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Dienstag, 18. Juli 2006

Neues aus dem Krankenhaus

Anscheinend will das Krankenhaus jetzt meinen Vater ganz schnell abschieben. Ein bißchen wundert mich das ja, zumal die Wunde noch fingerbreit offen klafft, aber die Ärzte meinen, in einem Pflegeheim kann die genauso gut versorgt werden. Das Zuhausepflegen ist definitiv vorerst ausgeschlossen, da mein Vater sich ja nicht mal alleine auf die Seite drehen kann und viel zu schwer ist für meine Mutter, auch wenn das mit der medizinischen Versorgung irgendwie geregelt werden würde. Meine Mutter musste ganz überraschend heute zu einem Gespräch zum Sozialdienst, wo mit ihr alles Nötige besprochen wurde und sie gleich einwilligen sollte. Das hat sie erstmal noch nicht getan, hat aber mit meinem Bruder noch ein anderes Pflegeheim ebenfalls ganz in der Nähe aufgetan, welches 500 € billiger ist und außerdem evangelisch. Sie haben es sich angeschaut und meinen, dass es auch sehr schön dort ist, allerdings nicht ganz so "feudal" wie das andere und dass er dort, dadurch dass es kirchlich ist, wahrscheinlich besser aufgehoben ist. Ich bezweifle zwar, dass es für ihn noch irgendeinen Unterschied macht, ob kirchlich oder nicht, aber wenn sie es sich angesehen haben und es in Ordnung finden, dann wird es schon so sein. Jedenfalls hat meine Mutter dort jetzt ein Zimmer freihalten lassen und da nun vom Krankenhaus aus alles ganz schnell geht, kann es sein, dass er nächsten Montag bereits im Pflegeheim ist. Weil mein Bruder die juristische Betreuung übernommen hat, muß mein Vater selbst keine Einwilligung mehr geben.

Meine Mutter hat heute versucht, meinen Vater vorsichtig darauf vorzubereiten und ihm einen Zettel geschrieben, dass er erstmal in ein Pflegeheim muss. Sollte sich sein Zustand irgendwann bessern, ist natürlich jederzeit noch die Option offen, dass er wieder nach Hause kommt. In dem Heim kann man wohl auch Physiotherapeuten an das Bett bestellen, die dann versuchen, ihn zu aktivieren. Wenn er wenigstens sitzen könnte, wäre das ja schon nicht schlecht, denn dann könnte man ihn auch mal irgendwo in den Park fahren und er müßte nicht immer im Bett liegen. Andererseits kam mir heute der etwas sarkastische Gedanke, dass er nun genau hat, was er immer wollte. Denn er wollte ja schon vorher, bevor er ins Krankenhaus kam, nur noch liegen, aus Schmerzen wie er sagte, und jetzt wird er sogar noch im Bett gefüttert und muss nicht mal mehr für das Klo aufstehen. Aber auch bevor er diese Schmerzen und die Hautgeschichte am Po hatte, war er ein Bewegungsmuffel, hat sich kaum vom Fleck gerührt und gerne andere gescheucht. Ich glaube ja so ein bißchen, dass in jeder Krankheit irgendwie auch eine Botschaft steckt und bei seiner Krankheitsgeschichte muss ich unwillkürlich immer an die Redewendung "Feuer unterm Arsch machen" denken. Aber diese seine Konflikte muss er ganz alleine mit sich ausmachen oder auch nicht, da kann ihm keiner helfen, erst recht nicht, wenn er stets jede weiterführende ärztliche Hilfe abgelehnt hat.
Nachdem er den Zettel gelesen hatte, schüttelte er zweimal mit dem Kopf, was wohl heißen soll, dass er nicht will, zumindest schüttelt er beim Essen auch immer den Kopf, wenn er nicht mehr will. Und ich kann mir vorstellen, dass es schwer für ihn ist zu akzeptieren, dass er sozusagen vom einen Tag auf den anderen ein Pflegefall geworden ist, genau das, was er immer von sich weggeschoben hat und nicht sehen wollte, dass sowas tatsächlich eintreten kann. Er war zwar vorher auch schon alles andere als rüstig und lange alleine konnte man ihn nicht mehr lassen, aber er war zumindest nicht ständig und bei allem auf fremde Hilfe angewiesen.

