Ich verstehe gut, dass du nach dieser Reise, die Eindrücke auf diese Art bannst. Mir kommt plötzlich eine Erinnerung, wo ich deine Verse sehe. Obwohl ich nicht dazu neige oder danach suche, es auch vorher nie tat, schrieb ich im Frühjahr und Sommer 2003, in den auch diese Reise zum Nordpolarmeer bei mir fiel, und wo ich ja auch das Glück hatte, die großen Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen, einige Verse. Es überkam mich, oft Nachts oder im Halbschlaf. Alle Zeilen waren fertig, ich habe sie nur aufgeschrieben, wie sie da fertig über mir im Raum hingen. Es war ein schweres Jahr für mich, ich war damals sehr traumatisiert von einer sehr plötzlichen Trennung, die Ende Zweitausendzwei geschah. Es war sicher ein Art gottgegebene Verarbeitung, die mir in der Not irgendwie Erleichterung verschaffte. Ich halte das eher privat und versteckt, aber an dieser Stelle passt es gerade, wenn ich es verlinke. Ich habe damals verzweifelt nach meinem Heil gesucht, und auf dieser Reise gemerkt, dass Reisen ein guter Weg ist. Das Jahr darauf reiste ich zu den Navajo nach Arizona und Utah und nach Island. Es ist geheilt. Ach ja - diese Zeilen meine ich, ich schrieb sie, als ich gerade aus Norwegen zurückgekehrt war, wie du jetzt.
Ich glaube, reisen ist die beste Art überhaupt, Kummer zu vergessen. Schöne Zeilen sind das. Apropos Libelle - das läßt mich an die Vorbeifahrt an einem Felsen denken, in dessen Stein ich deutlich das Abbild einer Libelle zu erkennen glaubte.
n o r d w e g e n
im flügelschlag einer libelle dein herz, nordwegen
im licht am polarmeer flirrend mein schmerz, nordwegen
im moos auf den felsen, felsen wie tieren, rücken von walen, umfluteten bergen
ruf dich im farnwald, zauber im regen, winde im herzschlag, elchspur daneben
wolke jagt adler, adler jagt möwen, frieden am nordmeer, walknochen liegen
brandung singt abschied, seh dich noch einmal, und lauf dir entgegen
im flügelschlag einer libelle...
"Walfisch träum mich"