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Weltentänzerischer Jahresrückblick

Ja, ja, die Jahresrückblicke - von vielen gehasst und auch ich bin nicht unbedingt verrückt nach ihnen, aber manchmal ist es trotzdem gut, ein vergangenes Jahr nochmals aus der Vogelperspektive zu betrachten. Es war kein leichtes Jahr, obwohl meine Lebensumstände an sich leichter geworden sind. Zuviele Altlasten aus den Jahren davor fordern noch ihre Aufmerksamkeit und beherztes Anpacken. Von der Gesundheit müssen wir gar nicht reden. Wenn es so bleibt, wie es jetzt ist, bin ich schon froh. Und dennoch hatte ich in diesem Jahr ebenfalls trotz allem das Gefühl, unglaublich viel Glück zu haben, ja sogar beschützt zu werden. Es klingt verrückt, doch es ist tatsächlich so, als würde mich jemand unaufhörlich vor die größten Herausforderungen stellen, aber dabei sehr genau darauf achten, daß ich auch immer die richtigen Hilfen, Eingebungen und Zufälle bekomme, um diese meistern zu können. Meine Intuition setzt mich seit einiger Zeit oftmals in Erstaunen. Die hilfreichsten und dabei manchmal verrücktesten Tips erhalte ich meist von ihr, was mich aber trotzdem nicht daran hindert, Bücher zu lesen. Gerade Bücher, die einem unverhofft in die Hände flattern, können große Aha-Erlebnisse auslösen, so als hätten sie nur darauf gewartet, einen zu finden.

Eines dieser Bücher ist für mich "Schluß mit dem Eiertanz" auf welches mich jemand bei Twitter aufmerksam machte, ein Buch für Angehörige von Personen mit einer Borderline-Störung. Es hat mich noch im letzten Monat dieses Jahres einerseits erleichtert und andererseits erschüttert, weil die Erkenntnisse nicht so einfach zu verdauen sind. Zum einen die Erkenntnis, daß die Person, zu der ich mich einst in medizinisch-therapeutische Behandlung begab und die mich seitdem anonym über das Internet 'verfolgt', sehr wahrscheinlich unter dieser Störung leidet. Auf einmal ergeben die phänomenale Unlogik seiner Gedanken, die Rücksichtslosigkeit und Gehässigkeiten, die vielfältigen Bloginszenierungen und Lügen, das, was er von mir denkt und anderen über mich erzählt, einen Sinn. Ich kann nur hoffen, daß er es irgendwann schafft, Verantwortung für sich selbst und sein Handeln zu übernehmen, denn das ist der erste Schritt, um geheilt zu werden, oder zumindest die Situation zu verbessern. Es ist eine große Erleichterung zu erkennen, daß das ganze Piesacken nur wenig mit meiner Person oder meinem Verhalten zu tun hat und ich nichts falsches getan habe, außer vielleicht, zu viel dazu einzuladen, meine Grenzen zu übertreten. Und ich muß feststellen, daß es nicht immer die Aussprache ist, die eine Situation löst, sondern die Auflösung auch von ganz anderer Seite kommen kann, wenn eine Aussprache aufgrund der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen nicht möglich ist.
Doch die noch viel wichtigere Erkenntnis ist die, daß ich in fast allen Situationen, die in dem Buch beschrieben sind, meinen Vater wiedererkenne. Das, was dort über die Folgen für die Kinder steht, die bei einem Borderline-Elternteil aufwachsen und die Verhaltensweisen des Borderline-Elternteils seinen Kindern gegenüber könnte ich fast alles unterschreiben. Und auch hier ergibt auf einmal der rote Faden in meinem Leben Sinn, der mich immer wieder mit solchen Menschen in Berührung bringt. Ich werde das bei meinem nächsten Termin mit der Psychologin besprechen, um sicher zu sein, daß ich mich nicht täusche. Und ich bin froh, daß ich eine Psychologin als Ansprechpartner habe, die mich nicht indoktriniert, mir sagt, wie ich zu sein oder was ich zu tun habe, sondern mir wirklich zuhört und mir gute Ideen für neue Denk- und Verhaltensweisen gibt, die ich bisher übersehen habe. Wenn da nicht diese eine Ärztin in der Strahlenklinik gewesen wäre, die sich etwas mehr um mich gekümmert hat und mir einen Termin in der onkologischen Praxis besorgte, wäre ich nicht auf sie gestoßen. Auch hier scheint eine Kette von Zufällen, die mich jeweils zu genau den richtigen Personen brachte, abgelaufen zu sein, denn das normale Verfahren war das nicht.