Ansonsten hat meine Mutter auf meinen Eindruck hin die letzten Tage mehr Erdbereren mit ins Krankenhaus genommen und sagt, dass er die wirklich alle ratzekahl weggefuttert hat. Heute sei er sogar regelrecht gefräßig gewesen. Nachschub ist bereits da.

Toll. Der Tag geht schon richtig gut mit einem Anschiß los.

Heute war ich, wie das ab und zu der Fall ist, erst 5 Minuten nach 9 Uhr an meinem Platz im Büro. Ich kam wie immer mit einer Kollegin zusammen, die regelmäßig mit dieser Bahn fährt und als wir aus dem Fahrstuhl stiegen, stand schon meine Chefin so auffällig unauffällig im Flur herum. Kurze Zeit später kam sie zu mir und gab mir einen Rüffel, weil ich angeblich meistens zu spät komme und da irgendwelche Leute drüber reden. Die andere Kollegin hat auch ihr Fett weg bekommen, wie sie mir gleich darauf erzählte. Das Lustige an der Sache ist ja, dass ich gerade zur Zeit so gut wie überhaupt nicht zu spät komme. Es gab auch mal Zeiten, wo das wirklich oft vorgekommen ist, wie im letzten Herbst, wo auf meiner Busstrecke gebaut wurde, und man manchmal wegen der Staus ewig warten musste, bis überhaupt was fuhr. Da ich ja dann auch noch zweimal umsteigen muss, summiert sich dann natürlich in der Zeit, wenn man jeweils auf eine noch spätere Bahn warten muss. Aber gerade jetzt bin ich normalerweise vier Tage die Woche bis spätestens Punkt 9 Uhr da und im Schnitt einen Tag, wo ich erst einen Bus später kriege, dann meist 5 Minuten nach. Allerdings bin ich ja der Meinung, dass ich auch dann nicht zu spät bin, denn in den Vorschriften heißt es, dass die Zeit mit Betreten des Betriebsgeländes zählt und da dieses groß ist und es mindestens 5 Minuten wenn nicht mehr, dauert, bis ich es überquert, auf den Fahrstuhl gewartet und oben angekommen bin, bin ich eigentlich auch dann noch pünktlich. Das habe ich meiner Chefin aber nicht gesagt, denn ich habe keine Lust mich durch Besserwisserei mit ihr anzulegen. Und die Kollegen, die komischerweise nur bemerken, wenn ich etwas später da bin, aber nicht, wenn ich ganz normal komme, wird das wahrscheinlich eh nicht interessieren. Die Kollegin, die ich in der späteren Bahn immer treffe, meinte ganz fertig zu mir, dass sie es nicht eher schafft und sie hat es wirklich ziemlich blöd, weil sie noch weiter draußen wohnt, wo die Bahnen nur alle 20-30 Minuten fahren. Dementsprechend früher müßte sie dann auch los. Bei mir sind es jeweils nur 10 Minuten, allerdings habe ich das Risiko, erst mit dem Bus fahren zu müssen, wo man sich schlecht auf die Zeiten verlassen kann oder sogar mal einer ausfällt, was bei der Bahn in der Regel nicht der Fall ist. Na jedenfalls habe ich ja und amen gesagt und werde mich jetzt bemühen auch noch den fünften Tag in der Woche den früheren Bus zu kriegen, so sehr mich das auch wegen gewisser Dummbrote ärgert. Und das Ende vom Lied ist, dass ich mich aus Ärger schon am Morgen nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren kann, was mir aber sowieso zur Zeit schwer fällt, da ich mit meinen Gedanken oft im Krankenhaus bin, und noch nicht ein Fitzelchen getan habe.