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Montag, 12. Juni 2006

Die Geschichte, die NICHT "Auf geheimer Nachbarschaftsmission" heißt - Teil 13

Missmutig klappte ich das Laptop zu und blickte in den schwülstig pinkfarbenen Abendhimmel, der sich inzwischen etwas gelichtet hatte. Dann stand ich auf und tappte in den Flur, um das kleine Kärtchen zu holen, das noch immer auf einem der Bücherstapel lag. Ärgerlich nahm ich das oberste Buch, dessen Umschlag einen noch schwülstigeren, künstlichen Abendhimmel zeigte, sowie eine Frau auf einem Pferd, deren langen roten Haare sich flammend mit dem Sonnenuntergang vereinigten, während ihre vollen, bebenden Lippen vor Speichelfluss glänzten, und drehte es mit der Titelseite nach unten, nicht zu vergessen mit dem Buchrücken zur Wand.
Die Visitenkarte lag angenehm geschmeidig und doch fest in der Hand, eine leichte Prägung im Karton umrahmte die anthrazitfarbenen und schön geschwungenen Lettern:
Robert van der Maydbrink – was für ein Name! In Gold würde er sich ja noch besser machen, aber das hätte ich wohl etwas angeberisch gefunden.

Ich tippte seine Telefonnummer in mein Telefon, doch überlegte ich es mir anders und löschte wieder alles. Bei dieser Gelegenheit löschte ich auch gleich alle anderen Nummern in meinem elektronischen Datenspeicher. Sofort deaktivierte ich ebenfalls die Mailbox und da ich nun schon so weit fortgeschritten war, außerdem die Rufnummernanzeige. Nach dieser Entrümpelungsaktion griff ich mir ein paar saubere Sachen, riss mir den lila Handtuchturban vom Kopf und kleidete mich an. Die Haare schlackerten wie abgeschreckte Spaghetti von meinem Kopf herunter. Wieso haben diese Frauen auf diesen Buchumschlägen eigentlich immer diese fantastischen Haarmähnen?

Nach etlichen Kilo Volumenspray war auch meine Mähne einigermaßen brauchbar. Ich verließ die Wohnung und posierte vor der Tür meines Nachbarn, während ich zweimal klingelte.
Langsam öffnete sich die Tür und Herr Luchterhand schaute mich mit kugelrunden Augen an.
Er trug diesmal nur ein grau-gestreiftes Herrenhemd ohne Weste und einer der Hemdzipfel hing aus dem Bund seiner schwarzen Stoffhose. An seinem Arm, den er an den Türrahmen gelehnt hatte, fiel mir eine goldfarbene Armbanduhr ins Auge.

„Ähm...“ begann ich, „ich war heute im Keller und da ist mir aufgefallen, dass Ihre Kellertür offen steht.“

Er starrte mich weiter an, als hätte er nichts gehört. Aus seiner Wohnung zog der Duft von brutzelnden Bratkartoffeln. Ich fürchtete, dass mein Magen gleich laut knurren würde.

„Ich dachte nur, weil da jeder rein kann. Ich habe gesehen, äh, flüchtig im Vorbeigehen, dass Sie da wohl teurere Werkzeuge aufbewahren.“

Irgendwie hatte ich für einen kurzen Moment den Eindruck, dass er seine Gesichtsfarbe gewechselt hatte, doch als ich genauer hin sah, konnte ich keinen Unterschied entdecken.

„Ach so. Ja, danke.“ wurde er jetzt lebendig. „Das ist nett, dass Sie mich darauf aufmerksam machen. Ich werde gleich hinuntergehen und äh....abschließen.“

„Nichts zu danken. Vielleicht könnte ich mir ja mal das eine oder andere Gerät borgen?“

Ich merkte, dass Herrn Luchterhand das Gespräch sichtlich unangenehm war. Um genauer zu sein: er wand sich wie ein arthritischer Aal, wobei seine grauen Schläfenlocken leise zitterten.

„Für die Renovierung, meine ich. Ich weiß noch nicht, was da alles weiter auf mich zukommt und habe auch nicht viel Ausrüstung zu Hause.“

Er schien etwas erleichtert.

„Ja, kein Problem. Fragen Sie mich einfach.“

Ich merkte, dass er Anstalten machte, das Gespräch zu beenden und schaute interessiert auf das Schwarz-Weiß-Poster, welches halb von seinem Körper verdeckt wurde, und das ich nun als einen alten Stich identifizierte. Das Licht im Hausflur verlöschte mit einem kleinen Surren.

„Ist das nicht das Winterpalais in St. Petersburg?“ fragte ich, wobei ich mit dem Kopf in Richtung des Bildes nickte und gleichzeitig auf den Lichtschalter drückte. „Es gefällt mir.“

„Ja“, antwortete er sofort. „Das ist noch ein altes Poster meiner Freundin.“
Seine Gesichtszüge entspannten sich und wurden weicher.

„Ach? Ich habe ihre Freundin noch nie gesehen. Wohnt sie auch hier?“

„Nicht mehr.“ Während er das sagte, schaute er auf irgendeinen fernen Punkt neben mir.

„Ach nein? Wie schade. Was macht sie denn?“

Noch immer musterte er aufmerksam irgendetwas im schrägem Winkel zu meiner eigenen Erscheinung.

„Sie ist verschwunden.“

„Wie jetzt? Was.....?“

„Sie ist vor zehn Jahren verschwunden und wurde danach nie gefunden.“

„Das reimt sich.“ dachte ich, doch stattdessen sagte ich: „Das tut mir leid.“

„Ja.“ überrascht schaute er mich direkt an und lächelte ein winziges, schiefes Grinsen. „Das ist eine lange Geschichte.“

Er schien sie mir nicht erzählen zu wollen.

Doktorspiele im Büro

Ich liege in meinem Bett mit einem riesigen Berg von Plüschtieren im Arm. Irgendjemand tappt an meinem Bett vorbei und sagt: "Sind das viele Kuscheltiere!"

Danach bin ich auf Arbeit und mir gegenüber sitzt eine Frau mit kurzen blonden Stoppelhaaren, die ich als Kollegin nicht kenne. Sie berechnet irgendwelche Zahlen und meint, dass da irgendwas nicht stimmen würde. Kollege K. ist mit dabei und erklärt ihr, dass man etwas bei einem bestimmten Vorgang nicht sehen konnte, als wäre das sein Bier gewesen, aber eigentlich war das mein Vorgang. Ich stimme ihm deshalb darin zu, dass man das nicht sehen konnte, sage zu der Frau aber auch, dass das meins ist und wenn ein Fehler, dann meiner. Die Frau erklärt, dass sie das wieder hinbiegen könne, wenn sie es anders rechnet.
Danach will K. mein Herz mit einem Stethoskop abhorchen. Ich wundere mich nicht weiter darüber, da er wie jeder Sachbearbeiter für die Klienten ein Stethoskop besitzt und ebenfalls sowas wie ein Arzt ist. Er horcht also mit dem Stethoskop an meinem Rücken und bemerkt dabei das dunkelblaue Achselhemd, welches ich im Traum unter meinem Oberteil trage, worauf er sagt: "Hey, du trägst ja Unterhemden!". Dann erklärt er mir, dass alles in Ordnung ist und ich gehe davon aus, dass er das Herz meint.

Also langsam ist es echt auffällig, wie oft ich von K. träume. Mal ist er Coiffeur, mal Arzt, mal reicht er mir eine mit Schnaps gefüllte Schale, nur Sex will ich keinen mit ihm. Wenn er das wüßte! (Oder wenn A. das wüßte, oder M.!) *lol*