Ich habe mich in diesem Jahr sehr verändert, nicht unbedingt äußerlich, mehr in meinen inneren Abläufen und Reaktionsmustern. Und ich stelle fest, daß es Spaß machen kann, sich zu verändern, auch wenn es meist nicht ohne Schmerzen abläuft. Doch gerade der größte Schmerz kann auch der beste Freund und Helfer sein, wenn man ihn zuläßt und zuhört, was er zu erzählen hat. Das Leben ist Veränderung und das Leben liebt Menschen, die mitmachen. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie in diesem ganzen Puzzlespiel aus Anschauungen, Glaubens- und Denkmustern es manchmal reicht, ein winziges Puzzleteil umzudrehen, um ganz neue Horizonte und Bilder von der Welt zu eröffnen. Und es passiert ständig, ob man will oder nicht. Seit ich das Gefühl habe, ein ganz neues zweites Leben geschenkt bekommen zu haben, achte ich viel mehr auf mich und lerne nach und nach, meine Grenzen besser zu beschützen und für mich einzutreten, auch egoistischer zu sein. Doch es ist paradox - je mehr man für sich selbst einfordert, um so mehr wächst die Bereitschaft zu geben, wenn auch nicht unbedingt das, was andere von einem erwarten.
Im zweiten Halbjahr folgten ein Schock nach dem anderen durch das Verhalten dieser Person, welches mir teilweise die Luft zum Atmen abschnürte und mein Blut in den Adern gefrieren ließ, und das während um mich herum Chaos herrschte. So langsam taue ich wieder auf, komme zur Ruhe und das Chaos hat sich ebenfalls gelichtet. Die Mühen haben sich gelohnt. Es heißt ja, daß der ärgste Feind manchmal der beste Freund auf der Seelenebene ist, weil er es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen mit Dingen zu konfrontieren, die nach einer Veränderung verlangen. So gesehen, sollte ich für das, was in diesem Jahr geschehen ist dankbar sein, auch wenn es nicht immer das war, was ich mir gewünscht hätte und immer noch weh tut.

Und mein schönstes mißglücktes Foto des Jahres ist dieses hier. Ich erkenne darin einen Engel. Ihr auch?

Engel
Herr B. - So, 23:44

Das ist doch ein schönes Resümee! So wie Dir geht es mir auch - ich bin dankbar für viele Dinge, die waren, die auch schmerzhaft waren, mich aber trotzdem weiter brachten.
In diesem Sinne: Machen wir das Beste draus und nehmen die Erfahrungen mit ins neue Jahr, auf dass es noch besser werde! Alles Gute.

Ja,

vielleicht sind solche Jahre sogar wertvoller, als die leichten und lockeren. Danke, dir auch alles Gute für das neue Jahr!
Herr B. - So, 23:53

Ich weiß nicht, glückliche, lockere Jahre hätte ich auch gern mal wieder :)
In jedem Fall vielen Dank für die guten Wünsche.

Stimmt,

ab und zu wären die doch mal ganz schön. ;o)
Chutzpe - So, 23:51

Ja ich seh den Engel auch!

