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Donnerstag, 12. Januar 2006

Hund oder Schwein?

Als ich heute wie stets donnerstäglich auf dem Weg zum Supermarkt war, lief kurz hinter mir ein Pärchen mit zwei Hunden. Zumindet glaubte ich, dass es Hunde waren, während ich sie im Dunkeln überholt hatte. Doch hinter meinem Rücken hörte ich plötzlich so ein lautes Grunzen, dass ich hätte schwören können, irgendjemand führt ein fettes Schwein spazieren und mich schon von einem wilden Eber verfolgt fühlte. Schließlich konnte ich meine Neugier nicht mehr zügeln und sah mich demonstrativ um. Doch was ich sah, war ein Hund, ein massiger Bullterrier mit platter Nase, der beim Laufen grunzte wie eine Sau.

Ulysses - ein Selbstversuch mit Folgen oder die Kunst, einen Berg zu besteigen - Tag 2 - Seite 1-13

Es ist soweit. Endlich beginnt er wirklich, mein neuer atemberaubender Selbsterfahrungsbericht in Fortsetzungen. Ich mache darauf aufmerksam, dass dieser Selbstversuch einiges an Risiken birgt, sowohl für mich, als auch für meine werten Leser. Partikulare geistige Verwirrtheit, verzweifelte Besäufnisse und/oder unüberwindliche schlafhypnotische Zustände sind nicht ausgeschlossen und können eventuell zum vorzeitigen Abbruch des Experiments führen.

Auf den ersten Seiten faszinierten mich die Bleistifthervorhebungen meines Vaters fast noch mehr als der Text (im übrigen bemerkt man beim Blättern aber, und an dem Lesezeichen, welches immer noch dort steckt, dass er bei Seite 61 aufgegeben hat):

"...die grüne zähe Gallenmasse, die sie unter lautem Stöhnen in Brechanfällen ihrer verfaulenden Leber entrissen hatte."

..."was für ein syphilitischer Saufkopp da den Hintern drin gehabt hat."


Also ich wüsste ernsthaft keinen Grund, der irgendjemanden dazu bewegen sollte, diese Stellen zu unterstreichen und ein dickes Ausrufezeichen dahinter zu kritzeln.

Lustig ist auch das Latein-Raten. Ich habe ja nun während meines Studiums nur das kleine Latinum gebraucht, besitze aber auch in einigen romanischen Sprachen ein paar Grundkenntnisse, sowie einen Semesterabschluss in allgemeiner Sprachwissenschaft. Wenn ich das alles zusammenkratze, kann ich die Lateinbegriffe ziemlich gut enträtseln. Aber für den Fall, dass es mal nicht klappt, gibt es da dieses hinreissende kleine Begleit-Vokabelheft zum Buch.

Tagesfazit: Noch immer voll motiviert.

Ulysses - ein Selbstversuch mit Folgen oder die Kunst, einen Berg zu besteigen - Tag 1, Stunde 0 - Die letzte Seite

Ein jungfräulicher Blick in die beiden Bände und schon ergeben sich die ersten bohrenden Fragen, die allerdings noch gar nicht das Werk des Autors, sondern nur die Anmerkung des Übersetzers auf der letzten Seite betreffen:

Es gibt zur Zeit (mit zur Zeit ist hier 1980 und eine Ausgabe aus der Deutschen Demokratischen Republik gemeint - Anmerk. von Zucker) immer noch keinen zuverlässigen, fehlerfreien englischen Text des Ulysses: alle Ausgaben des Originals sind unverhältnismäßig korrupt.
(Hä? Was soll mir das denn jetzt sagen? Muss ich etwa sozialistische Zensur befürchten? *verwirrt ist*)

Die Herausgeber haben aber alle ihnen bekannten, d.h. publizierten oder von Joyce-Forschern in Textstudien vorgelegten, Emendationen geprüft und nach und nach Möglichkeit einbezogen, so daß der Text in Einzelheiten von anderen gängigen Texten abweicht. Besonders im letzten und vorletzten Kapitel konnten dadurch Ergänzungen gebracht werden.
(Aha!)

An die Übersetzung und ihre Durchsicht sind rund fünf Jahre verwendet worden, - dem hohen Schwierigkeitsgrad des Buches glauben es allerdings Übersetzer und Herausgeber schuldig zu sein, weiter an der Übersetzung arbeiten zu sollen.
(Ist sich der Übersetzer wirklich sicher, dass er Deutsch kann?)

Es ist denkbar, daß sie in einer späteren Auflage an einzelnen Stellen zu anderen Lösungsvorschlägen als den hier gemachten gekommen sein werden.

Hm, sollte diese Bemerkung auf der letzten Seite tatsächlich aus der Feder des Übersetzers stammen, so habe ich den klitzekleinen Verdacht, dass es wahrscheinlich nicht die Schuld des Autors sein wird, wenn ich das Buch nicht verstehe.