - da die schuld bei google zu suchen, ist meines erachtens unsinn.

Tja,

ich sehe das genau anders herum. Das mit Twoday.net ist eine Sache für sich und ärgerlich, aber "google ist nunmal die meist genutzte suchmaschine" ist für mich kein Argument. Wenn ein Diktator damit droht, jeden einzusperren und auszuweisen, der nicht mit seiner Willkür einverstanden ist dann kann ich es ja noch verstehen, wenn man so denkt. Aber wenn mir eine Suchmaschine keine ernstzunehmenden Ergebnisse mehr liefert, dann denke ich nicht: Oh, Google ist ja so mächtig und meistgenutzt, die werden schon wissen, warum sie mir Links vorenthalten. Nein, ich suche mir schnellstmöglich eine andere Suchmaschine und mir ist es ziemlich wurst wie häufig die genutzt wird, so lange sie mir vertrauenswürdige Ergebnisse liefert.
NBerlin - Do, 08:17

Habe mich deiner Aktion angeschlossen und Google aus meiner Toolbar verdammt. Jetzt suche ich über Metager und bin sehr zufrieden, nur die Videosuche wird beim bösen Google gemacht.

Ich suche Videos

(und auch Bilder) bei Bing. Gefällt mir sogar besser als bei Google, da übersichtlicher. Besonders die eingebettete Videovorschau und die Suchfilter mit bestimmten Plattformen sind sehr praktisch. Nur Youtube benutze ich noch - gibt ja keine wirkliche Alternative.

Für die, die

noch nicht den Video-Vorschaumodus bei Bing kennen: einfach mit dem Mauszeiger über "Wiedergabe im Vorschaumodus" fahren und nicht klicken, sondern kurz warten! Wenn man klickt öffnet sich nämlich eine Galerie, in der man die Videos zwar auch anschauen kann, aber das ist dann keine schnelle Vorschau mehr. Wenn man wartet, wird das Video direkt in der Auflistung abgespielt.

Ich sehe die Verantwortung vorallem bei Twoday. Wenn ich kein gutes Produkt anbiete, dann verschwinde ich aus dem Supermarktregal. Twoday hat gewiss nicht mehr 60000 Nutzer wie früher. Es ist wie Stundivz veraltet und immer weniger nutzen es. Google hat twoday einfach aus dem Regal genommen, da das Produkt eh kaum einer kauft oder nutzt. Wir leben leider in einer kapitalistischen Gesellschaft und die Regeln bestimmt der Markt.

Klar,

in dieser Konsumgesellschaft wird man ja auch darauf konditioniert, immer das Neueste zu wollen und das funktioniert bei der Masse bekanntlich gut. Wenn man stets das Neueste braucht, um einen neuen Kick für zu erhalten, sieht man das im Internet wahrscheinlich genauso. Die Sache ist nur die, das nicht alle alten Produkte schlecht sind. Es gibt sogar Produkte, die früher viel besser waren als nach diversen Verschlimmbesserungen, nur daß das den meisten oft gar nicht auffällt, weil sie eben von der Werbung so gehirngewaschen werden. Dazu kommt, daß auch oft Neuerungen ohne Sinn, Verstand und wirklichen Fortschritt durchgeführt werden, die einfach nur den Nutzen haben, die willigen Käuferschafe wieder zum erneuten Kaufen zu animieren. Es gibt deshalb auch alte und sehr gute Produkte, die nur noch selten gekauft werden, gerade eben weil sich die meisten lieber die eigentlich schlechteren aber eben neuen und Produkte holen. Das findet man unter allen Produkten.

Aber hallo? Wer sagt, daß man das deshalb gutheißen und alles mitmachen muß? Und wer bestimmt, daß ich genauso zu konsumieren habe, wie es die kapitalistische Marktwirtschaft erwartet und mir versucht zu suggerieren? Wenn ich mein Gehirn einschalte kann ich als Erwachsener immer noch selbst entscheiden, was ich konsumiere. Mich erstaunt es wirklich, daß diese gängige Tendenz der Wegwerfgesellschaft immer wieder als so unabwendbar und schicksalhaft angesehen wird. Dabei hat der Verbraucher die eigentliche Macht, wenn er sich denn nicht zu sehr manipulieren läßt und ein Bewußtsein für seine wirklichen Bedürfnisse hat.

Als jemand, der selbst entscheidet, ist natürlich die Alternativauswahl nicht immer unbedingt überragend, aber trotzdem finden sich in der Regel Alternativen. Doch diese Alternativen gibt es auch nur deshalb und sie können nur überleben, weil es eben noch Leute gibt, die nicht in allem der Masse folgen. Und je mehr Alternativen vorhanden sind, um so weniger sind Menschen durchleucht- und manipulierbar und um so größer ist die persönliche Freiheit. Da ich selbst entscheiden möchte, was ich konsumiere und lese, ist genau diese marktkapitalistische "Leitkultur" bei Google für mich ein hinreichender Ausschlußgrund für diese Suchmaschine. Natürlich trägt Twoday.net eine Mitverantwortung aber hier geht es um viel mehr als eine Bloggemeinde, zumal nicht zuletzt auch die kommentarlose und ungerechtfertigte Löschung von Blogs, wie bei Google vorgefallen, sowie die zu intensive Datensammlung ebenfalls genug Gründe sind, um Google zu meiden.

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