Ich glaube, ich muss auch mal einen Rückblick schreiben - tue ich eher ungern - da mich ja die gaaanz alten Geschichten so sehr verfolgen - das Zeug zwischendrin vergesse ich immer schnell und das ist gut so.

Der Pressechef hat mir vorhin vorgelesen, wer dieses Jahr so gestorben ist - die meisten waren bereits wieder aus meiner Erinnerung verschwunden und von manchen wusste ich nicht mal mehr, dass sie gestorben waren, sondern hatte sie noch als krank in Erinnerung *schulterzuck*

Borderliner sind etwas echt übles, vor allem ab einer gewissen Ausprägung der Störung - sollte es sich bei der Person um einen Therapeuten handeln, würde ich dafür sorgen, dass er nicht mehr praktizieren darf - das geht ja gar nicht.

Für das neue Jahr wünsche ich dir nur das Beste etc. pp!

Ich

würde nicht sagen, daß Borderliner etwas Übles sind, sondern daß die Störung an sich etwas Übles ist, aber nicht mit dem Menschen gleichgesetzt werden sollte. Es gibt Menschen, die schaffen es durchaus, sie in den Griff zu bekommen.

Danke, ich wünsche dir auch nur das Beste!
Chutzpe - Mo, 00:29

Darum sage ich ja, dass es sich auf die Ausprägung ankommt.

Dankefein
licht - Di, 02:19

Hmm..."nur wenig mit meiner Person oder meinem Verhalten zu tun hat und ich nichts falsches getan habe, außer vielleicht, zu viel dazu einzuladen, meine Grenzen zu übertreten"... klingt so, als ob Du Dir wegen der Geschichte immer noch Schuldvorwürfe machst. Verstehe ich nicht, schließlich ist er doch dafür verantwortlich gewesen, dass die professionelle Distanz gewahrt blieb. So wie ein Lehrer zu seinen Schülern professionelle Distanz wahren muss. Wenn er dann mit einer Schülerin anbändelt, dann trägt er alleine die Verantwortung.

Darum geht

es gar nicht, sondern um sein zwischenmenschliches Verhalten, was aber nun durch die Borderline-Störung erklärbar ist. Und es ist nicht so, daß ich mir Schuldvorwürfe mache. Das habe ich noch nie. Aber ich dachte immer, es gäbe irgendetwas aus der Welt zu räumen und mir den Kopf darüber zerbrochen. Doch damit habe ich bereits im ersten Halbjahr des letzten Jahres aufgehört, weil ich gemerkt habe, daß er kein normales Verhalten zeigt. (Und letztendlich weiß ich wie immer nicht hundertprozentig, ob es diese Person überhaupt ist. Es bleibt nur meine Vermutung.)
books and more - Di, 03:36

Liebe Zuckerwatte, ich wünsch' Ihnen ein SUPER Jahr 2013!
Mit herzlichen Grüßen
B.

Lieber Books and More,

das wünsche ich Ihnen auch. Und ganz viel Gesundheit uns beiden.
Danke.
g a g a - Di, 20:59


Ein

bißchen fühle ich mich ja, als würde ich einem Engel von unten unter den Rock gucken. ;o)
g a g a - Di, 22:04

Verstehe. Aber macht nix - einem Engel ist nichts Menschliches fremd, sonst könnten sie für uns arme gefallene Engel schließlich nicht so hilfreich sein. Das gehört einfach mit zur Kernkompetenz.

Ja,

genau. Ihnen macht das sicher überhaupt nichts aus. Entzückender Anblick. ;o)
g a g a - Di, 22:12

P.S.
es geht natürlich auch etwas angezogener. Nicht, dass es heißt, die Berliner Engel wissen nicht, wie man sich schicklich kleidet.

Das

ist dann aber wirklich nur der Hauch einer Verhüllung. Ähnlich wie diese tief geschnittenen Jeans, bei denen man sofort im Freien steht, wenn man sich bückt. *gg*

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