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Samstag, 3. Juni 2006

Unkraut vergeht nicht....wie steht es mit dem Glück?

Zum Fenster er sein Köpfchen wendet
- von dem Lichte ganz geblendet -
sich verschlafen streckt und reckt,
von der Sonne aufgeweckt
fragt sich staunend dann der Klee:
Wo ist er hin, der viele Schnee?

Ganz genauso fragte ich mich im letzten Herbst, wo der viele Klee hin ist, denn die Stengel fielen einer nach dem anderen ab, bis nichts mehr übrig war außer die karge Erde. Doch dieser Glücksklee scheint unausrottbar zu sein, denn aus eben dieser trockenen, staubigen Erde sprießen tatsächlich nun wieder neue Blätter. Es ist unglaublich! Bleibt zu hoffen, dass mit dem Glücksklee auch das Glück wieder Einzug hält.

Zurück aus dem Krankenhaus

Zuerst habe ich meine Mutter abgeholt und habe ihr noch geholfen, weiteren Müll wegzuschaffen, den sie aus dem Schlafzimmer sortiert hat. Sie meinte, sie ist froh, dass er es noch bis in den Korridor geschafft hat, von da haben sie ihn dann abgeholt. Sie hätte niemanden ins Schlafzimmer lassen können, bzw. die wären wohl kaum alle bis zu ihm durchgekommen. Unter anderem hat sie mir auch ein Gerät gezeigt, dass sie gefunden hatte und mich gefragt, was das ist. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein kleiner Heizlüfter, doch als ich unten aufs Etikett schaute, stand da was von Funktechnik. Sie hat es ebenfalls rigeros in die Kiste für den Keller gepackt, denn auch wenn er wiederkommt, muss ja da eventuell mal eine Pflegekraft ins Zimmer gehen können, ohne dass meine Mutter dabei im Erdboden versinkt.

Im Krankenhaus war kein Arzt da, aber ein junger Pfleger (ein sehr gutaussehender Pfleger im übrigen), welcher uns erklärte, dass der Bauchraum heute bei der Öffnung schon besser aussah.
Er liegt weiterhin im künstlichen Koma, doch auch wenn es sich heute besser angehört hat, bin ich skeptisch, ob das so bleibt, denn die nächste Woche wird von den Gestirnstellungen her noch mal kritisch für ihn. Aber letztlich kann man es nicht wissen. Der Arzt meinte am Telefon zu meiner Mutter, wenn er das übersteht, dann übersteht er noch so manches. Und wir wissen eigentlich gar nicht, ob wir uns das wünschen sollen. Meine Mutter erklärte schon beim Teetrinken, dass sie, sollte er nochmal wiederkommen, nie wieder würde verreisen können. Das könne sie dann nicht mehr verantworten. Ich habe sie gefragt, ob sie wirklich die 10 Jahre, die sie vielleicht noch hat, und in denen sie noch einigermaßen rüstig ist, für einen unleidlichen und aggressiven Kranken opfern will. Jedenfalls muss da eine Lösung gefunden werden, auch wenn er sich noch so sehr sträubt und keinen anderen sehen will. Schließlich will sie ja auch noch was vom Leben haben.

Aber wie er da so an den Schläuchen liegt, kann er einem schon leid tun. Heute war noch ein zweiter Patient im Zimmer, eine alte Frau, die gestern wohl noch nicht da war, und was meine Mutter ziemlich störte. Wir haben uns dann an sein Bett gesetzt, ich habe seinen Unterarm gestreichelt (an die Hände ist man garnicht ran gekommen, weil die so dick bandagiert, festgeschnallt und geschwollen waren) und habe mich an einer Lichtmeditation versucht, in der ich ihn einbezogen habe. Das ist natürlich Schwachsinn, aber man hat irgendwie das Gefühl, was Konstruktives zu tun und kann sich auch gut selbst damit ablenken. Spontan fühlte ich mich an Tante Bianca erinnert, meine Kristalle habe ich allerdings zu Hause gelassen.

Wie ich so in dem Krankenhaus war, fiel mir auf, dass ich schon seit Ewigkeiten in keinem mehr gewesen bin. Ist auch besser so, denn allein die leeren Betten auf dem Flur hinterlassen bei mir ein beklemmendes Gefühl. Liegt vielleicht auch daran, dass mich dieses Bild, wie das Licht aus den Fenstern auf das weiße Bettzeug fällt, an meinen eigenen Krankenhausaufenthalt mit zweieinhalb Jahren erinnert. Meine Eltern behaupten immer, ich könne mich daran nicht mehr erinnern, aber ich weiß ganz genau, dass ich in einem Bett auf dem Flur des Krankenhauses lag, welches genau an einem Fenster stand.

Eigentlich findet heute die Geburtstagsparty zum 50. Geburtstag der Freundin meines Bruders statt, doch meine Mutter hat abgesagt und ich auch, man ist jetzt einfach nicht in der Stimmung für sowas, was K. aber auch versteht.

PS: Mein Deutsch ist heute furchtbar.

...

Meine Mutter teilte mir mit, dass die zweite Operation, wo sie ihn nochmal spülen, statt wie geplant heute vormittag erst am Nachmittag stattfindet, d.h., wir können auch erst später ins Krankenhaus. Ich hab mich nun doch entschieden mitzugehen (falls ich nicht kurz vorher noch kneife), da ich mich soweit gefangen habe, dass ich guter Hoffnung bin, nicht direkt am Krankenbett in Tränen auszubrechen, was ich für das Schrecklichste halte, was dem Kranken passieren kann. Zumindest muss ich immer daran denken wie meine Mutter einige Male an meinem Krankenbett saß, mit der unausgesprochenen Angst, ich könnte ihr unter den Fingern wegsterben und was für mich auch ziemlich schlimm war, weil man sich dann selbst noch Vorwürfe macht, aber gar nichts tun kann. Außerdem hatte ich erst vor wenigen Monaten ein Bild vor mir, wo mein Vater im Krankenhaus an Maschinen angeschlossen war und ich bei ihm saß. Damals war das so eine Art Tagtraum, den ich meiner überschießenden Phantasie zugeordnet und wieder abgeschüttelt habe. Jetzt fiel er mir wieder ein und gab mir auch einen Anstoß für die Entscheidung.

Inzwischen habe ich zu nichts anderem Lust, als trotz der Kälte auf dem verregneten Balkon zu sitzen und in die Bäume zu schauen. Irgendwie hat der Regen etwas Tröstendes an sich, es ist seltsam. Und es ist auch die einzige Möglichkeit, an nichts zu denken. Sobald ich anfange etwas anderes zu machen, beginne ich wieder zu grübeln.

...

Gerade ist die edle Spende eines großzügigen Herrn hier eingetroffen, die Gedichtsammlung sämtlicher Bachmann-Gedichte. Vielen Dank nochmal an den Herrn Wunscherfüller. Zur Zeit ist mir nicht so sehr nach Lesen, aber ich werde es sicher und in Muße nachholen. ;o)